Zoo-Elefantenpfleger„Jetzt möchte ich etwas zurückgeben“

Elefantenpfleger aus Leidenschaft: Mit Respekt und tiefer Zuneigung hat Brian Batstone mit den grauen Riesen gearbeitet. (Foto: Gauger)
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Köln – Man hört sie nicht. Lautlos nähern sich die Tiere und werden größer bei jedem Schritt. Ehrfurcht gebietend steht Kreeblamduan, das Leittier der Elefantenherde, am Gitter. Sie wächst empor, so groß ist sie. Brian Batstone spricht leise mit ihr. Man spürt die Zuneigung zwischen Mensch und Tier.
Seit 38 Jahren arbeitet Batstone im Kölner Zoo. Er hat den Aufbau des neuen Elefantenhauses maßgeblich begleitet, dabei geholfen, dass eine stabile Herde entstanden ist. Er hat sich umgestellt auf die Haltungsform „hands-off“, ohne den sehr engen Kontakt zum einzelnen Elefanten. Zuvor arbeitete er 19 Jahre täglich auf Tuchfühlung mit den grauen Riesen. Jetzt hatte der 62-Jährige seinen letzten Arbeitstag. Mit ihm geht ein Stück Zoogeschichte. Und ein Elefantenpfleger aus Leidenschaft.
Cricket in der zweiten Liga, ein englisches Internat, das Landwirtschaftsstudium und eine eigene Farm in Sri Lanka, der Heimat seiner Mutter - so waren die Weichen für den Sohn eines Engländers gestellt. Aber da war auch das Elefantenschrubben in den Sommerferien, der faszinierende Dschungel, erste Begegnungen mit wild lebenden Elefanten. Nach einem Intermezzo bei der englischen Marine kam Batstone 1973 zum Kölner Zoo.
Zwölf Jahre war er verantwortlich für die Menschenaffen, dann wechselte er zu den Elefanten, die man im alten Haus noch ohne trennende Gitter pflegte. Schon da hat ihn die Intelligenz der Tiere, die ein differenziertes Sozialverhalten haben und sich über rund 70 Infraschall-Signale verständigen, fasziniert. Damit sich die Elefanten nicht langweilen, hat er mit ihnen trainiert. So konnte die indische Elefantendame Tanga ihm den Schlüssel vom Gürtel klauben. „Die Kinder haben dann gerufen: Der Elefant hat deinen Schlüssel geklaut! Ich habe ihn wiederbekommen und Tanga eine Belohnung“, erzählt Batstone schmunzelnd. „Danach hat sie uns alles Mögliche gestohlen - vom Besen bis zum Labello . . .“
Niemals einen schweren Zwischenfall erlebt
Wenn man mit Elefanten arbeite, müsse man dominant sein und dafür seinen ganz persönlichen Weg finden, sagt Batstone. Sein Weg ist von tief verwurzeltem Respekt geprägt. „Wenn ein Elefant eine Sache nicht will, zwinge ich ihn nicht dazu. Ich verliere meinen Status als Leittier nicht, denn ich kann einen anderen Weg finden: ,Okay, du hast das verweigert, aber was hältst du davon?' Am Ende klappt es dann meistens“, erklärt er. „Wir hatten nie einen schweren Zwischenfall, weil wir mit den Tieren eine friedliche Koexistenz gefunden haben.“
Dafür, dass das Zusammenleben auch in der Heimat der Elefanten besser gelingt, will er in seinem dritten Lebensabschnitt kämpfen. Weil Straßen die Lebensräume der Tiere durchschneiden und daneben Zuckerrohr, Bananen oder Mangos angepflanzt werden, gibt es viele Konflikte. Allein in Sri Lanka sterben dabei jährlich 50 Menschen und 100 Elefanten. „Kurzfristige politische Entscheidungen gefährden Naturschutzprojekte, die immer auf längere Dauer angelegt sind“, sagt Batstone. Er steht im Austausch mit Schutzorganisationen in Sri Lanka, hat jedes Jahr im Elefantenwaisenhaus Pinnawela gearbeitet. In Zukunft möchte er sich bei einer großen Organisationen wie dem WWF oder Sri Lanka Wild Life einbringen. Nur die könnten Druck auf die Regierung ausüben, damit der Lebensraum der gefährdeten Art erhalten bleibt. „Manche sagen, es gibt andere, wichtigere Dinge“, sagt Bastone. „Für mich nicht. Ich durfte so lange mit Elefanten arbeiten. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben.“
Am Abend ist der Zoo menschenleer. Die Leitelefantin schreitet ins Außengelände. Batstone bleibt stehen: „Mal sehen, wer mitkommt. Die Leitkuh geht nie alleine raus. Ein zweites Tier kommt hinzu, die beiden begrüßen sich, spielen, indem sie ihre Rüssel ineinander verwinden. Batstone macht mit Hilfe der Hände ein kollerndes Geräusch. Sofort antworten die Elefanten, trompeten laut und aufgeregt zu ihm hin. „Sie kennen das nicht, dass ich abends noch hier bin“, sagt Batstone. Dann fügt er hinzu: „Manche nennen mich Elefantenflüsterer, aber das mag ich nicht. Ich kann mich mit ihnen unterhalten, aber um mich geht es nicht. Es geht um die Elefanten.“