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Wohnen in Köln-NippesFreie Blicke aus dem Bunker

2 min

Das Wahrzeichen von Köln. (Bild: dpa)

Schicke Lofts in einem ehemaligen Hochbunker; komfortabel wohnen, wohin einst Menschen vor den Bomben flohen. Das klingt zunächst ein bisschen befremdlich.

Andererseits: Warum sollte man die massiven Betonbauten nicht sinnvoll nutzen, wo sie ohnehin nicht einfach so abzureißen sind? Im Kölner Stadtteil Nippes trotzte Jahrzehnte lang solch ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg der Zeit. Ein schäbiger, fensterloser Klotz, 45 Meter lang, 15 Meter tief und 7,5 Meter hoch. Wer heute durch die Werkstattstraße im Nippeser Sechzigviertel geht, sieht keinen Bunker mehr, sondern ein modernes weißes Wohnhaus mit vielen Fenstern, gekrönt von einem gewölbten Aluminiumdach.

Dieser neue Querriegel wurde über den Bunker gesetzt und bildet mit Maisonettewohnungen die Fassade zur Straße hin. Aus dem ehemaligen Flakturm ist ein Penthouse geworden. Der aufwendige Umbau des gesamten Gebäudes hat eine Investition von knapp fünf Millionen Euro erfordert.

„Bunker klingt zwar cool“, sagt Christopher Merkel, der eine von 17 Wohnungen in dem ehemaligen Schutzbau besitzt, deren Kaufpreis bei 2300 bis 2500 Euro pro Quadratmeter liegt. „Aber was mich daran gereizt hat, ist etwas anderes, nämlich der komplett offene Grundriss.“ Der selbstständige Schreiner wohnt auf gut 160 Quadratmetern und zwei Ebenen, aber fast ohne Türen. Wer eintritt, steht schon in der Küche, die in den Ess- und Wohnbereich übergeht. Dort gibt eine Glasfront den Blick auf Terrasse und Garten frei, nach oben öffnet sich der Raum zu einer Galerie mit schräger Dachverglasung.

Trotz des vielen Glases, sagt der 40-jährige Merkel, sei die Wohnung nicht schwer zu heizen. „Die 1,10 Meter dicken Wände speichern Wärme über Wochen“, erklärt er.

Auf die Etage führt eine Holztreppe zu Schlaf- und Badezimmer und Rückzugsraum mit Couch und Fernseher. Der Clou: Zwei raumhohe Holztürflügel lassen sich so aufklappen, dass sich das Bad mit der freistehenden, holzverkleideten Wanne zur Galerie öffnet und den Blick nach draußen freigibt - oder auf den Fernseher. Seine Badewanne sei auch schon für Werbeaufnahmen genutzt worden, erzählt Christopher Merkel.

Weiß verputzt, modern eingerichtet, lichtdurchflutet - seine wehrhafte Vergangenheit sieht man dem Loft nicht mehr an. Außer, wenn man an die Decke blickt oder in die Ecke neben der Terrassentür. Da hat Merkel den Beton unverputzt gelassen. „Ich wollte, dass da noch etwas bleibt“, sagt er. Man sieht die Schneidespuren der Seilsäge, mit der in den massiven Baukörper geschnitten wurde - rund 5000 Tonnen Beton hat er abgespeckt. Merkel ist aber der einzige im Haus, der ein Stück Bunker sichtbar gelassen hat.