Späte MütterSchwanger mit über 40

Carla Bruni-Sarkozy erwartet in "höherem Alter" ein Baby. Keine Seltenheit, dass Frauen jenseits der 40 Kinder bekommen. (Bild: dpa)
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Noch vor zwei Jahren hat sie selbst an einem möglichen späten Mutterglück gezweifelt. „Ich wäre gerne schwanger, aber ich weiß nicht, ob mein Alter es mir erlaubt“, sagte Carla Bruni Sarkozy damals im März dem Magazin „Figaro Madame“. Zu diesem Zeitpunkt war sie ein gutes Jahr mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy verheiratet. Nie hatte sie einen Hehl daraus gemacht, dass der Wunsch nach einem Kind auch jenseits der 40 nicht nachlässt. Jetzt ist die Sängerin schwanger. Mitte Oktober soll das Kind der Sarkozys auf die Welt kommen. Zwei Monate später wird Bruni 44 Jahre alt.
Heute sind 40-Jährige fit
Sie hat bereits einen neunjährigen Sohn aus ihrer früheren Beziehung zu dem Philosphen Raphaël Enthoven. Und das neue Baby bekommt noch weitere Geschwister: Nicolas Sarkozy hat drei Söhne aus seinen beiden ersten Ehen. Mit 40 Jahren oder noch später schwanger zu werden, ist heute keine Seltenheit. Die italienische Sängerin Gianna Nannini gebar im vergangenen Jahr gar mit 54 Jahren ihr erstes Kind. Vor 30 Jahren war späte Mutterschaft eher die große Ausnahme. Mit Ende 30 spätestens galt die Familienplanung als abgeschlossen. Die Gefahr, missgebildete Babys zu bekommen, erschien einfach zu hoch. Auch dem weiblichen Körper traute man in einem solchen Alter nicht mehr zu, ein Kind auszutragen. In neuerer Zeit hat sich diese Einstellung grundlegend geändert. Noch 1991 lag das Durchschnittsalter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes bei 26,91 Jahren. Schon zehn Jahre später waren die Mütter bei ihrem ersten Kind im Durchschnitt 29,09 Jahre alt. Die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2009: Mit durchschnittlich 30,14 Jahren bekamen Frauen da ihr erstes Kind. Jedes Jahr verschiebt sich das Alter der Erstgebärenden also kontinuierlich nach oben. „Früher war man mit 40 scheintot. Heute sind Frauen hervorragend ernährt, treiben Sport und sind topfit. Deswegen hat das Alter der Frau auch keine so große Bedeutung mehr“, meint die Hebamme Antje Jäger.
Liegt es nur an der längeren Ausbildung, dass sich Frauen heutzutage mit dem Kinderkriegen mehr Zeit lassen? Ziehen sie die Karriere dem Muttersein zunächst vor? Oder fehlt ihnen noch der passende Partner? „Unsere Forschungen haben ergeben, dass viele Mütter nicht von vornherein planen, den Kinderwunsch auf einen späten Termin zu verschieben, sondern als idealen Zeitpunkt das Alter 30 angeben“, sagt Mandy Boehnke von der Bremen International Graduate School of Social Sciences. Meist dauere es eher aus Zufall etwas länger.
Und dann klappt es manchmal vielleicht gar nicht: Mit zunehmendem Alter verringert sich die Anzahl der Eizellen. Gleichzeitig erhöht sich der psychische Druck durch das Wissen um die begrenzte Zeit und die Angst vor Fehlgeburten. Unter medizinischen Gesichtspunkten werden Schwangere ab 35 Jahren bereits als Risikoschwangere eingestuft. Dabei handelt es sich allerdings eher um eine organisatorische Angelegenheit: Frauen über 35 bekommen mehr Vorsorgeuntersuchungen angeboten, bei ihnen wird laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die Geburt häufiger eingeleitet und auch Kaiserschnitte werden öfter durchgeführt. Nicht klar ist, wie viele Eingriffe davon tatsächlich nötig sind und wie viele auf der Annahme beruhen, dass Frauen ab 35 einer Risikogruppe angehören.
Auch ob das Alter der Mutter Auswirkungen auf die Gesundheit des Babys hat, ist nicht abschließend geklärt. Sowohl eine Studie der BZgA mit schwangeren Frauen ab 35 als auch die Bayerische Perinatalerhebung aus dem Jahr 2006 kommen zu dem Ergebnis, dass ein höheres Alter der Mutter als Risikofaktor für die Schwangerschaft nicht überbewertet werden sollte. Laut BZgA lässt sich zwar statistisch nachweisen, dass mit zunehmendem Alter der Schwangeren die Möglichkeit von genetisch bedingten Fehlbildungen beim Kind leicht steigt. Die Wahrscheinlichkeit, ein Kind mit Down-Syndrom zu bekommen, beträgt demnach bei einer 30-jährigen Schwangeren 0,1 Prozent, bei einer 35-Jährigen 0,3 Prozent und bei einer 40-Jährigen ein Prozent. Auch die Zahl der Fehl- und Frühgeburten sei bei älteren Schwangeren leicht erhöht und Komplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck oder Thrombose träten etwas häufiger auf. Gleichzeitig wiesen die Werte der ersten Untersuchung direkt nach der Geburt aber keinen nennenswerten Unterschied zwischen den Babys älterer und jüngerer Frauen auf. Ob ältere Frauen mehr unter der Schwangerschaft und Geburt sowie der ersten Zeit mit dem Säugling leiden, ist weder bewiesen noch dementiert. Einerseits heißt es, ältere Frauen hätten mehr körperliche Probleme während der Schwangerschaft, andererseits geben Ärzte an, sie würden nach der Geburt weniger klagen als jüngere Frauen.
Ältere Mütter mögen körperlich vielleicht schneller erschöpft sein als jüngere, Ulrike Flaig und Susanne Opitz (siehe Protokolle) zeigen aber: Sie sind auch gelassener. Sie fürchten sich weniger vor Kontrollverlust und sind sicherer in ihrem Beruf.
Beeinflusst das Alter
Gesundheit des Babys?
Mütter, die aus Führungspositionen in die Babypause gehen, übertragen den gewohnten Druck allerdings manchmal auf ihr Kind. „Wenn die Babys geboren sind, kann ein Problem entstehen, das Kinderpsychiater »Bindungsstörung in der Oberschicht« nennen. Alles, was teuer ist und gut scheint, muss zwanghaft getan werden für die Zukunft des Babys. Was dabei auf der Strecke bleibt, sind Zeit und Ruhe zwischen Mutter und Kind“, weiß Hebamme Antje Jäger.
Einen Vorteil haben ältere Frauen: Sind sie schon lange mit ihrem Partner zusammen, bringt die Umstellung nach der Geburt die Beziehung nicht so sehr ins Wanken: Partys und Fernreisen haben beide ausgekostet, wenn der neue Lebensabschnitt beginnt. Eckhard Schroll Referatsleiter bei der BZgA sagt: „Ältere Frauen sind in ihrer Partnerschaft gefestigter und befinden sich seltener im Umbruch. Die meisten haben sich ganz bewusst für ein Kind entschieden.“