Schloss Strauweiler geöffnetKerker dient heute als Badezimmer
Odenthal – Ein besonderer Wunsch ist für viele in Erfüllung gegangen: Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg hat für einen Tag die Türen von Schloss Strauweiler geöffnet. Diese Gelegenheit ließen sich über 130 Teilnehmer am zweiten Tag der Rheinisch-Bergischen Geschichte am Samstag nicht entgehen.
Odenthal war Ausrichter der diesjährigen Veranstaltung, die vom Kreis seit einem Jahr angeleitet wird. Um die Organisation vor Ort kümmerte sich der Odenthaler Verein „Landschaft und Geschichte“. Einen ganzen Tag lang drehte sich alles um geschichtliche Besonderheiten der Gemeinde. Das Interesse an Schloss Strauweiler hat dabei sogar die mögliche Teilnehmerzahl übertroffen, so dass das Organisationsteam einigen bei der Anmeldung sogar absagen musste.
Umso gespannter waren diejenigen, die einen Teilnehmerschein ergattert hatten. „Als ich als Kind noch in Schildgen gewohnt habe, war Strauweiler für mich immer ein Märchenschloss, etwas Unerreichbares“, erinnerte sich Ursula Frieg, die extra aus Remscheid angereist war. „Immer sehe ich das Schloss nur von der Straße aus, endlich kann ich es mir einmal von innen anschauen“, sagte Gisela Ruhl aus Bergisch Gladbach. „Mein Vater hat allein 30 Jahre hier gearbeitet, und ist trotzdem nie hineingekommen“, erklärte Udo Harler, ebenfalls aus Gladbach. Da Prinz zu Sayn-Wittgenstein und seine Familie das Schloss privat bewohnen, finden so gut wie keine öffentlichen Besichtigungen statt.
Im Turm hängt eine der ältesten Glocken weltweit
Am liebsten hätten die Besucher auch noch den ehemaligen Kerker besichtigt, der früher oben im Turm eingebaut war. „Da badet meine Tochter jetzt drin“, sagte der Prinz lachend, „das ist jetzt ein Badezimmer.“ Bereits in den 50er Jahren war das Schloss von Prinz zu Sayn-Wittgensteins Eltern umgebaut worden. Noch weit davor, bis Ende des 18. Jahrhunderts, stand das Schloss als Amtssitz der niederen Gerichtsbarkeit für kleine Vergehen zur Verfügung - daher auch der Kerker.
Außer der Schlossführung standen auf dem Odenthaler Programm auch die Kirche St. Pankratius, das „historische Odenthal“, sowie ein Vortrag über GPS und digitale Karten. „Natürlich spielt St. Pankratius eine wichtige Rolle“, sagte Vereinsvorsitzender Randolf Link. Die Kirche sei eine der ältesten in der Region. Und nicht nur das: Im Turm hängt zudem eine der ältesten Glocken der Welt. Aktuelle Gutachten von 2002 bescheinigen ein Alter von mindestens tausend Jahren. Zum Einsatz kommt das alte Stück aber nur noch einmal im Jahr, in der Heiligen Nacht ist ihr Läuten zu hören.
Das wichtigste auf einen Blick, an nur einem Tag - die Kulturreferentin des Kreises, Susanne Bonenkamp, sieht das Motto der Veranstaltung bestätigt. Und dass es bei den Leuten ankomme, dafür spreche ja auch die hohe Teilnehmerzahl - in Odenthal waren es etwa 300. Bonenkamp blickt schon in die Zukunft: „Wir wollen diesen Tag als jährliche Veranstaltung in allen acht Kommunen des Kreises organisieren.“ Als Termin dafür ist immer der vierte Samstag im April vorgesehen. Den Anfang machte im vergangenen Jahr Bergisch Gladbach, für 2010 steht bereits Burscheid fest.