Sprecher Daniel WernerEin Mann, eine Stimme
Köln – Daniel Werner heißt der Mann, wird heute 53 Jahre alt, wohnt in Krefeld, arbeitet in Köln, wo seine Mutter (95, die erste Frau des unvergessenen Schauspielers René Deltgen) herstammt, und heute noch lebt. Seit drei Jahren ist er die Stimme aus dem „Off“. Da müsste er nach rund 1000 Fernsehsendungen doch längst ein Meisterkoch sein, oder?
„Ich habe nie was nachgekocht. Meine fünf Standardgerichte kann ich, das war s. Ich bin auch weder Gourmet noch Gourmand - ich glaube, das sieht man an meiner Figur“, sagt Werner und lächelt. Bei 1,78 Metern Körpergröße bringt er gerade mal 63 Kilo auf die Waage. Am liebsten mag er Nudelgerichte. „Spaghetti Bolognese koche ich gern. Das kann ich auch dreimal die Woche essen. Nach Jakobsmuscheln oder Balsamicodressing werde ich jedenfalls nicht süchtig.“ Übrigens, auf die Gefahr hin, dass jetzt unsere Leser geschockt sind: „Ich bin zwar kein Verfechter, aber durchaus Sympathisant der vegetarischen Küche. Als Vorspeise Fleisch, zum Hauptgang Fleisch, zum Nachtisch Gelatine - nee. Früher haben die Leute höchstens zweimal die Woche Fleisch gegessen. Ich finde, das sollte etwas Besonderes sein.“ Zur Thematik seiner Sendung hegt Werner also eine gewisse Distanz.
Genauer gesagt: „Seine“ Sendung, die am Coloneum in Ossendorf produziert wird, ist es ja gar nicht, sondern die eines Teams. „Wir haben allein sechs Stammautoren. Sich erst selbst hinsetzen, die Sendung angucken und überlegen, was man dazu sagt - das geht nicht.“ Daniel Werner hört sich im Gespräch anders an als im Fernsehen. „Man spricht ja in einem schalldichten Raum. Die Stimme klingt sehr direkt, da ist jede Modulation zu hören. Außerdem ist eine bestimmte Haltung dahinter, und die hört man.“
Der ausgebildete Schauspieler mit Engagements an verschiedenen Theatern reproduziert als Sprecher nur, was andere Leute (zum Teil mit dem Kölner Literaturpreis bedacht) denken und schreiben. Oder? „Es gibt immer mal die Situation, dass etwas umgestrickt wird; da kann ich durchaus mitwirken. Aber ein Fremdtext gibt einem größere Freiheiten und verhindert, dass man sich verliebt in die eigenen Formulierungen.“ Ein Ergebnis dieser Aufgabenteilung war der deutsche Fernsehpreis 2007 für die beste Kochsendung. Seine Leistung besteht auch darin, „die hervorragenden Texte so zu sprechen, als wenn man sich das gerade ausdenkt“. Der Sprecher bemüht sich immer um eine Balance zwischen persönlicher Färbung und kommentatorischer Distanz.
Manchmal bekommen die Kochwettkämpfer ganz schön ihr Fett weg. Gerade beim Promi-Dinner. Kostprobe: Playboy Rolf Eden ließ sich beim Kochen helfen, damit die Gäste nachher „nicht noch kotzen“. Werners Fernseh-Kommentar: „Das Essen soll ja weder kotzig noch großkotzig sein.“ Und er erläutert der Rundschau: „Wer als Promi die Promotion mitnehmen will, muss auch Ironie verkraften.“ Wobei Sarkasmus oder Schläge unter die Gürtellinie tabu sind. Aber auch eine beredte Pause kann manchmal mehr sagen als 1000 Worte.
Bei den nichtprominenten Köchen sind die Autoren nachsichtiger. Die Schreiber kriegen nämlich eine Rückmeldung von den Kollegen, die bei den Aufnahmen dabei waren: „Es ist ja auch ein Wagnis, sich dem Format dieser Sendung auszuliefern.“
Werner, der bei der Kommunalwahl für die Krefelder Grünen für ein Bezirksparlament kandidiert, beflügelt offenbar die Fantasie seiner weiblichen Fans. „Im Audiobereich hat man größere Möglichkeiten, den Menschen etwas zu suggerieren. In der Fanpost oder in Internetforen gab es wilde Vermutungen, wer hinter der markanten Stimme steckt. Als dann ein Foto durchsickerte, gab es Enttäuschungen.“