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Skatkarten als Sammelobjekt

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SANKT AUGUSTIN. Es gibt bei Skatkarten nichts, was es nicht gibt. Das ist die feste Überzeugung von Uwe Klötzke von den Skatfreunden Sankt Augustin. Da gibt es zum Beispiel Iraks Ex-Diktator Saddam Hussein nebst Familie als Bild auf der Kartenrückseite. Oder Whiskysorten, Käse und Sandalen: Der Fantasie sind anscheinend keine Grenzen gesetzt. Bei der Spielkartentauschbörse im Hangelarer Pfarrheim von Sankt Anna zeigten die Sammler ihre Schätze.

Warum Skatkarten als Sammelobjekt? Gerhard Michel aus Langenfeld ist zum Beispiel über seinen Beruf zu seinem Hobby gekommen: 37 Jahre im Polizeidienst, meinte Michel: „Bei der Polizei wird meistens Doppelkopf gespielt, dazu brauchten wir immer zwei Kartenspiele. Da hat jeder mal ein anderes, ein neues Blatt - und dann hat sich die Sammelleidenschaft einfach so ergeben.“ Von 30 auf 20 000, den Schritt hat Hubert Wachendorf gemacht: Angefangen hat alles mit 30 Kartenspielen, die er geschenkt bekommen hatte - inzwischen nennt er eben diese 20 000 verschiedenen Ausgaben sein Eigen. „Die Faszination liegt in den Bildern, der Ausgestaltung, und das es immer was Neues gibt“, schwärmt Wachendorf. Spannend dabei ist, dass es keinerlei Katalog oder ähnliches gibt. Briefmarkensammler können sich auf den so genannten „Michel“ stützen; wenn es um Spielkarten geht, ist der eigene Forscherdrang gefragt.

Und genau das scheint die Faszination auszumachen: Immer wieder Neuem begegnen, sich alles selbst erarbeiten müssen. Viele Sammler haben sich dabei ein Spezialgebiet gesucht. Jelle Sietsma aus dem holländischen Utrecht hat sich zum Beispiel auf Werbe-Kartenspiele von Coca-Cola konzentriert. Sein selbst zusammengestellter Katalog weist nur einige wenige Lücken auf. Eines stört Sietsma ganz besonders: Ihm fehlt bei den Olympiaden nur noch das Kartenspiel der Olympiade 1936 in Berlin. Er habe es mal angeboten bekommen, aber da sei es ihm einfach zu teuer gewesen. Beliebt sind auch die Kartenspiele von Brauereien. Früher dienten sie als Werbegeschenk, heute sind die Blätter begehrte Sammelobjekte.

Skurriles aus der bürokratischen Vergangenheit zeigen Kartenspiele zum Beispiel aus den 30er Jahren: Sie sind auf der Rückseite mit Steuermarken gestempelt. Damit wurde dokumentiert, dass die so genannte Spielkarten-Steuer bezahlt wurde. Praktischer Nebeneffekt: Am Stempel, mit Hakenkreuz und Reichsadler aus der Zeit zwischen 1933 und 1945, lässt sich erkennen, von wann ungefähr das Blatt ist. Und der Wert? Klötzke schätzt, dass die in Hangelar gehandelten Blätter irgendwo zwischen 50 Cent und 60 Euro lägen. Wachendorf hatte ein besonderes Blatt: Für sein „HB“-Kartenspiel mit den nationalsozialistischen Symbolen im Stempel hatte ihm der Hersteller schon vor einigen Jahren 250 D-Mark geboten - denn das Spiel war im Firmenarchiv nicht vorhanden. Allerdings ist Geld nicht alles: „Briefmarken und Münzen sind auch Wertanlage, bei Spielkarten ist es der ideelle Wert auf den es ankommt“, resümierte Klötzke.