Wie verwunschen im Tal der Bröl
RUPPICHTEROTH. Wie verwunschen liegt sie im Bröltal, auf einer steil ansteigenden Felskuppe, umgeben von einem Märchenwald: die Burg Herrnstein. Sie ist kein Museum, sondern tatsächlich der Wohnsitz eines Grafen. Zu ihm und in die Burg können 20 Rundschau-Leser am Donnerstag, 15. Mai.
Das mit dem Adel ist so eine Sache, sagt Adolf Graf Nesselrode. Denn der Adelsstand ist seit knapp 100 Jahren abgeschafft, der „Graf“ blieb lediglich Namensbestandteil, erklärt der 62-Jährige. Der Jurist verbrachte keinesfalls sein ganzes bisheriges Leben in dem romantischen Gemäuer, er wohnte lediglich als Kind zwei Jahre auf Burg Herrnstein und zog erst 1987, nach dem Tode seines Vaters, mit seiner Familie, mit Ehefrau und vier Kindern, ins Bröltal. Und leitet seitdem die Gräflich Nesselrodesche Forstverwaltung, die 3000 Hektar Wald bewirtschaftet.
Die Geschichte der Burg reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert und ist seit Beginn des 15. Jahrhunderts im Besitz der Nesselrodes. Sie ist benannt nach den ersten Besitzern, den Herren vam Steyme (von Stein). Zunächst ein einfaches Haus, wurde es später ausgebaut. 1370 gab es Graf Wilhelm II. von Berg als Lehen an Johann vom Stein. Im 19. Jahrhundert wurden große Teile der Anlage abgetragen und erst im 20. Jahrhundert wieder errichtet, weitere Baumaßnahmen gaben dann der Burg ihr heutiges Gesicht. Aus der Gründungszeit stammen Keller sowie die nördliche Schildmauer, aus dem Barock die Fenster, die Dachkonstruktion und Teile des Treppenaufgangs. Nach historischen Ansichten wurden im 20. Jahrhundert der Ost- und der Westflügel des Herrenhauses neu errichtet. Der Erhalt des alten Gemäuers ist ein kostspieliges Unterfangen, so Adolf Graf Nesselrode. Allein das Dach zu erneuern, würde mehr Geld verschlingen, als der Forstbetrieb mit seinen 18 Mitarbeitern einbringt.
Die Besucher werden bei schönem Wetter auch durch den Park geführt. Die großen Teiche - ein Altarm der Bröl - sind übrigens nicht die Reste von Wassergräben, wie in einigen Publikationen vermerkt. Sie wurden erst in der Barockzeit angelegt zu Ernährungszwecken, so Graf Nesselrode. „Damals aßen die Menschen gerne Karpfen.“