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SprachforschungVon Kokolores und Kinkerlitzchen

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Zimtzicke? Woher stammt eigentlich der Name - ein Sprachforscher hat es untersucht. (Bild: dpa)

Bonn – Der Autor schreibt über die oft rätselhafte rheinische Umgangssprache und geht auf 248 Seiten den Wortgeschichten rund um „Heckmeck“, „Kinkerlitzchen“ oder „Pinnörkel“ auf den Grund. „Ich bemühe mich um Aufklärung. In allen Fällen ist das nicht möglich, aber oft sind die verrückten Ableitungen und Geschichten zu einem Wort wie Fisematenten viel interessanter als die Wahrheit“, sagt Honnen, der Sprachwissenschaftler beim Landschaftsverband Rheinland ist.

Die Zimtzicke etwa hat gar nichts mit dem Gewürz zu tun, klärt der Sprachwissenschaftler auf. Im Ruhrgebiet stehe der Begriff „Zimpe“ für eine „weinerliche oder quengelige Person“. Da der Zicke ähnliche Eigenschaften zugeschrieben werden, sei in der rheinischen Mundart das Wort „Zimtzicke“ entstanden, das seither in ganz Deutschland Verwendung finde. „Die Zimtzicke ist sozusagen rheinisches Exportgut.“

„Piesacken“ mit dem Ochsenziemer

Die Frage „Woher kommt das Wort?“ höre er häufig. Im Duden findet man aber gerade umgangssprachliche Begriffe nicht. In seinem Buch hat er eine Fülle solcher Legenden um die Wortherkunft gesammelt und kommentiert. Außerdem deckt er weit verbreitete Irrtümer über die Herkunft von Wörtern auf. So werde beispielsweise der Ausdruck „piesacken“ fälschlicherweise auf das 19. Jahrhundert datiert. Im Hunsrück gab es damals die Familie Pies, die sich auf Heilung von Knochenbrüchen und ähnlichem spezialisiert hatte. Weil die Linderung der Krankheiten oft mit Schmerzen verbunden war, entstand der Legende nach das Wort piesacken. Honnen jedoch klärt auf: „In Wahrheit ist das Wort viel älter, und seine Herkunft ist ein wenig delikat. Im 17. Jahrhundert wurde das Geschlechtsteil des Stiers, der Ochsenziemer, in getrockneter Form oft als Schlagstock verwendet. Mundartlich wurde er Pieserick genannt.“

Ähnliches gibt es beim Wort „Casalla“, das synonym für Prügel oder Schläge verwendet wird: „Als die Kinder damals in der Schule noch den Popo versohlt bekommen haben, mussten sie sich mit dem Bauch auf ihren Stuhl legen. Aus dieser Position sahen sie dann auf dem Stuhl das Firmenschild des Möbelherstellers Casalla.“ (dpa)