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Zum „Dinner“ wurden Schafsaugen serviert

Lesezeit 4 Minuten

Dirk Scharfen ist ein ganz normaler junger Familienvater. Mit seiner Frau Nicole , den beiden fünf Jahre alten Söhnen Leon und Fabio sowie der Boxerhündin Any lebt der 30-Jährige in einem Haus in der Nähe des Freilichtmuseums in Kommern. Nichts deutet darauf hin, dass der Busfahrer ein Faible für Extremsportarten hat. Er testet gerne seine Grenzen aus und liebt den Nervenkitzel, sagt er. Und damit war Scharfen ein Kandidat für die neue RTL Reality-Show „Fear Factor“, auf Deutsch „Angst-Faktor“.

„Meine Frau hatte im Internet vom Casting für eine neue Stuntshow erfahren und meinte, dass das genau das Richtige für mich sei“, erzählt Scharfen. Kurz nach der Bewerbung kam die Einladung zum Auswahlverfahren in Köln-Ossendorf. Bei einem Circle-Training musste er Ausdauer und Fitness unter Beweis stellen. „Anschließend wurden wir in einen Raum mit drei Terrarien geführt, in denen sich Schlangen, Ratten und Vogelspinnen befanden“, erinnert sich der Busfahrer. Er nutzte die Gelegenheit und ging mit allen „possierlichen“ Tierchen auf Körperkontakt. „Wann hat man dazu schon mal die Gelegenheit!“

Noch am gleichen Abend meldete sich die Produktionsfirma Endemol, die auch die Idee von „Big Brother“ in Deutschland umsetzte, bei den Scharfens. Am darauf folgenden Tag ging es noch zum Arzt und zum Psychologen - dann hatte der Eifeler sein Ticket nach Buenos Aires, Argentinien, in der Tasche.

Bereits der Flug von Köln in die argentinische Hauptstadt entpuppte sich als Fahrt ins Ungewisse. Statt des angekündigten Direktflugs ab Frankfurt traten die Passagiere des Angstfaktors eine insgesamt zweitägige Odyssee über München, Frankfurt, Rom und Paris an. „Ich hatte Glück und wurde gezogen, als fünf Businessclass-Plätze vergeben wurden“, meint Scharfen verschmitzt. Während die Mehrzahl der „Fear Factor“-Crew mit dem einfachen Service in der Touristenklasse abgespeist wurde, servierten die Stewardessen ihm Champagner und Steak. Auch ein Schönheitspäckchen inklusive frischer Socken und Zahnbürste gehörte zum Service. Gott sei Dank: Denn auf ihre Koffer mussten die freiwilligen Stuntmen und -women weitere 24 Stunden warten.

Nach drei Tagen, in denen die anderen Gruppen bereits Angst und Ekel überwinden mussten, wurde es auch für den Familienvater ernst. Mit verbundenen Augen wurden er und seine fünf Mitstreiter vor sechs Pfähle geführt, die zehn Meter in den Himmel ragten. Erst dann durften sie auf das Kommando von Moderatorin Sonja Zietlow die Augenbinden abnehmen. „An Klettergriffen, gesichert an einem Seil, mussten wir den ersten Stamm hochklettern und dann von Pfahl zu Pfahl hüpfen“, erklärt Scharfen: „Oben hatte gerade mal ein Fuß Platz.“

Heute Abend bei

RTL zu sehen

Beim Dinner am darauf folgenden Tag wurde die Ekelgrenze ausgelotet. Ähnlich wie Roger Moore als James Bond in einem seiner Filme wurden Scharfen - festlich angerichtet - gekochte Schafsaugen serviert. Im Gespräch mit der Rundschau schwieg sich der Busfahrer aus, ob ihm angesichts dieser Delikatesse (zumindest im Mittleren Osten und in Griechenland) ein „Iiii“ entwich oder ob er kraftvoll zubiss. „Ich habe mich vertraglich verpflichtet, darüber vor der Sendung nichts zu sagen“, so Scharfen.

Bei der letzten Aufgabe fürs Team war wieder der Sportsgeist gefragt. Die Fear-Factor-Kandidaten saßen in einem Auto, das in einem Wasserbassin versenkt wurde. Sie mussten sich und eine Babypuppe auf dem Rücksitz befreien. „Verglichen damit waren die Aufgaben der Gruppe, die vergangene Woche gesendet wurde, ein Spaziergang“, sagt Scharfen nicht ohne Stolz.

Öffentliche Kritik, die bereits das Strickmuster von Realityshows wie Big Brother und das Prominenten-Dschungel-Camp in Frage stellt, kennt der Kommerner. Aber er kann sie nicht nachvollziehen. „Es wurde niemand dazu gezwungen, eine Aufgabe zu erfüllen, sondern man konnte zu jeder Zeit aufhören“, betont Scharfen. Weder sei der freie Wille der Teilnehmer noch deren Leben zu irgendeinem Zeitpunkt in Gefahr gewesen. „Es war eine absolut faire Sache.“

Er selbst würde jeder Zeit wieder an einer derartigen Show teilnehmen: „Wann hat man schon mal die Gelegenheit, Schlangen anzufassen oder mit einem Auto in einem Wasserbassin zu versinken?“ An seine Grenzen sei er bei Fear Factor allerdings nicht gestoßen. „Wenn überhaupt, dann liegt die Grenze beim Ekel.“

Wie Dirk Scharfen die ihm gestellten Aufgaben gelöst - oder auch nicht gelöst - hat, ist heute Abend um 21.15 Uhr bei RTL zu sehen.