Vor GerichtKunde fiel über Domina her
Köln – Domina Gabi L. ist es in ihrem Beruf gewöhnt, den aktiven Part zu spielen. So auch bei ihrem Stammgast Udo A. (44, Namen geändert), einem ehemaligen Fußballprofi aus Süddeutschland, der schon seit fünf Jahren in ihr Studio in Köln kam. Auch am 5. Februar vorigen Jahres hatte er die Dame aufgesucht, die als "Lady für den devoten Herrn" annonciert. Doch irgendwie war diesmal alles anders. Die "einstündige intensive Behandlung" durch die Domina, so die Staatsanwaltschaft, sei Udo A. nicht genug gewesen. Als Gaby L. ihm erklärte, dass die vereinbarte Zeit nun vorbei sei, soll er über sie hergefallen sein, ihr Stahlfesseln angelegt haben, die er selbst mitgebracht hatte, und sie dann brutal vergewaltigt haben.
Seit gestern steht der Ex-Fußballer wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht. Der durchtrainiert wirkende Mann auf der Anklagebank zog es zunächst vor, sein Aussageverweigerungsrecht zu nutzen. Auch zu seiner Person wollte er keine näheren Angaben machen, so dass Gabi L. (40) wenige Minuten nach Prozessbeginn den Zeugenstand betrat. Sie sagte unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus, weil viele Details ihrer Schilderungen zu intim seien.
Eine Freundin erstattete Anzeige
Zugelassen war das Publikum bei der Aussage einer nahen Freundin des Opfers, die in Berlin als Domina arbeitet. Gabi L. habe sie mehrere Tage nach der Tat angerufen. Erst habe sie ihre Stimme nicht erkennen können, so gebrochen habe sie geklungen. Dann habe die Freundin von der Vergewaltigung berichtet in ihrer ganzen Brutalität, von den Schlägen, von denen sie überall blaue Flecken bekam, von den Drohungen des Täters, er werde sie auspeitschen oder es könne etwas mit ihr "passieren", wenn sie zur Polizei gehe. "Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist. Es tut mir Leid", soll er gesagt haben, bevor er ging.
Durch Nachforschungen im Milieu kam Gabi L. dem Täter auf die Spur. Durch eine Rund-Email an Kolleginnen fand sie die Identität des Mannes heraus. Er war in einem Domina-Studio in Süddeutschland bekannt. Aber nicht die eingeschüchterte Gabi L. erstattete Anzeige; es war die Freundin in Berlin, die dort einen Strafantrag stellte.
Die Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen Udo A. wegen Vergewaltigung, der Fall landete vor einem Schöffengericht beim Amtsgericht. Dort kam der Richter zu dem Schluss, dass die vier Jahre Haft, die er als Höchststrafe aussprechen könne, in diesem Fall möglicherweise nicht ausreichten. Er verwies den Fall an eine Strafkammer des Landgerichts, wo dem Angeklagten nun erheblich mehr als vier Jahre drohen. Für den Fall sind zwei Verhandlungstage vorgesehen. (huh)