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Schwarzer Tag für den ehemaligen Prinzen

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Er hatte Tausenden in der Millenniums-Session mit seinen Auftritten Freude bereitet. Gestern war für Ralf Günther (46) sein persönlicher Aschermittwoch: Der Ex-Prinz und ehemalige Manager der Firma Siemens wurde zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren wegen Untreue in elf Fällen zu Lasten seines Arbeitgebers verurteilt. Die damalige „Jungfrau“ Peter Hansmann hatte mehr Glück. Der 52-jährige Geschäftsmann erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren, muss jedoch 100 000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen und 30 000 Euro Geldbuße zahlen. „Wir müssen hier eine Botschaft zeigen: Jeden Tag gehen Arbeitsplätze verloren, da helfen Millionenverluste nicht weiter“, begründete der Vorsitzende Richter Dr. Ralf Sossna das Urteil.

Staatsanwalt Gunnar Geyer hatte Freiheitsstrafen von drei Jahren und sechs Monaten für Günther und zwei Jahren und drei Monaten für Hansmann gefordert. „Dreist und skrupellos sind Sie vorgegangen. Ihr System an Luftnummern und Scheinrechnungen kann man kaum überbieten“, sagte der Ankläger. Der frühere Spitzenmanager Günther verfolgte mit starrem Blick und hochrotem Gesicht das Plädoyer. Hansmann klammerte sich auf der Anklagebank an seinen Sitz.

Günther hatte Mitte der 90er einen „Computerkoffer“, ein mobiles elektronisches Büro, für Siemens bauen lassen, jedoch eine hierfür von ihm und Hansmann eigens gegründete Scheinfirma dazwischengeschaltet. Sie stellte „Luftrechnungen“ aus, die Günther für Siemens beglich. Mit Firmengeldern, die sie zurückhielten, spekulierten sie an der Börse, jedoch ohne Erfolg. Insgesamt wurde das Unternehmen um zehn Millionen Mark geprellt.

Um den Prozess zu vereinfachen, wurden 59 der angeklagten 70 Fälle eingestellt und das Verfahren gegen Lydia Günther, Frau des Ex-Prinzen, eingestellt. Mit Geständnissen hatten die Angeklagten geholfen, das Verfahren abzukürzen. Die Verteidiger hatten plädiert, auf Bewährungsstrafen zu entscheiden. „Wirtschaftliche Leichen“ hätten die Taten ja nicht hinterlassen.

Als Dr. Sossna das Urteil begründete, atmete Hansmann erleichtert auf, während der Ex-Prinz sehr niedergeschlagen wirkte. Mit hängenden Schultern starrte er auf seine gefalteten Hände. „Sie haben Ihre unabhängige Vertrauensstellung missbraucht, weil Sie glaubten, Sie hätten mehr verdient“, sagte Dr. Sossna. Der 46-Jährige darf die Strafe im Offenen Vollzug „absitzen“.

Mit Händedruck bedankte sich Günther nach dem Urteil beim Staatsanwalt: „Nach sechs Jahren ist es endlich vorbei. Ich hätte nicht so lange herumeiern sollen, das ist nicht meine Natur. Jetzt muss es irgendwie weitergehen.“