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Wo parken in Wipperfürth?

Lesezeit 5 Minuten

WIPPERFÜRTH - Das tägliche Ärgernis: Der Bürger fährt morgens zur Arbeit oder zum Einkaufen in die älteste Stadt des Bergischen Landes, deren Stadtgrundriss bekanntlich weitgehend noch aus dem Mittelalter stammen soll, und sucht bisweilen verzweifelt einen Parkplatz.

Zunächst geht es zum kostenfreien Parkplatz der katholischen Kirche in der Gartenstraße, der meist bis auf den letzten Platz besetzt ist. Weiter geht es durch die Wupperstraße, wo auch alle halbwegs sinnvollen und legalen Stellplätze schon belegt sind. Also nochmal zurück, durch die Untere Straße, über die Hochstraße auf den Marktplatz. Auch hier wieder nichts gefunden? Jetzt wird es aber eng: hoch zum Klosterberg.

Frustrierende

Suche

Doch die oft motorisierten Berufsschüler haben auch dort schon alles besetzt, und vor dem Haus der Familie dürfen nur Mitarbeiter der Bildungseinrichtung parken. Außerdem können Autofahrer auf dem Klosterberg ihr Gefährt mit einer blauen Parkscheibe im Fenster maximal zwei Stunden abstellen. Bleibt nur noch der mit Pfützen übersäte Park- und Festplatz Ohler Wiesen, gefühlsmäßig ganz weit draußen, weitab vom Schuss. Viele Wipperfürther scheuen das Parken auf diesem Platz, doch in letzter Zeit, besonders an Markttagen, muss man froh sein, wenn man selbst hier noch ein freies Plätzchen bekommt.

Vieles hat sich verändert in den letzten paar Jahren, durch den Neubau des Feuerwehrgerätehauses, den Bau des neuen Pfarrzentrums, denn ehemals brach liegende Flächen, die als Aushilfsparkplatz gerne genutzt wurden, fielen weg. Auch in der Parkgarage des Edeka-Neukauf-Parkhauses, wo manche früher kostenfrei den ganzen Tag lang ihr Auto abstellen, ist dies heute nicht mehr möglich.

Viele Wipperfürther beklagen, dass etliche Parkplätze auch weggefallen sind durch den Neubau des Feuerwehrgerätehauses und die Bebauung des Hausmannsplatzes.

Brötchentaste

kaum Entlastung

Die Einführung der Brötchentaste im September 2004, die kostenfreies Parken für 15 Minuten erlaubt, sei keine wirkliche Erleichterung für Menschen, die zum Schaufensterbummel in die Stadt kommen, behaupten manche Wipperfürther Einzelhändler.

„Fehlende Parkplätze wirken sich negativ auf den Geschäftsumsatz aus“, sagt auch Heinz Waldmann, der in der Unteren Straße ein Geschäft für Geschenkartikel und Porzellanwaren betreibt, und mit der Parkplatzsituation sehr unzufrieden ist. „Wir haben noch viele tolle Geschäfte in der Innenstadt. Man muss aber ja fast überlegen, ob man sein Geschäft wegen der unbefriedigenden Parkplatzsituation und der hohen Mieten nicht an den Stadtrand verlegt“. Er beklagt, dass es in der Unteren Straße, die man als Hauptgeschäftsstraße bezeichnen kann, gerade etwa 15 Parkplätze in den Parkbuchten am Straßenrand gebe.

Sicherlich sei es bei begrenztem Platz in der Innenstadt schwer, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, so Waldmann. Als ideale Lösung betrachtet er den Neubau einer Tiefgarage unter dem Marktplatz. Ideal sei diese Lösung für diejenigen, die den ganzen Tag über im Stadtzentrum arbeiten, aber auch für Leute, die zum Bummeln in Ruhe durch die Wipperfürther Straßen, von Schaufenster zu Schaufenster ziehen wollen, sagt Heinz Waldmann. Waldmann ist sich sicher, dass diese Leute auch gerne bereit wären, dafür zu zahlen.

