Verzicht auf PrüfungPetition einer Schülerin aus Alfter findet Tausende Unterstützer

Wirkt sich monatelanges Distanzlernen negativ auf die Abschlussprüfung aus? Eine Realschülerin aus Alfter hat diese Befürchtung.
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Alfter/Bornheim – Eine 15-Jährige aus Alfter hat sich Sorgen darüber gemacht, ob Schülerinnen und Schüler, die jetzt vor dem Realschulabschluss stehen, die Zentralen Abschluss-Prüfungen in Zeiten von Corona und Homeschooling überhaupt ordentlich vorbereiten können. Ihre Petition an das NRW-Schulministerium, auf die zentralen Prüfungen zu verzichten und so wie 2020 eine Klassenarbeit zu schreiben, hat seit Ende Februar 6326 Unterstützer gefunden. Gestern wurde die Petition beim Schulministerium eingereicht.
Die Schülerin begründete ihr Anliegen damit, dass der Zehner-Abschlussjahrgang 2020 keine zentralen Abschlussprüfungen schreiben musste, so soll es nach dem Wunsch der Alftererin auch 2021 sein. Vor einem Jahr waren die Schülerinnen und Schüler nur drei Wochen zu Hause und nicht monatelang, so wie ihr Abschlussjahrgang 2020/21. Die Jugendliche befürchtet, dass das Wechselmodell zwischen Distanz- und Präsenzunterricht wenig effizient ist und sich am Ende nachteilig auf die Abschlussnoten auswirken könnte. Unterstützung bekam sie auch von einigen Lehrern der Erzbischöflichen Ursulinenschule in Hersel. Die Schülerin hatte unterstrichen, dass sich ihre Forderung nicht gegen die Schule, sondern an das Schulministerium richte.
Auch andere Schulen stellen Petitionen
Mit ihrer Einschätzung steht die Jugendliche offenbar nicht allein da, vergleichbare Petitionen oder offene Briefe von Eltern erreichten das Ministerium auch von anderen Schulen aus dem Land. Allerdings drängt die Zeit: Am 19. Mai wird die erste Prüfung geschrieben. Und so geht es weiter: Über den Landtag werden die Petitionen an die jeweiligen Fachressorts der Landesregierung weitergereicht, die dann eine Stellungnahme verfassen und sie an den Petitionsausschuss des Landtags weiterleiten. So beschreibt es ein Sprecher des Schulministeriums auf Anfrage der Rundschau.
Das Ministerium habe bereits in den vergangenen Monaten auf die Herausforderungen und besondere Situation der Abschlussjahrgänge 2021 reagiert und für die zentralen Prüfungen in Klasse 10 verschiedene Maßnahmen ergriffen, hieß es aus Düsseldorf weiter. So sei der ursprünglich für den 6. Mai vorgesehene Beginn der Prüfungstermine auf den 19. Mai verschoben worden, um Schüler und Lehrkräfte im Hinblick auf die Prüfungsvorbereitungen zu entlasten.
Die fachlichen Vorgaben seien stärker konkretisiert und zusätzliche Auswahlmöglichkeiten bei den Prüfungsaufgaben seien bereitgestellt worden, „um eine bessere Passung zwischen den Prüfungsanforderungen und dem im Einzelfall erfolgten Unterricht zu ermöglichen“. Für die drei Prüfungsfächer, Deutsch, Mathematik und Englisch seien mehr Spielräume hinsichtlich der Inhalte ermöglicht worden „vor dem Hintergrund des tatsächlich erteilten Unterrichts.“
Kein Schüler soll Corona-Nachteile haben
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) betonte stets, dass keinem Schüler und keiner Schülerin durch die Corona-Pandemie Nachteile hinsichtlich ihrer weiteren Bildungs- und Berufswege entstehen dürften. „Das Distanzlernen ist gerade in den höheren Jahrgängen für Schülerinnen und Schüler, die am Ende ihrer Schulpflicht stehen und bei denen unter Anleitung auch selbstständiges Lernen erwartet werden kann, zumutbar und in der Regel erfolgreich.“
Eine Reaktion von Seiten des Ministeriums auf die Petition aus Alfter gab es bei der Ursulinenschule bislang noch nicht, erklärte Schulleiterin Nikola Tannenläufer auf Anfrage. Sie stehe aber im guten Kontakt mit der Düsseldorfer Behörde. Die Sorgen und Ängste der Mädchen und deren Eltern kann Tannenläufer durchaus nachvollziehen: „Wir nutzen deshalb die Möglichkeiten, die wir als Schule haben, unterstützen unsere Schülerinnen und versuchen, ihre individuellen Bedürfnisse so gut wie möglich in den Blick zu nehmen. Wir wollen unsere Mädchen mit allem, was wir haben, stark machen und zu mündigen Erwachsenen in unserer Gesellschaft erziehen.“
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Die aktuelle Stimmung in der Schulgemeinschaft schildert Nikola Tannenläufer mit „insgesamt sehr verständnisvoll für die aktuellen Regelungen.“ Im Vordergrund stehe für alle, gut durch die Pandemie zu kommen und sich entsprechend rücksichtsvoll und solidarisch zu verhalten.
Für den Abschlussjahrgang bedeuteten die coronabedingten Einschränkungen auch, dass beispielsweise die vorgesehenen Betriebspraktika mit Beginn des ersten Lockdowns Mitte März 2020 ausfallen mussten, ebenso die geplante Abschlussfahrt im Herbst nach Amsterdam. Auf die Frage, in welcher Form eine Abschlussfeier möglich ist, erklärt Nikola Tannenläufer: „Wir planen wie immer eine würdevolle und wertschätzende Verabschiedung mit Zeugnisausgabe. Unserem katholischen Schulprofil entsprechend wird dabei die Schulpastoral eine wichtige Rolle spielen. Dazu steht die Schulleitung mit den Schülersprecherinnen, Klassenlehrerinnen, der Elternpflegschaft und unserem Schulseelsorger im Austausch.“