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Was wirklich hilftWühlmäuse effektiv bekämpfen

Lesezeit 5 Minuten

Wühlmäuse sind niedlich anzusehen, aber in vielen Gärten derzeit eine Plage. (Bild: dpa)

Unerbittlich fressen Wühlmäuse in vielen Gärten derzeit an Wurzeln von Blumen, Sträuchern und Bäumen. Die Folge: Im Herbst gepflanzte Sträucher oder Bäume treiben im Frühjahr nicht aus, Tulpenzwiebeln entwickeln keine Blüte.

Wir haben Experte Ralf Jung vom Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen gebeten, die Plagegeister zu porträtieren und uns Tipps zu geben, was man gegen sie machen kann:

Aussehen / Lebensweise

Die große Wühlmaus oder Schermaus (Arvicola terrestris) ist zwischen 12 und 22 Zentimeter lang, hat ein schwarzes, rotbraunes oder braungraues Fell, eine stumpfe Schnauze und kurze Ohren. Der behaarte Schwanz ist etwas kürzer als die halbe Körperlänge. An die Erdoberfläche kommt sie zur Wanderung und Paarung, seltener zur Nahrungsaufnahme. Das Weibchen bringt von März bis Oktober zwei bis vier Würfe mit durchschnittlich zwei bis fünf Jungen zur Welt. Die Tiere des ersten Wurfes werden noch im selben Jahr geschlechtsreif. Die Baue werden in der Regel nur von einem Tier bewohnt. Junge Schermäuse müssen sich einen neuen Bau anlegen. Dies führt zu einer sehr schnellen Ausbreitung des Befalls.

Schäden

Wühlmäuse richten an den verschiedensten Pflanzenarten Schäden an durch das Benagen und Fressen von Wurzeln, Rhizomen, Knollen und Zwiebeln. Auf Rasenflächen kann durch die Wühltätigkeit die Grasnarbe zerstört werden. Bei den Bäumen sind vorwiegend jüngere gefährdet, z. B. Apfelbäume auf schwach wachsenden Unterlagen. Die Schäden entstehen meist unbemerkt während des Winters. Sie werden erst entdeckt, wenn im Frühjahr Bäume und Sträucher schwach oder gar nicht mehr austreiben. Die Pflanzen sitzen nicht mehr fest im Boden, lassen sich leicht herausziehen und die Hauptwurzel sieht wie angespitzt aus.

Befallserkennung

Erdhaufen: Entdecken Sie im Garten Erdhaufen, kann das auf den Besuch einer Wühlmaus hindeuten. Trotzdem müssen Sie zunächst prüfen, ob es sich bei dem Erdhügel tatsächlich um ihr Werk handelt. Auch Maulwürfe schütten Haufen auf. Da diese aber zu den geschützten Tierarten gehören, darf man sie zwar vertreiben, nicht aber fangen oder gar töten. Die Erdhaufen der Wühlmaus liegen neben den Gängen und sind im Gegensatz zu denen des Maulwurfs niedriger und in der Form unregelmäßiger. Die Erde ist feiner und meist mit Pflanzenresten vermischt. Der Maulwurf schiebt gleichmäßig geformte, hohe Erdhaufen ohne Pflanzenreste auf. Sein Gang endet mitten unter einem Erdhaufen.

Gänge: Die Gänge der Wühlmaus sind geschlossen; offen sind sie nur am Wasser oder wenn Junge im Bau sind. Die unterirdischen Gänge verlaufen in einer Tiefe von fünf Zentimetern stellenweise bis zu einem Meter parallel zur Erdoberfläche. An den Gangwandungen sind die Wurzeln fein säuberlich abgefressen. Die Wühlmaus legt Vorratskammern an, in denen sie Wurzeln und Zwiebeln lagert.

