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Trienekens-Spitze auf Anklagebank?

Lesezeit 2 Minuten

Während des Baus der MVA flossen Bestechungsgelder in zweistelliger Millionenhöhe.

Nach dem ersten Prozess um Korruption und Vorteilsnahme beim Bau der Müllverbrennungsanlage steht Köln ein zweiter großer Müllprozess bevor: Die Ermittler glauben, dem Management des Trienekens-Konzern einen Betrug in Höhe von mehr als 19 Millionen Euro nachweisen zu können. Vier Jahre nach den spektakulären Razzien in der Kölner Trienekens-Niederlassung und später in der Viersener Konzernzentrale sollen sich nach Rundschau-Informationen ehemalige Trienekens-Manager, unter anderem auch Müllmulti Hellmut Trienekens selbst, für den mutmaßlichen Millionenbetrug am Dualen System Deutschland (DSD) verantworten.

Dass Hellmut Trienekens vor Gericht erscheinen wird, ist wegen seines Gesundheitszustandes unwahrscheinlich. Doch auch ohne sein Erscheinen trifft es erstmals ein Mitglied der einst so mächtigen Familie: Trienekens Schwiegersohn Joachim Domrös sitzt als ehemaliger Kölner Niederlassungsleiter mit auf der Anklagebank. Er ist mit einer der drei Trienekens-Töchter verheiratet, die heute als Geschäftsführerin einer neuen Trienekens GmbH Millionen ins Abfallgeschäft in Malaysia und Spanien investiert hat.

Insgesamt 15 Personen werden in dem Betrugsfall als Beschuldigte geführt. Es wird erwartet, dass die Verfahren gegen die „kleinen Fische“ auf unterer Ebene abgetrennt, einige vielleicht gegen einen Strafbefehl eingestellt werden. Zu den Beschuldigten, die nach Rundschau-Informationen auf die Anklagebank sollen, gehört das ehemalige Trienekens-Vorstandsmitlied Michael Mevissen, der heute als Manager der Kölner Entsorgungsfirma Interseroh dem DSD Konkurrenz machen will. Angeklagt werden soll auch der ehemalige Kölner Niederlassungsleiter und Pulheimer CDU-Politiker Wolfgang Schänzler, besser bekannt als Ex-Geschäftsführer des 1.FC Köln.

Besonders pikant: Auch der gerade erst wieder ins Amt gesetzte Chef der Kölner Müllverbrennungsanlage, PeterOlaf Hoffmann, soll von den systematischen Betrügereien gewusst haben. Hoffmann war wegen Lohnzuschüssen aus dem Hause Trienekens unter politischen Beschuss geraten, nach internen Recherchen des Stadtwerke-Konzerns aber voll rehabilitiert worden.

Der frühere Trienekens-Anwalt Norbert Gatzweiler, der in diesem Verfahren Wolfgang Schänzler vertritt, nannte die Vorwürfe „Quatsch“. Das Schadens-Gutachten, auf das die Staatsanwaltschaft sich stützt, stehe „auf tönernen Füßen“. Domrös Anwältin Gaby Münchhalffen glaubt, dass es nicht zu einem Prozess kommen wird. „Wir werden die Vorwürfe entkräften. Es hat keinen Schaden für das DSD gegeben.“ Auch Mevissens Anwalt Olaf von Briel sieht keine Grundlage für eine Anklage. „Das, was die Staatsanwaltschaft glaubt, wird durch die Akten nicht gestützt.“