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Ukraine-Krieg Obstbauer befürchten Erntehelfer-Rückgang

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Viersen/Düsseldorf – Die rheinischen Obstbaubetriebe befürchten infolge des russischen Krieges in der Ukraine, nicht genügend Erntehelfer in Osteuropa zu finden. „Große Sorgen macht uns derzeit auch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften. Erdbeeren und viele andere Obst- und Gemüsearten können nicht maschinell geerntet werden”, erklärte der Vorsitzende der Landesfachgruppe Obstbau im Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, Georg Boekels, am Donnerstag zum Start der diesjährigen Erdbeersaison in Viersen.

Etlichen Betrieben sei von Erntehelfern, die in der Nähe der ukrainischen Grenze leben, mitgeteilt worden, dass sie bei ihrer Familie bleiben möchten, schilderte Boekels. Allerdings steigt der Erntehelfer-Bedarf nach Verbandsangaben erst in den kommenden Wochen deutlich an, wenn die Erdbeerernte nicht nur wie zu Beginn in den Gewächshäusern, sondern auch auf den Felder ansteht. Ende April oder Anfang Mai beginne dann auch die Ernte von Freilandgemüse. Bei Spargel sei die Erntemenge durch die niedrigen Temperaturen zunächst noch gering gewesen. Sie steige mit den wärmen Werten aber.

Die meisten Erntehelfer kommen laut dem Verband traditionell aus Rumänien, gefolgt von Polen und Bulgarien. Derzeit sei noch nicht absehbar, wie viele Erntehelfer letztlich kommen werden. In den vergangenen Jahren seien die Löhne für die Erntehelfer stark gestiegen. Momentan liege der gesetzliche Mindestlohn bei 9,82 Euro je Stunde. Zum 1. Juli werde er auf 10,45 Euro je Stunde angehoben, zum 1. Oktober dann auf 12 Euro.

Eine Reihe von Obstbaubetrieben habe Unterkünfte für Flüchtlinge aus der Ukraine zur Verfügung gestellt. Sie böten auch Arbeitsplätze an. „Auch die rheinischen Obst- und Gemüseerzeuger wollen den Leidtragenden helfen, wo es eben geht”, unterstrich Boekels.

In der Landwirtschaft und im Gartenbau von Nordrhein-Westfalen werden auch in diesem Jahr etwa 80.000 Erntehelfer benötigt. Diese Zahl nannte das NRW-Landwirtschaftsministerium mit Verweis auf mehrere Verbände. Informationen, dass wie zu Saisonbeginn 2020 im größeren Umfang Arbeitskräfte fehlten, lägen dem Ministerium derzeit nicht vor, sagte ein Sprecher. Die weitere Entwicklung sei noch nicht absehbar. Eine spezielle landwirtschaftliche Jobvermittlungsbörse für ukrainische Vertriebene sei bisher nicht eingerichtet worden. Aktuell stehe die Unterbringung der Kriegsflüchtlinge im Vordergrund.

© dpa-infocom, dpa:220413-99-911367/4 (dpa/lnw)