Fällung einer Eiche in AlfterBürgermeister Rolf Schumacher weist Vorwürfe von sich

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Alfter – Gegen die geplante Fällung einer Eiche in Alfter gibt es Proteste seitens der Anwohnerschaft. Bürgermeister Dr. Rolf Schumacher weist nun die Vorwürfe von sich. Ein Interview.
Wie stehen Sie zu einer möglichen Fällung der etwa 80 Jahre alten Eiche am Strangheidgesweg?Rolf Schumacher: Die Gemeindeverwaltung verfolgt grundsätzlich das Ziel, den Baumbestand im Gemeindegebiet besonders zu schützen, denn Bäume dienen der Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes. Sie sollen wegen ihrer Seltenheit, Eigenart und Schönheit sowie zur Belebung, Gliederung oder Pflege des Orts- und Landschaftsbildes erhalten und gepflegt werden. Außerdem dienen sie zur Verbesserung des Klimas. Wir haben eine Baumschutzsatzung...

Bürgermeister Dr. Rolf Schumacher weist Vorwürfe von sich.
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Ich würde aber gerne wissen, wie Sie zu dieser Eiche stehen...
Schumacher: Es geht um ein extrem wichtiges, sozialpolitisches Vorhaben. Und das hat der Gemeinderat entschieden. Es ist kein Alleingang des Bürgermeisters, sondern ein sehr komplexer Prozess.
Wann ist Ihnen denn aufgefallen, dass der Baum weg muss?
Schumacher: Es handelt sich um eine sensible Fläche. Einen Spielplatz. Ich gehe doch davon aus, dass jedem Beteiligten klar war, dass dort auf der Grenze des Grundstücks eine sehr große und wunderbar gewachsene Eiche steht. Wir haben schon 2017 alle 50 Haushalte im Umfeld in mehreren Briefen informiert und 2018 auch eine Anwohnerversammlung durchgeführt, bei der der Architekt nicht nur das damalige Projekt mit acht Appartements für Erwachsene und Behinderte vorgestellt hat. Er hat auch gesagt, dass die Arbeiten einen sehr starken Eingriff in die Krone und die Wurzeln des Baumes erforderlich machen werden, den der Baum nicht überleben wird. Aber die Anwohner hatten damals ganz andere Bedenken, etwa Verkehr und Lärm. Der Investor hat sich mit diesen Plänen dann auch zurückgezogen.
Die Freien Wähler Alfter wollen nun aus den Akten erkennen, dass Sie eine Beseitigung der Eiche schon vor den Verkaufsverhandlungen strategisch gewollt und vorbereitet hätten.
Schumacher: Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich bin etwa zehn Tage vor der Wahl mit dem Thema angegangen worden. Darum habe ich die Information der Anwohner auch schriftlich gemacht.
Was hat das von den Freien Wählern genannte Rechtsgutachten gekostet, und wieviel davon bleibt am Steuerzahler hängen?
Schumacher: Es wurde gar kein „Gutachten“ erstellt, sondern bloß eine Auskunft erteilt. Der Vorhabenträger ist „Haus Müllestumpe – Miteinander Leben und Gestalten e.V.“, ein gemeinnütziger Verein, der Klarheit haben wollte, ob er das Grundstück, das er kaufen wollte, wirklich bebauen kann, zumal er Fördermittel beantragen musste. Da die Gemeinde Alfter nicht über ein eigenes Rechtsamt mit juristischem Personal verfügt, werden solche Vorgänge über einen externen Rahmenvertragspartner abgewickelt. Es sind Kosten in Höhe von 600 Euro angefallen. Wir waren ja heilfroh, dass wir den Investor gefunden hatten.
Wurde der Rat über den Plan informiert, den Baum zu fällen?
Schumacher: In der Ratssitzung vom 19. April 2018 habe ich im nicht-öffentlichen Teil über die Ergebnisse der Anwohnerversammlung mit Architekt und Verein berichtet. Da habe ich einen Fehler gemacht und nur mündlich Auskunft zu dem Baum gegeben. Das hätte ich schriftlich tun sollen.
Nun hat sich die Welt weitergedreht. Wie stehen Sie heute zum Fällen des Baumes?
Schumacher: Dazu kann man nicht einfach Ja oder Nein sagen. Der Rat hat sich für das sozialpolitische Vorhaben entschieden. Es gibt eine klare Beschlusslage. Ich bin der letzte, der dafür plädiert, eine so schöne Eiche zu fällen. Der letzte Ratsbeschluss dazu ist aber weise. Der Rhein-Sieg-Kreis wird im Rahmen des Bauantrags nun eine Entscheidung treffen. Und zum Ersatz für den Baum werden sieben neue Eichen gepflanzt – eine für jede neue Wohnung.