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WuppertalbahnAls Kupferberg noch einen Bahnhof hatte

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Mit der Eisenbahn von Wipperfürth nach Halver. Das ehemalige Bahnhofsgebäude in Wipperfürth-Kupferberg ist heute ein Wohnhaus und wurde im Jahr 1910 erbaut. (Bild: Lars Strombach)

WIPPERFÜRTH – Am 30. Juni und 1. Juli 1910 wurde die Eisenbahntrasse als unteres Streckenband der Wuppertalbahn eröffnet. Der Eröffnungszug soll von Brügge aus über Halver und Anschlag ins 19,2 Kilometer entfernte Wipperfürth gefahren sein. Dort wurde ein zusätzlicher Waggon für die bergischen Honorationen angehängt, der Zug setzte sich erneut in Bewegung und fuhr über Anschlag und Schwenke nach Radevormwald.

Der Bau des 12,7 Kilometer langen Streckenastes von Halver nach Wipperfürth lag vor allem im Interesse der sauerländischen Fabrikanten, die eine schnelle zusätzliche Verbindung Richtung Köln forderten. Offensichtlich blieb die Wirtschaftlichkeit der Strecke selbst in den besten Zeiten hinter den Erwartungen der Bahnverwaltung zurück, da die Strecke von Wipperfürth oder Hämmern aus wegen des Ersten Weltkrieges nicht Richtung Lindlar oder Bergisch Gladbach verlängert werden konnte.

Spätestens ab Mitte der 1950er Jahren versuchte die Bundesbahn, den Betrieb durch den Einsatz von Schienenbussen wirtschaftlicher zu gestalten. Doch auch die roten Brummer konnten die Strecke nicht mehr retten. 1960 wurde der Personen- und Güterverkehr zwischen Anschlag und Wipperfürth eingestellt. 1961 wurden die Geise abgebaut, danach auch die Brücken abgerissen.

Der Verlauf der eingleisigen Strecke in Normalspur (1435 Millimeter) ist nur noch schwer nachzuvollziehen: Hinter dem Wipperfürther Bahnhof zweigte die Strecke ab, überquerte die Wupper und führte hinter den Häusern von Leiersmühle Richtung Wasserfuhr. Auf Höhe des heutigen TÜV-Gebäudes überquerte die Bahn einstmals auf einem Brückenbauwerk die L 284 und führte auf einem Bahndamm südöstlich an Harhausen und Hönnige vorbei. Über das Werksgelände der heutigen Firmen Bosch und Exte fuhren die Züge Richtung Wasserfuhr. Dort gab es eine Bahnstation. Die Gleise lagen oberhalb der Häuser. Kurz vor Kupferberg querte die Bahn auf einer 1965 abgerissenen Brücke erneut die L 284. Oberhalb der Fischteiche bei Kupferberg befand sich der Bahndamm, kurz dahinter begann das Bahnhofsgelände von Kupferberg. Unterhalb von Hohl und Engsfeld und an Erlen vorbei, führten die Gleise weiter Richtung Anschlag. Zwischen Lausberge und Anschlag traf der Wipperfürther Streckenast auf die Bahnstrecke, die von Radevormwald nach Halver führte. Der ehemalige Bahnhof in Anschlag, heute als Wohnhaus genutzt, war großzügig dimensioniert und verfügte über vier Gleise und ein Einfahrsignal. Heute ist davon nichts mehr zu sehen, nur noch der ehemalige Güterschuppen erinnert an die Bahnvergangenheit.

Auf den ehemaligen Bahndämmen verlaufen heute land- und forstwirtschaftliche Feldwege. Nächste Station hinter dem ehemals bedeutenden Bahnknotenpunkt Anschlag war der Bahnhof Halver.

Auch wenn der Bahnhof Halver durch den bis in die 1990er Jahre aufrecht erhaltenen Güterverkehr der Bundesbahn und durch das Engagement des „Bürgerverein zur Förderung des Schienenverkehrs“ (BFS) noch deutlich länger in Betrieb war, liegt das einzige noch vorhandenen Gleise heute auch dort im Dornröschenschlaf und unter einer dicken Schneedecke. Im Mai 1995 wurde dann auch der Güterverkehr zwischen Oberbrügge und Halver eingestellt und die Strecke war endgültig Geschichte. Der Bahnhof in Halver wird heute als Gaststätte, Bücherei und als „Kulturbahnhof“ genutzt.