Waldwege um Gut Hirschberg gesperrt
ENGELGAU. Ich will dem Mann nichts, sagt Erich Weißkirchen aus Engelgau. Uns geht es nur darum, dass der Wald als Naherholungsgebiet für die Nachwelt nicht verloren geht. Schon immer befand sich Gut Hirschberg mit seinen 103 Hektar Land, davon 85 Hektar Wald, im Privatbesitz. Die Waldwege konnten laut Weißkirchen aber immer von der Bevölkerung begangen werden. Manche Engelgauer hätten die Waldwege früher beispielsweise genutzt, um zu Fuß bis zum Bahnhof in Nettersheim zu gehen.
Doch vor rund einem Jahr habe laut Weißkirchen ein neuer Besitzer das Gut Hirschberg übernommen - und im Wald von Gut Hirschberg habe sich einiges verändert. Diese Veränderungen sind alles andere als nach dem Geschmack der Engelgauer. Deshalb haben sich Erich Weißkirchen, Gerda Michels, Klaus Kaldenbach, Jürgen Richard, Arnold Fuchs und Franz-Josef Nabsdyak, der Wegewart des Zingsheimer Eifelvereins, zusammengeschlossen und sich schon mit Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht in Verbindung gesetzt.
Sie ärgern sich darüber, dass im Wald jede freie Ecke als Wildäsungsfläche ausgewiesen und mit einem Schilderwald gesperrt wurde. An diesen Flächen befänden sich komfortable Hochsitze. Von dort wird das Wild ja bestimmt nicht nur beim Äsen fotografiert, so die Engelgauer.
Höhepunkt des Unfriedens sei aber, dass seit gut 14 Tagen zielstrebig Wege und Pfade mit drei bis dreieinhalb Meter hohen und rund fünf Meter breiten Erdhügeln zugeschüttet würden. Zusätzlich seien diese Erdwälle zum Teil dicht mit Schwarzdornhecken bepflanzt, damit der Zugang zu diesem Besitz noch beschwerlicher ist. Die Engelgauer vermuten nun, dass auf der großen Fläche ein Privatzoo entstehen könnte. Zehn bis 15 Tonnen Rüben lagerten dort. Es könne sein, so die Engelgauer, dass damit das Wild zentral angeködert werde.
Sie wünschen sich nun, dass zumindest zwei wichtige Wege wieder geöffnet werden. Am Beispiel des Waldes um Gut Hirschberg dokumentiere sich, was passieren könne, wenn der Staatswald in Privathände falle, argumentieren Erich Weißkirchen und Gerda Michels. Auf der einen Seite könnten sie natürlich verstehen, dass ein Privatmann seinen Besitz für sich in Anspruch nehmen wolle. Doch in diesem Fall sind sie der Ansicht, dass ein wichtiges Gut für die Allgemeinheit verloren gehe. Die Engelgauer sind auch bereit, sich mit dem Eigentümer an einen Tisch zu setzen und die Angelegenheit in Ruhe zu besprechen.
Dies will auch Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht tun. Er hat sich mit dem Eigentümer schon schriftlich in Verbindung gesetzt und um einen Gesprächstermin gebeten. Eine erste positive Rückmeldung gibt es. Das Thema hat Pracht auch im Rat angesprochen und zudem die Untere Landschaftsbehörde des Kreises eingeschaltet. Diese soll nun prüfen, ob es sich zumindest bei zwei Wegen um öffentliche handelt. Bei diesen beiden zusammenlaufenden Waldwegen handele es sich um ortsverbindende Strecken zwischen Engelgau und Nettersheim. Pracht will nun zunächst die rechtliche Prüfung der Unteren Landschaftsbehörde abwarten.
Was die Erdwälle betrifft, berichtet Wilfried Pracht, dass sie bis zu zwei Metern an Grundstücksgrenzen erlaubt seien. Wenn man sich auf ein Gewohnheitsrecht berufe, so sagte der Bürgermeister, müsse man dies einklagen. Er hofft, dass es in einem sachlichen Gespräch zur einvernehmlichen Lösung kommt.