Abwehrmaßnahmen

Feinde: Zu den wichtigsten natürlichen Feinden der Wühlmaus gehören die Wieselarten, vor allem das Mauswiesel. Aber auch Fuchs, Iltis, Marder und Katze sowie Eulen (insbesondere die Schleiereule) und Greifvögel (etwa der Mäusebussard) stellen der Wühlmaus nach. Zur Unterstützung der natürlichen Feinde können für Greifvögel Sitzstangen als Ansitz aufgestellt, für Eulen in Feldscheunen Einfluglöcher geschaffen und für Wiesel Steinhaufen als Unterschlupf angeboten werden.

Wurzelschutz mit Körben: Bäumen kann man mit einem Drahtkorb sicheren Schutz bieten. Mit Maschendraht (Maschenweite etwa 15 Millimeter) wird ein Korb geformt, in den der Baum gepflanzt wird. An den Faltnähten muss der Draht sorgfältig verhakt werden. Nach dem Einfüllen der Erde wird er gegen den Stamm gebogen, aber dort nicht befestigt. Er kann dann noch mit einer Erdschicht abgedeckt werden. Ähnlich kann auch bei Zwiebeln oder Knollen verfahren werden. Spezielle Gittertöpfe oder Körbe bieten einen gewissen Schutz vor Wühl-mausfraß.

Vertreibung: Oft wird empfohlen, die Gänge mit stark riechenden Substanzen auszugießen, Wolfsmilch und Knoblauch anzubauen oder Kaiserkronen zu pflanzen. Außer einem kurzzeitigen Vertreiben wird damit jedoch nichts erreicht.

Als wirkungslos hat sich auch die Verwendung von Klappermühlen, Windrädern, Klopfschallvibratoren oder Ultraschall erzeugenden Geräten erwiesen.

Wühlmäuse bekämpfen

Verwühlprobe: Bei ersten Anzeichen für eine Besiedelung erfolgt als erste Maßnahme die sogenannte Verwühlprobe. Neben den Erdhügeln sollte dabei der Boden auf kreisförmigen Bahnen mit dem Wühlmausstab abgetastet werden. Ist ein Gang getroffen, sinkt der Stab ruckartig ein. An dieser Stelle wird der Gang mit dem Spaten oder den Händen auf einer Länge von 20-30 Zentimeter freigelegt und die beiden Öffnungen vorsichtig von loser Erde gesäubert. In beide Gangöffnungen wird eine Möhre gesteckt. Ein bewohnter Gang wird von der Wühlmaus, vor allem bei kühler Witterung, bald wieder verwühlt (zugeschoben). Lebt ein Maulwurf in dem geöffneten Gangsystem, wird er den geöffneten Bereich unterwühlen.

Wühlmausfallen: Das Nonplusultra bei der Wühlmausbekämpfung ist das Aufstellen von Fallen. Es gibt verschiedene Fallentypen. Einige benötigen einen Köder. Ein häufig verwendeter Fallentyp ist die "Bayerische Drahtfalle". Aber auch Kippbügelfallen, Röhrenfallen oder spezielle Fallen wie die Sugan-Wühlmausfalle oder die Wühlmausfalle SuperCat helfen effektiv.

Fallen stellen: Der verwühlte Gang wird vorsichtig wieder freigelegt, von loser Erde gesäubert und eine Falle in den Gang geschoben. Es ist darauf zu achten, dass der Großring der Falle an der Gangwand fest anliegt. Gespickt mit einem Stück Sellerie, Möhre oder etwas Schokolade als Lockmittel gehen die Wühlmäuse besser in die Falle.

Weitere Methoden

Vielleicht nicht jedermanns Sache, allerdings tierschutzrechtlich geprüft und zugelassen (weil die Tiere nicht qualvoll sterben): Mit speziellen Präparaten etwa kann das Gängesystems begast werden. Das im Gangsystem entstehende Gas dient ausschließlich der Vertreibung der Wühlmäuse, es reicht nicht aus, um sie zu töten. Die entsprechenden Präparate sind nur noch bis Ende dieses Jahres im Handel erhältlich. Eine Anschlusszulassung wird aber erwartet. Außerdem gibt es Fraßgifte (Fertigköder) auf Basis von Zinkphosphid. Verboten ist es, diese offen auszulegen.