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Tödlicher UnfallTiefe Trauer statt Training

Lesezeit 3 Minuten

Bild des Grauens: Das Wrack des Unglücks-Audis nach dem schweren Zusammenstoß in Waldbröl.

MORSBACH – Fassungslosigkeit und ohnmächtige Trauer prägen seit dem Wochenende das Leben in Morsbach. Seit diesem Freitag, als ein tragischer Verkehrsunfall zwei Familien ihre gerade erwachsenen Söhne nahm. Und die Fußballer des Sportvereins beliebte Kameraden und gute Freunde verloren. Das dritte Unfallopfer soll seit Montag, laut Informationen der Polizei, außer Lebensgefahr sein.

Eine Nachricht, die von der Familie des Betroffenen gerne aufgenommen würde, die aber noch nicht bestätigt wird. „Die Ärzte sagen, dass sein Zustand noch sehr kritisch ist“, so am späten Nachmittag eine Schwester des 19-Jährigen.

Noch kurz vor dem Unfall hatte sie mit ihrem Bruder V. telefoniert. Gemeinsam mit dem ebenfalls 19-Jährigen C. und dem 18-jährigen A., Morsbacher Jungs mit albanischen und türkischen Wurzeln, wollte er noch in die Waldbröler Moschee, dann zu McDonalds und dann . . . neue Fußballschuhe kaufen. Für das Sonntagsspiel der Kreisliga B gegen Waldbröl. Erst am Mittwoch hatten die beiden 19-Jährigen erfahren, dass sie nun Stammspieler in der ersten Mannschaft seien. „Auch die Eltern haben sich wahnsinnig gefreut“, erinnert sich Thomas Roth, Abteilungsleiter Fußball des SV Morsbach, „dass sich ihre Söhne bei uns so wohl fühlen würden, dass alle drei Familien in Morsbach so gut integriert sind.“

Das Spiel in Waldbröl wurde aus verständlichen Gründen abgesagt. Statt zu trainieren, werden sich heute Abend die Spieler und Verantwortlichen des SV Morsbach still zusammensetzen - um zu begreifen, was keiner fassen kann. „Wir sind alle wie in Trance“, sagt Thomas Roth, „wir - und eigentlich alle in Morsbach.“ Jeder will helfen, tröstende Worte finden, und dennoch sind alle sprachlos. Auch Bürgermeister Jörg Bukowski, der im Moment nicht mehr tun kann, „als den Familien unser Mitgefühl auszudrücken und jede nur erdenkliche Hilfe anzubieten.“

Wie schwierig das ist, weiß Henning Strunk, Pfarrer in Bergneustadt und einer von 29 Notfallseelsorgern im Oberbergischen. „Eigentlich ist jedes Wort falsch in diesem Moment“, sagt er, manchmal kann gemeinsames Schweigen ein Mittel des Trostes sein, oder zuhören. Als Notfallseelsorger sind er oder seine Kollegen mit dabei, wenn Polizisten den Angehörigen die Todesnachricht überbringen müssen. Sie geben Feuerwehrleuten und Sanitätern, die im Einsatz Entsetzliches gesehen haben, seelischen Beistand. Sie sind für unter Schock stehende Zeugen da oder am Unfall Beteiligte.

Wie im konkreten Fall dem Fahrer des Tanklastzuges, der keine Chance hatte, den schrecklichen Unfall zu vermeiden. Er kam aus Richtung Biebelshof aus der Kurve, als er den Audi unausweichlich auf sich zuschleudern sah. Ein paar Sekunden später - oder früher - und vielleicht wären die drei jungen Männer mit leichten Blessuren oder sogar unversehrt aus der gegen die Leitplanke geschleuderten Limousine gestiegen.

Dass es kein „Wenn und wäre“ gibt, das weiß Strunk, das weiß Thomas Roth und das wissen die Familien der Betroffenen. „Wir sind alle sehr eng befreundet, wir stützen und trösten uns jetzt gegenseitig“, sagt die Schwester von V., „wir sind eine große Familie.“

Dass sich für eine der drei Familien ein schreckliches Ereignis fast auf den Tag genau zum sechsten Mal jährt, ist das besonders Tragische an diesem Unglück.

Der 18-Jährige A., der am Freitag den Unglücks-Audi steuerte, saß damals hinter seinen Eltern auf dem Rücksitz, als der Audi der Familie auf dem Weg von Morsbach nach Waldbröl am 26. August 2004 bei Hülstert auf regennasser Fahrbahn in den Gegenverkehr schlidderte. Sein Vater, der als Beifahrer im Auto gesessen hatte, starb damals an der Unfallstelle.