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Verdacht auf UntreueGeplatzte Träume in Hemmersbach

Lesezeit 4 Minuten

Im Mittelpunkt der Ermittlungen: Die Burg Hemmersbach bei Kerpen. (Archivbild: Rundschau)

KÖLN / KERPEN - Als im Juni 2002 das erste Unternehmen seine Umzugskartons in der Burg Hemmersbach stapelte, sah das wie der Beginn einer Erfolgsgeschichte aus. Es war ein Prestigeprojekt der Landesregierung. Das 1837 in seiner jetzigen Form erbaute herrschaftliche Anwesen, vormals Sitz der Familie Berghe von Trips, später Firmensitz von Herbert Hillebrand und 2001 von Helmut und Bernd Breuer für 17,5 Millionen Mark erworben, sollte visionären neuen Unternehmen auf dem damals boomenden IT-Sektor Raum geben.

Wasserburg steht zum Verkauf

Mehr als ein Jahr war das historische Gebäude vorher auf die Rechner-Neuzeit getrimmt worden. 60 Kilometer Kabel wurden verlegt, die breitbandigen Internetanschluss und W-Lan ermöglichen, es gibt klimatisierte, alarmgesicherte Räume für die Server. Ziel des Mieters der Burg, der Betreibergesellschaft „Byteburg“, war, rund 30 Start-up-Firmen dort anzusiedeln. Ferner war laut Rolf Meier vom Kerpener Planungsamt von den Eigentümern geplant, für die Firmengründer auf dem Burggelände rund 20 Einfamilienhäuser im Villenstil zu errichten , eine „hochwertige, großzügige“ Bebauung. Landschafts- und Denkmalschutzauflagen machten dies jedoch unmöglich, und auch der Zulauf der Unternehmen entwickelte sich nicht wie erhofft.

Vor gut sechs Jahren erklärte Oliver Moll von der Betreibergesellschaft das Modell für gescheitert. Vormals war die Rede von zwölf Mietern gewesen, darunter eine Webdesign-Firma eine Werbeagentur und eine Medienrechtlerin. Mittlerweile steht die Wasserburg zum Verkauf, 18 Unternehmen sind auf dem elektronischen Klingelschild verzeichnet. „Ich hatte immer das Empfinden, das sei eine Luftnummer. Daher habe ich mich bewusst herausgehalten“, erinnert sich der damalige SPD-Landtagsabgeordnete und jetzige Kreistagsfraktionschef Hans Krings. „Das Land wollte das Projekt unbedingt“, sagt MdB Willi Zylajew (CDU), der damals ebenfalls im Landtag saß.

Angeregt durch ein Treffen mit dem Computervisionär Kai Krause habe Ministerpräsident Wolfgang Clement die Initiative angestoßen, Hightechfirmen im historischen Ambiente anzusiedeln. Die Wahl fiel zuerst auf Burg Rheineck - bis ruchbar wurde, dass sie sich in Rheinland-Pfalz befindet, amüsiert sich Zylajew. Laut Schröders Anwältin Münchhalffen sei dann die Burg Hemmersbach in Horrem ausgewählt und am 1. August 2000 auf Initiative der Landesregierung hin die „Byteburg Betreibergesellschaft“ gegründet worden. Zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft gegen die Burgbesitzer Helmut und Bernd Breuer erklärt Anwältin Silke Wenk: „Sämtliche Aufwendungen für Burg Hemmersbach hinsichtlich Kaufpreis und den sehr umfangreichen Umbau- und Sanierungskosten haben die Gebrüder Bernd und Helmut Breuer aus Eigenmitteln und bei der Kreissparkasse Köln aufgenommenen Darlehen allein bezahlt.“

Es stimme nicht, dass die Stadtsparkasse Köln den Erwerb der Immobilie durch Zuschüsse finanziert habe und den Gebrüdern Breuer damit ohne Gegenleistung einen Vermögensvorteil verschafft habe. Ferner seien keine Zuschüsse von Bund oder Land an ihre Mandanten geflossen.

Nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft gehören die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Burg Hemmersbach von Anfang an zum Ermittlungskomplex gegen die Sparkasse Köln und ihren früheren Vorsitzenden Gustav Adolf Schröder. Es bestehe der Verdacht der Untreue und Beihilfe zur Untreue. „Wir ermitteln in diesem Zusammenhang gegen 25 Personen“, sagt Günther Feld, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Seit mehr als einem Jahr laufen Ermittlungen der Behörde gegen die heutige Sparkasse Köln Bonn. Dabei geht es unter anderem um das Engagement beim Golfclub Gut Lärchenhof in Pulheim und dem Fernsehstudiobetreiber MMC.

Das Unternehmen MMC war nach dem Bau des von ihm betriebenen Studiokomplexes Coloneum in Köln-Ossendorf zunächst im gemeinsamen Besitz der Sparkasse, der Sender RTL und Pro-Sieben-Sat-1 sowie der Brüder Bernd und Helmut Breuer. Heute hält die Sparkasse alle Anteile an der MMC. Schröder steht zudem wegen Geschäften im Zusammenhang mit dem Bau der Kölner Messehallen unter Korruptionsverdacht.

Schröders Anwältin, Gaby Münchhalffen, hat die Untreuevorwürfe zurückgewiesen. Die Stadtsparkasse habe mit dem Engagement das Interesse verbunden, sich „im Segment des neuen Marktes zu etablieren“. Ohne die unterstützende Tätigkeit der Stadtsparkasse Köln drohte das Förderprojekt und die erhoffte „Etablierung einer zukunftsorientierten Wirtschaftsstruktur“ zu scheitern.

Auch Münchhalffen betont, Umbau und Sanierung der Burg seien durch die Kreissparkasse Köln finanziert worden. Diese habe ihre Finanzierungszusage an eine Sicherungserklärung geknüpft. Die Stadtsparkasse sei dieser Forderung nachgekommen und habe für den Fall einer Insolvenz der Betreibergesellschaft eine Mietgarantie vorgelegt. Die Kreissparkasse teilte mit, dass sie sich grundsätzlich nicht zu Kundenengagements äußere.