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So groß wie ItalienAfrikas größter Nationalpark entsteht

Lesezeit 3 Minuten

133.000 Elefanten hat die African Elephant Database 2007 im KaZa-Gebiet gezählt - nach aktuellen Schätzungen von WWF und KaZa-Verwaltung sind es sogar doppelt so viele. (Bild: dpa)

Wie in einer alten, verzogenenGlasscheibe spiegelt sich die Morgensonne über dem Sambesi. Bäume,Büsche, Schilf, alles ist jetzt doppelt zu sehen - auch die zweiFischer, die von ihrem Einbaum Tilapia-Barschen nachstellen. Nur dieStrömungskanten des mehrere hundert Meter breiten Stroms nehmen denKonturen des Kunstwerks die Schärfe. Seit wenigen Monaten ist diesesKunstwerk nun endlich geschützt.

Im August haben Angola, Sambia, Simbabwe, Botsuana und Namibianach jahrelangen Vorbereitungen gemeinsam dieKavango-Zambezi-Transfrontier Conservation Area ausgerufen, kurzKaZa. Mit fast 300.000 Quadratkilometern ist es das größteNaturschutzgebiet Afrikas. Die Touristen kommen wegen des Großwilds,das langsam, aber sicher zurückkehrt - und wegen der Ruhe undEinsamkeit.

Vor sieben Jahren hat der Südafrikaner Francois Haasbroek inKatima Mulilo, der Provinzhauptstadt des Caprivi-Streifens imöstlichsten Zipfel Namibias, eine kleine Lodge gegründet. Seinebeiden Hausboote liefern einen Vorgeschmack auf das, was dieRegierungen der fünf Anrainer-Länder des weit verzweigtenFlusssystems für die Zukunft versprechen - grenzenlose Safaris durchatemberaubende Wildnis.

Am Ufer des Chobe, der Namibia von Botsuana trennt, drängeln sichdie Elefanten am Nachmittag. Ein paar Minuten flussaufwärts ist einRudel Löwen zum Trinken an der Lebensader eingekehrt. Büffel undImpalas weiden auf den Überschwemmungswiesen, Flusspferde kühlen sichim Wasser, riesige Krokodile wärmen sich an Land.

So groß wie Italien

36 Nationalparks und Reservate bestehen schon jetzt zu ihremSchutz in den fünf KaZa-Ländern. Zusammengelegt haben sie nahezu dieGröße Italiens. Die Vision ist ein gemeinsames Park-Visum fürTouristen in allen fünf Staaten. Bis dahin wird freilich noch vielWasser die mächtigen Victoria Fälle herunterstürzen, noch ist KaZatrotz des offiziellen Beschlusses vor allem eine Marketing-Idee.

Russell Taylor und Chris Weaver vom World Wildlife Fund (WWF)haben die Entstehung des Parks von den ersten Schritten an begleitet.„Als Chris 1993 die ersten Dörfer im Caprivi besucht hat, da habensie ihn davon gejagt“, erinnert sich Taylor, Planungsberater für diezwischenstaatlichen Parkprojekte. „Nimm dein Wild und hau ab, wirwollen es nicht!“", bekam Weaver damals zu hören.

Heute lacht der Direktor von WWF-Namibia darüber. DerUS-Amerikaner setzt auf die Verantwortung der Menschen vor Ort, weiles für ihn keine Alternative gibt. „Wenn Wildschutzgebiete effizientgeführt werden sollen, dann muss das durch die Leute geschehen, diemit den Tieren leben“, sagt er.

In Namibia ist das lange nicht passiert. Das Wild war Besitz desStaates, der Lizenzen für Jagd und Safaris vergab. Die traditionellenDorfgemeinschaften waren außen vor und hatten entsprechend wenigInteresse, Elefanten zu schützen, die ihre Felder verwüsten. Esstörte sie nicht, wenn Wilderer die Tiere töteten, die sie nur alsSchädlinge sahen. Mitunter haben sie sogar bei der Jagd geholfen.

Ohne Tiere keine Touristen

„Diese Einstellung hat sich geändert, das Wild wird inzwischenviel mehr als gemeinschaftlicher Wert gesehen“, beschreibt Taylor denWandel in den Köpfen. Die Menschen vor Ort profitieren überLodge-Beteiligungen, Arbeitsplätze, Lizenzen und eigeneCampingplatz-Projekte inzwischen spürbar vom Tourismus - und ohnewilde Tiere kommen keine Safari-Touristen.

Die ersten Erfolge der neuen Strategie sind längst sichtbar. GroßeElefantenherden wandern wieder entlang des Kwando, einem Nebenflussdes Chobe, quer durch Namibia bis nach Angola und Sambia. Wo noch vor20 Jahren Armee-Basen im Busch standen, grasen heute Antilopen überden Ruinen. Junge Löwen erobern neue Reviere, Flusspferde grunzen imdichten Schilf, und überall trampeln Elefanten.

133.000 Dickhäuter hat die African Elephant Database 2007 imheutigen KaZa-Gebiet gezählt - die aktuellen Schätzungen von WWF undKaZa-Verwaltung sind sogar doppelt so hoch. Im Chobe National Park inNord-Botsuana ist die Population derart stark gewachsen, dass dieVegetation bereits deutlich sichtbaren Schaden genommen hat.

Es gibt im Riesenprojekt KaZa noch viel Arbeit, vor allemAufklärungsarbeit. Die Basis des Naturschutzes scheint noch immerbrüchig. George Magwaza bestätigt das so einfach wie eindrucksvoll.„Wenn wir profitieren, unterstützen wir ihn“, sagt der Viehzüchtermit dem Stoppelbart und der zerschlissenen Hose über den Megapark.„Aber wenn wir nichts davon haben, dann nicht.“

Informationen:Namibia Tourism BoardSchillerstraße 42 - 4460313 Frankfurt am MainTel.: 069 / 13 37 36 0E-Mail: info@namibia-tourism.com