Schulplätze in KölnKritik am Vergabeverfahren für Gesamtschulen und Gymnasien

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Ein Kind protestiert gegen das Verfahren bei der Vergabe von Schulplätzen auf Gesamtschulen und Gymnasien in Köln.

Protest gegen die Schulplatzvergabe in Köln auf dem Alter Markt.

Die Initiative „Die Abgelehnten“ kritisiert, wie in Köln die begehrten Plätze an Gesamtschulen und Gymnasien im kommenden Jahr vergeben werden.

„Das wird in der gleichen Katastrophe enden.“ Enttäuscht regiert Olaf Wittrock, Sprecher der Initiative „Die Abgelehnten“, auf die Antworten der Verwaltung zur geplanten Schulplatzvergabe für das Schuljahr 2023/24. Die Stadt hat jetzt den Fragenkatalog, den die Stadtschulpflegschaft am 18. November zum Anmeldeverfahren zusammengestellt hatte, beantwortet.

Keine Meldung an mehreren Schulen

Bei den Antworten weist die Stadt erneut daraufhin, wie sich die Anmeldung von Viertklässlern für die begehrten Gesamtschul- und Gymnasialplätze im kommenden Jahr gestalten soll. Wie berichtet, wird es anderes als in diesem Jahr 2023 nicht möglich sein, ein Kind gleichzeitig an mehreren Schulen anzumelden. Dieses Verfahren hatte sich in die Länge gezogen und für ein Chaos bei der Schulplatzvergabe gesorgt. Rund 500 Kinder erhielten zunächst nicht den Platz am Wunschgymnasium. Restplätze wurden per Losverfahren vergeben.

Für das Schuljahr 2023/24 kann ein Erst- und ein Zweitwunsch für die weiterführende Schule angegeben werden. Das Anmeldeverfahren für Gesamtschulen wird vorgezogen. Bei dieser Schulform ist in Köln ein eklatanter Mangel an Plätzen. Rund 1000 Kinder wurden in diesem Jahr abgelehnt.

Forderung nach digitalem Verfahren

Einen Platz an dem gewünschten Gymnasium zu bekommen, ist − je nachdem wo man wohnt in Köln − ausgesprochen schwierig bis unmöglich. Vor allem in den südwestlichen Stadtteilen aber auch in der Innenstadt sind die Gymnasien überlaufen. Auch wenn Eltern − wie jetzt für das kommende Schuljahr geplant − einen Erst- und einen Zweitwunsch für ein Gymnasium abgeben können, müssen sie zittern, ob ihr Kind einen Platz erhält. Sind die Plätze ausgeschöpft, gibt es laut Stadt das folgende Vorgehen: „Die Erziehungsberechtigten dieser Kinder bekommen Schulen mit freier Kapazität genannt und eine individuelle Beratung, welche davon für das jeweilige Kind am geeignetsten ist.“

Für Wittrock heißt diese Antwort im Klartext: „Die Kinder bekommen die Reste der Reste.“ Seine Kritik: „Das Verfahren, dass sich die Stadt für 2023/24 überlegt hat, ist quasi eins zu eins das von vor zwei Jahren.“ Aus seiner Sicht betreibt die Stadt beim Mangel von Gymnasialplätzen ein „Schulplatzroulette“. Weiterer Kritikpunkt: Das Verfahren sei intransparent. Der engagierte Vater, dessen Sohn vor zwei Jahren große Schwierigkeiten hatte, einen Gymnasialplatz in Sülz zu bekommen, hat klare Vorstellungen, was verbessert werden könnte. Er fordert ein digitales transparentes Verfahren.

Tauschbörse als Idee für unzufriedene Eltern

Bei diesem Verfahren würden die Schulen ihre Kriterien für die Schulplatzvergabe öffentlich machen. Sie könnten auch direkt darauf hinweisen, wie viele Plätze es insgesamt gibt, wie viele schon an Geschwisterkinder gehen und wie viele noch übrig sind. Auch das Verhältnis von Jungen und Mädchen bei den bereits „reservierten“ Plätzen könnte mitgeteilt werden. „Man muss den Leuten reinen Wein einschenken. Dann können Eltern realistischer ihre Chancen auf einen Schulplatz einschätzen“, sagt Wittrock. Er plant nun, die Aufnahmekriterien der Schulen selbst zusammenzustellen und die Information online zu stellen.

Mehr Transparenz gäbe es nach Wittrocks Auffassung auch, wenn die Stadt einen Brief an die Eltern der Grundschulabgänger schriebe. Darin solle offen die Schwierigkeit angesichts fehlender Plätze an Gesamtschulen und Gymnasien kommuniziert werden. „Ich wünsche mir eine enge kommunikative Begleitung der Eltern“, sagt der Vater. Schließlich sei es sehr wichtig, das die Schulkarriere eines Kindes nicht mit dem Gefühl begönne, Verlierer des Systems zu sein. Ein weiterer Vorschlag von Wittrock ist eine Tauschbörse, die es ermöglicht, dass Eltern für ihr Kind doch noch eine Schule finden, die besser passt.

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