Als „ganz schlecht“ beurteilt auch Geschäftsfrau Beate Neumann, die in der Marktstraße 21 ein Haushaltswarengeschäft besitzt, die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt. Etwas gelassener betrachtet Christian Potthoff („Christians Restaurant“) die Angelegenheit für den Betrieb seines Restaurants, wenngleich er die Parkplatzsituation insgesamt als „katastrophal“ empfindet. Er selber habe beim Ein- und Ausladen vor dem eigenen Restaurant keine Probleme mit den beiden zuständigen Mitarbeitern der Stadt, die ihre Runden drehen auf der Suche nach Parksündern. Wenn jedoch der Marktplatz als Parkplatz auch noch wegfalle, werde es in Wipperfürth zappenduster.

Sieben Knöllchen

in einer Woche

Vollends unerträglich, da sind sich viele befragte Wipperfürther einig, wird es bei besonderen Veranstaltungen in der Stadt, etwa, wenn ein Zirkus das Festplatzgelände auf den Ohler Wiesen in Beschlag nimmt, das Schützenfest oder die Kirmes dort stattfindet.

Sieben „Knöllchen“ hat Adam Jarek, Inhaber des Hansecafés am Marktplatz, innerhalb von nur einer Woche an den Scheibenwischern seines Transporters vorgefunden.

Er muss sein Fahrzeug öfters vor seinem Café am Marktplatz parken, um frisches Gemüse, Brötchen und sonstigen Gastronomiebedarf auszuladen. Er forderte eine bezahlbare Parkmöglichkeit für den ganzen Tag, auch für seine Mitarbeiter, die es ebenso oftmals nicht schaffen, einen neuen Parkschein rechtzeitig zu ziehen. Auch sie müssen regelmäßig die kostenpflichtigen Konsequenzen tragen und ein Knöllchen bezahlen.

Bürgermeister Guido Forsting erklärte auf Anfrage, dass das Parkplatzproblem der Wipperfürther meist ein subjektiv empfundener Eindruck sei. „Ich kann nachweisen, dass es in Wirklichkeit nicht weniger, sondern mehr Parkplätze als noch vor einigen Jahren in Wipperfürth gibt“, sagt Guido Forsting, der nebenbei vermutet, dass die meisten Wipperfürther am liebsten kostenlos und ohne Zeitbegrenzung mit ihrem Auto direkt vor dem Laden, in dem sie einkaufen, parken möchten.

Für die Wupperstraße sei ab Mitte des Jahres die Einführung einer Parkscheibenregelung vorgesehen. Zwei Stunden lang können dort die Autofahrer mit der blauen Parkscheibe kostenfrei stehen, kündigte Forsting an.

An der Hindenburgstraße, hinter der Polizei, dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses und der ehemaligen Evangelischen Albert-Schweitzer-Grundschule sollen schon bald bis zu 38 neue Pkw-Stellplätze entstehen. „Aus meiner Sicht könnte bereits in den nächsten zwei Wochen mit dem Bau begonnen werden“, so der Bürgermeister.

Anders als erwartet, fallen die Einnahmen der Stadt durch die Parkgebühren aus. Schaut man sich den Vermögenshaushalt der Stadt für 2005 an, sieht man, dass für dieses Jahr nur 120 000 Euro an Parkgebühren eingeplant sind, während die Stadt 2004 noch 145 000 Euro Parkgebühren eingenommen hat und der Kämmerer im Jahre 2003 satte 143 062 Euro verbuchen konnte. „Die Ansatzreduzierung ist bedingt durch die Ausfallzeiten der Kontrolleure des ruhenden Verkehrs sowie die Einführung der Brötchentaste“, heißt es im Haushaltsbuch als Begründung. Auch die Verwarnungs- und Bußgelder gingen zurück von 90 000 Euro im vergangenen Jahr auf für 2005 eingeplante 80 000 Euro, während die Stadt vor zwei Jahren sogar 91 736 Euro durch „Knöllchen“ eingenommen hatte.