Verbot von „United Tribuns”: Durchsuchungen in Rockermilieu
Berlin/Wiesbaden – Nach dem Verbot der rockerähnlichen Gruppierung „United Tribuns” hat die Polizei in Hessen fünf Objekte durchsucht. Spezialeinsatzkommandos seien unter anderem in Darmstadt, Egelsbach (Kreis Offenbach) und Pfungstadt ausgerückt, sagte ein Sprecher des hessischen Innenministeriums in Wiesbaden am Mittwoch. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuvor die „United Tribuns” verboten, der in Deutschland knapp 100 Mitglieder zugerechnet werden.
Der Verein und seine 13 „Chapter” werden aufgelöst, das Vereinsvermögen beschlagnahmt, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Hunderte von Polizisten durchsuchten am frühen Mittwochmorgen Privatwohnungen und Vereinsräume der Gruppe in neun Bundesländern. In Hessen gab es nach Angaben des hessischen Innenministeriums kein Chapter.
Allein in Nordrhein-Westfalen wurden laut Polizei 40 Objekte durchsucht, in Schleswig-Holstein 35 Objekte. Zwei Polizeibeamte seien bei einem Angriff eines Hundes im Kreis Segeberg leicht verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Kiel. Das Tier sei mit einer Schrotflinte erschossen worden.
Mitglieder der „United Tribuns” hätten schwerste Straftaten begangen, unter anderem Sexualstraftaten, Menschenhandel und versuchte Tötungsdelikte, sagte Faeser. Sie betonte: „Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden.”
Nach Angaben des Bundesinnenministeriums war die Gruppierung 2004 von einem ehemaligen bosnischen Boxer im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen gegründet worden. Ihr gehören Deutsche und Ausländer an, die überwiegend aus den Staaten des ehemaligen Jugoslawien stammen. Der Gründer hält sich nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden nicht mehr in Deutschland auf. Der Mann, der während des Krieges in Bosnien als Flüchtling nach Deutschland gekommen war, arbeitete demnach zunächst als Türsteher und gründete später mit anderen zwei Bordelle.
Die Gruppe lieferte sich gewalttätige Auseinandersetzungen mit konkurrierenden Rockergruppierungen wie den „Hells Angels”. Nach einem Angriff 2016, der für ein Mitglied der „United Tribuns” tödlich endete, waren vier ehemalige Mitglieder des Leipziger Ablegers der „Hells Angels” zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden.
Dass Straftaten durch die „United Tribuns” nicht nur geduldet, sondern auch „gefördert und belohnt” werden, zeige sich auch an verschiedenen Aufnähern („Patches”). Diese seien an Mitglieder verliehen worden, die Straftaten im Sinne des Vereins verübt hatten. Nach außen stelle sich der Verein als eine „Bruderschaft” mit Hang zum „Kampfsport und Fitnessmilieu” dar.
Nach dem Verbot dürfen nun auch keine Symbole der „United Tribuns” mehr in der Öffentlichkeit, beispielsweise auf Kutten, gezeigt werden.
Das Vereinsverbot erfolgt nach Angaben des Bundesministeriums in Abstimmung mit den Innenministerien von Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen.
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