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„Zwei Füße für ein Halleluja“

2 min

BRÜHL. Es müssen schaurige Zeiten gewesen damals im Mittelalter: zu allen Mahlzeiten gab es Grütze, die Musik war ein variationsloses Gefiepe und flattolierende Pfaffen und aufständische Fürsten machten sich gegenseitig das Leben schwer - jedenfalls, wenn man Jochen Malmsheimer glaubt, der in seinem neuen Programm „Zwei Füße für ein Halleluja“ einen Ausflug in das elfte Jahrhundert unternimmt.

„Einen erhellenden Abend mit Enthüllungen exquisitester Qualität“ hatte der Kabarettist bei seinem Auftritt in der Galerie am Schloss versprochen. Dabei präsentierte er sich zunächst als Mittelalter-Experte, der bei seinen Forschungen auf das Tagebuch König Heinrichs IV., des umstrittensten Herrschers des Mittelalters, gestoßen war. Diesen Aufzeichnungen widmete sich das Programm, für das sich Malmsheimer stilgerecht mit Leinenhemd und Lederarmband ausstaffiert hatte.

Nur zur Erinnerung: Heinrich IV. war der mit dem Gang nach Canossa. Doch bis es dazu kommt, muss „Heini“ noch eine Menge anderer Dinge durchstehen, über die er sich mächtig ereifert. Die unerträgliche Grütze zum Beispiel, die er nach seiner Krönung ebenso abschaffen will wie die unerträgliche Musik, die ihm den letzten Nerv raubt. Und am Reiten und Fechten, Hauen und Stechen, an der Minne und am Verseschmieden hat der aufmüpfige kleine König ebenfalls wenig Spaß. Dabei lässt Jochen Malsheimer Schimpfkanonaden ab, die sich gewaschen haben.

Gut, dass er den Uwe Rössler an der Seite hat, der ihm beispringt, als ihm fast die Luft ausgeht. Rössler bietet an Klavier und Keyboard _ zur Erholung für seinen Bühnenpartner und das Publikum, das den Wortschwall verdauen muss - , einen munteren musikalischen Streifzug, der von Mittelalterklängen bis zu Brahms reicht. Gross war das Vergnügen, als er sich dann auch noch an einem „"wohltemperierten Klistier“ erprobte.

„Das Land ist unregierbar“ stellt der erwachsene Heinrich fest, der sich in früher Jugend schon mit Erzbischof Anno, „einem faulen Zahn im Gebiss Gottes“ herumschlagen musste. Und auch der Papst und die Sachsen lassen ihn nicht zur Ruhe kommen. 1076 bricht er auf nach Italien, zusammen mit seiner Frau Bertha, der er vom Schuhe kaufen, von Salami und Wein vorgeschwärmt hat, ihr den Bittgang aber tunlichst verschwiegen hat. Wie es dann weiterging, verschweigt Malsheimer. Aber das kann man ja nachlesen, wenn man nach dieser vergnüglichen, Geschichtsstunde Geschmack am Mittelalter gefunden hat.