TulpensaisonSinnbild für Leben und Fruchtbarkeit

In voller Blüte stehen die Tulpen auf den Feldern in Hürth und Frechen. Gertrud Zens vom Gertrudenhof in Hürth-Hermülheim präsentiert einen großen Strauß (Foto). An Selbstpflücker wird auf Gut Clarenhof in Frechen verkauft. Schon in dritter Generation baut Willi Winkelhag in Hürth-Stotzheim Tulpen an, über 100 Sorten sind es.(Fotos: Klose)
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RHEIN-ERFT-KREIS – Ohne die Farbenpracht der Tulpen wäre der Frühling auch im Rhein-Erft-Kreis nur halb so bunt. In vielen Vorgärten leuchten die „Wunderzwiebeln“ jetzt in allen Farben. Tulpenliebhaber brauchen auch nicht mehr bis nach Holland reisen, um sich an den schier endlosen Blütenfeldern mit Tulpen zu erfreuen, auch in Hürth und in Frechen verwandeln momentan die blühenden Tulpen das Landschaftsbild.Willi Winkelhag aus Stotzheim setzt inzwischen in der dritten Generation die Tradition seiner Großeltern fort.
Über 100 verschiedene Tulpensorten wachsen auf seinen Feldern. Täglich sind er und seine Mitarbeiter zurzeit dabei, die Tulpen zu ernten, um sie frisch vom Feld direkt an die Verbraucher zu verkaufen. Schon sein Großvater hatte vor dem Zweiten Weltkrieg Tulpen auf bis zu zehn Hektar in und um Stotzheim angebaut, um sie auf dem Blumenmarkt in Neuss zu vermarkten. Viele Jahre brachte auch Willi Winkelhag seine Tulpen noch nach Neuss , bis der Großmarkt vor sechs Jahren geschlossen wurde. „Seitdem verkaufen wir unsere Tulpen direkt an der Straße, frisch vom Feld“, erzählt der Landwirt. Dort stehen die Liebhaber zurzeit gerne Schlange, um sich einen der bunten Frühlingssträuße mit nach Hause zu nehmen.
Ganz ähnliche Erfahrungen macht zurzeit auch Landwirt Peter Zens aus Hürth. Tulpen wachsen auf seinen Feldern in fast allen Farben und Formen. Dabei hat der strenge Frost auch seinen Zwiebeln ziemlich zugesetzt. Etwa 20 Prozent der Tulpenzwiebeln sind in diesem Jahr erfroren. „Als es dann im März mit einem Male so mild wurde, hatten wir schon Sorge, alle Tulpen würden gleichzeitig aufblühen“, berichtet er. Richtig froh war er , als es wieder kühler wurde.
„Jetzt ist das Wetter für Tulpen geradezu ideal“, so Zens, der am kommenden Wochenende sein Tulpenfest wieder auf dem Hof feiert.Ein Höhepunkt dabei dürften die Führungen zu den Tulpenfeldern sein. Auf eine Führung zu den Tulpenfeldern brauchen die Kunden auf Gut Clarenhof in Frechen bei Rolf Georg, Victor und Christian Dünn gar nicht warten. Dort dürfen sich die Kunden auf den hofnahen Feldern selber ihre Sträuße pflücken. „Ich komme in der Saison mindesten fünfmal her, um für mich und meine Freunde Tulpen zu pflücken“, erzählt Ankica Markovic. Gerade hat sie sich wieder einen prächtigen Strauß zusammengestellt.
Der Tulpenanbau auf Gut Clarenhof begann bereits in den 40er Jahren. „Damals wurden hier sogar noch die Tulpenzwiebeln selber gezogen“, weiß Victor Dünn. Heute arbeitet man mit Produzenten aus Neuss zusammen. Vom Ursprung her kommt die Tulpenzwiebel allerdings aus der Türkei, wo sie bis heute auch Nationalblume ist und Sinnbild für Leben und Fruchtbarkeit.
Zu Weltruhm gelangte die Tulpe jedoch in Holland, wo im Jahre 1593 Carolus Clusius als Direktor des Botanischen Gartens in Leiden die ersten Tulpenzwiebeln in den Boden pflanzte. Bald schon galt die Tulpe wegen ihrer Schönheit und Seltenheit als Statussymbol in den gehobenen Kreisen.
Ihr Handel und ihre Vermehrung wurden zu einem recht lukrativen Geschäft, das schließlich sogar zu wilden Spekulationsgeschäften führte. Die Preise für Tulpenzwiebeln stiegen ins Unermessliche. Für einige Sorten sollen sogar Summen gezahlt worden sein, mit denen man auch ein Haus an den Grachten hätte bezahlen können. 1637 dann war das Angebot an Tulpenzwiebeln plötzlich größer als die Nachfrage. Der Markt brach zusammen und löste damit auch den ersten Börsencrash aus. Innerhalb von nur weniger Monate verloren tausende niederländischer Geschäftsleute ihr gesamtes Vermögen. Auch der berühmte Maler Rembrandt Harmenszoon van Rijn soll dabei sein ganzes Vermögen verloren haben. Nach ihm ist bis heute eine Tulpensorte benannt.
Völlig unbeschadet hat dagegen die Tulpe die turbulenten Zeiten überstanden. Nach wie vor gedeiht sie nicht nur in den Niederlanden prächtig. Heute zählt sie zu den beliebtesten Frühlingsblumen.