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Vertauschte ZählernummerVerwirrspiel um den Strom

Lesezeit 3 Minuten

Eine Verwechslung der Zählernummern soll 1200 Euro kosten. Wolfgang Schenk wehrt sich. (Foto: Daub)

SCHEUREN – Es ist, als müsste man ein schon gekauftes Auto noch einmal bezahlen, findet Wolfgang Schenk. „Das würde doch keiner machen“, sagt der Odenthaler. Von seiner Schwiegertochter in spe wird aber in etwa das verlangt: Obwohl Anja König die Stromgebühren des örtlichen Versorgers Belkaw immer gezahlt hat, will der jetzt mehr als 1200 Euro von ihr - und drohte sogar, den Strom abzustellen.

Der Grund: Anja König hat zwei Jahre lang für den falschen Stromzähler bezahlt, nämlich den ihrer Nachbarn. Als die heute 27-Jährige im Februar 2007 in ihre Wohnung nach Odenthal-Scheuren zieht, drückt der Vermieter ihr eine kleine Karte zur Anmeldung bei der Belkaw in die Hand. Zählerstand und Zählernummer hat er schon eingetragen. Anja König schickt die Karte ab und zahlt brav ihren Strom an die Belkaw - beziehungsweise den ihrer Nachbarn, die beim Versorger „Yellow“ angemeldet sind. Das heißt: Für einen Zähler wird doppelt gezahlt, für den anderen gar nicht.

Der Irrtum fällt erst auf, als die Nachbarn sich Anfang 2009 entscheiden, den Anbieter zu wechseln. Plötzlich bekommt Anja König Post von der Belkaw, wird als neue Kundin begrüßt - für den Zähler, der tatsächlich zu ihrer Wohnung gehört, ist ein neuer Vertrag aufgesetzt worden. Das „Begrüßungsgeschenk“: eine Forderung von rund 1200 Euro. „Sie ist aus allen Wolken gefallen“, sagt Wolfgang Schenk. Der Vater ihres Lebensgefährten kümmert sich um die Angelegenheit, während das Paar verreist ist - denn vergangenen Donnerstag hat sich die Lage zugespitzt: „Die Belkaw hat angekündigt: Am 11. August kommen wir und stellen den Strom ab.“

Wolfgang Schenk setzt alle Hebel in Bewegung, um das zu verhindern, engagiert einen Anwalt und meldet sich bei der BLZ. Gestern Nachmittag die vorläufige Entwarnung: Der Strom wird heute nicht abgestellt. „Die Sperrandrohung ist aufgehoben“, sagt Belkaw-Sprecherin Ronja Walther auf BLZ-Anfrage. Das Fax des Rechtsanwalts, das dieser gestern Vormittag losgeschickt hat, zeigt Wirkung.

Die Forderung der Belkaw aber bleibt. Zahlreiche Telefonate und Briefwechsel zwischen Kundin und Stromversorger im vergangenen halben Jahr haben nichts gebracht: „Es war schon verrückt“, sagt Wolfgang Schenk, „egal mit wem wir gesprochen haben, selbst die Mitarbeiter der Belkaw haben gesagt, dass das doch nicht sein kann.“ Ein Sachbearbeiter habe Anja König sogar versichert, er habe alles bereinigt, sie habe gar 100 Euro zu viel gezahlt. „Aber seine Vorgesetzte hat ihn zurückgepfiffen“, sagt Schenk.

Das Problem: Die Belkaw reguliert Fehler, die nicht durch sie selbst entstanden sind, erst, wenn diese festgestellt werden: „Die Schuld liegt hier nicht bei der Belkaw, denn die hat nichts verwechselt“, sagt Sprecherin Walther. Der Fehler habe nicht auffallen können, weil es nicht unüblich sei, dass zwei Zähler auf eine Person angemeldet sind. Trotzdem hätte der Irrtum „eigentlich nicht passieren“ dürfen: „Es dürfen nicht zwei Verträge an einen Zähler gekoppelt sein.“ Durch Anja Königs Anmeldung auf den Zähler ihrer Nachbarn hätte, so die Belkaw-Sprecherin, automatisch der Vertrag mit Yellow gekündigt werden müssen. „Da muss etwas schief gegangen sein.“

Laut Belkaw hätte Yellow also gar nicht kassieren dürfen. Ob die Belkaw sich das Geld direkt vom Konkurrenten „zurückholen“ könne, konnte Walther nicht sagen. Der „logische“ Weg sei theoretisch: „Die Nachbarin müsste sich das Geld von Yellow zurückholen, es Frau König geben, und die müsste es uns geben.“