TV-DokumentationEin Fachmann für das Böse

Heinrich Schmitz als Fachmannim Studio von „Spiegel-TV“. Seine Einschätzungen zum „Bösen im Menschen“ waren gefragt.(Foto: Spiegel-TV)
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EUSKIRCHEN – Als renommierter Strafverteidiger arbeitet der 53-jährige Heinrich Schmitz bundesweit. In der Fernseh-Dokumentation von „Spiegel-TV“ wird er unter anderem zu der Kardinalfrage Stellung beziehen: „Was macht scheinbar normale Menschen zu Mördern?“Der Rechtsanwalt entstammt einer alteingesessenen Euskirchener Gartenmeister-Familie. Nach seinem Abitur am Emil-Fischer-Gymnasium habe er zunächst in Dortmund Journalistik studieren wollen. „Aber aus privat-partnerschaftlichen Gründen wurde daraus nichts“, erinnert sich Schmitz. Daraufhin habe er sich für das Studium der Rechtswissenschaften an der näher gelegenen Uni Bonn entschieden, „was ich bis heute nicht bereue“.
Sein zweites Staatsexamen habe er in Düsseldorf absolviert. Seit 1987 führt er in Euskirchen – zunächst mit dem Kollegen Thomas Ohm und seit 1992 mit seinem Sozius Peter Heimbach – eine Anwaltskanzlei. „Im Nachhinein weiß ich, dass ich nie etwas anderes machen wollte“, bekennt der Jurist. Er liebe seine Unabhängigkeit in einer kleinen, überschaubaren Kanzlei, mit Mitarbeitern „auf die ich mich verlassen kann“. Große Anwaltskanzleien seien nicht sein Ding. „Dann bliebe mir ja keine Zeit, mich auch einmal im Fernsehen zu verbreiten“, schmunzelt der Jurist nicht ohne Selbstironie.
Zum Thema „Das Böse im Menschen“ war bereits im vergangenen Jahr eine erste „große Samstagabend-Dokumentation“ im Fernsehen gelaufen. Bei der Vorbereitung der jetzigen, zweiten Folge war den Machern des Serials der Rechtsanwalt Heinrich Schmitz bei seinen diversen Auftritten im Internet aufgefallen, so die verantwortliche Autorin bei „Spiegel-TV“, Nanje Teuscher. „Herr Schmitz überzeugt durch seine pointierte Darstellungsweise mitunter komplizierter Sachverhalte und sein Sachverständnis“, begründete die Journalistin die Einladung des Euskirchener Juristen in die Sendung und weist auf die „Notizen“ hin, die Schmitz im Internet zum „menschlichen Miteinander in unserer Gesellschaft“ – zum Beispiel bei „YouTube“ oder in „Facebook“ – postet.
Egal, ob die Themen der zum Beispiel kürzlich im Internet publizierte Lynch-Aufruf am vermeintlichen Mörder eines elfjährigen Mädchens oder die Solidarisierung mit einem weggesperrten und mit dem Tode bedrohten Journalisten in einem totalitären Staat oder – unter der selbst gewählten Überschrift „Mensch Massenmörder“ – eigene leidvolle Erfahrungen in einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft sind: Heinrich Schmitz vertrete zu allem eine fundierte, durchdachte Position. Das jedenfalls sagt sein Freund, der Kolumnist der Süddeutschen Zeitung und Schriftsteller Alexander Wallasch. Dieser richtete auf seiner Website dem Euskirchener „Hans-Dampf“ eine eigene Rubrik ein. Dort kann man im Menü „Heinrich Schmitz“ anklicken und dessen Einschätzungen regelmäßig nachlesen.
Ein besonderes Lob erhielt der „eher nur Eingeweihten bekannte Euskirchener Rechtsanwalt“ vom deutschen Bestseller-Autor Matthias Matussek. In „Facebook“ würdigte der Literat ein von Heinrich Schmitz verfasstes Essay als „glänzend, überzeugend und stilsicher“.Mittlerweile nähmen – neben Familien-, Arbeits- oder Mietrecht – die Strafsachen mehr als die Hälfte seiner Tätigkeit in Anspruch, sagt Heinrich Schmitz und ist bei seinem Hauptanliegen angelangt. „Für mich steht der Hilfesuchende, der einer Straftat bezichtigte Mandant in seiner Eigenschaft als Mensch – mit all seinen Unzulänglichkeiten und Fehlern, aber auch Rechten und Möglichkeiten – im Mittelpunkt.“ Seine Antwort auf die Frage, wo dabei die mutmaßlichen Opfer seiner Mandanten abblieben, lautet: „Der Opferschutz ist wichtig und auch die Opfer bekommen kompetenten juristischen Beistand. Meine Aufgabe ist aber ausschließlich die Interessenvertretung für den Täter – der hat häufig niemand anderes mehr.“
Im kommenden Schuljahr wird Rechtsanwalt Heinrich Schmitz – wie bereits seit Jahren – in der 10. Klasse der Euskirchener Kaplan-Kellermann-Realschule eine Rechtskunde-Arbeitsgemeinschaft unterrichten. In insgesamt zwölf Doppelstunden wolle er den jungen Leuten „einen Geschmack des deutschen Rechtssystems“ vermitteln. Er bedaure, dass es an den Schulen im Lande kein reguläres Unterrichtsfach „Rechtskunde“ gebe. Er habe den Eindruck, „dass es unserem Staat offensichtlich nicht daran gelegen ist, rechtskundige Bürger zu erziehen“, mutmaßt der Jurist mit einer gehörigen Portion Sarkasmus.
Bei der Frage, warum er dann nicht an anderer Stelle im deutschen Rechtssystem seinen Platz gefunden habe, polarisiert Rechtsanwalt Schmitz: Für das Richteramt fehle ihm der dafür notwendige Glaube, dass man die Wahrheit erkennen könne. Und weiter: „Mit mir als Richter würde es unzählige Freisprüche geben.“ Und was die Arbeit als Behörden-Jurist angehe, so Schmitz, da sei sein Weg vorgezeichnet gewesen: „Da ich aus einem Selbstständigen-Haushalt komme, in dem selbst meine Großmutter mit ihrem ,Haus der Hüte’ in der Kessenicher Straße schon vor dem Krieg eine ,Einzelkämpferin’ war, wäre die Einbindung in die Mühlen einer Behörde absolut nichts für mich.“
In der morgigen Dokumentation ist Heinrich Schmitz in guter Gesellschaft. Neben forensischen Psychiatern und Gerichtsgutachtern äußern sich auch die Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen oder der bekannte Kriminologe Prof. Joachim Kersten. Und Sabine Rückert, die anerkannte Gerichtsberichterstatterin der „Zeit“, wird resümieren: „Der Keim des Bösen steckt in jedem von uns. Das Böse ist für mich die Folge von Einsamkeit und mangelnder Kontrolle.“Der Euskirchener Rechtsanwalt Heinrich Schmitz geht noch einen Schritt weiter, wenn er sagt: „Das Böse ist ein notwendiger Bestandteil des menschlichen Wesens, beim einen mehr, beim anderen weniger – der Rest sind Heilige.“