Die Macher von „Zeughaus hautnah“ in Bad Honnef schreiben zum ersten Mal einen Kleinkunstpreis aus. Ein historisches Gemäuer bietet die Bühne.
KleinkunstpreisHistorischer Gewölbekeller in Bad Honnef bietet der Kleinkunst eine Bühne

Im Jahr 1694 liegt der Ursprung des Zeughauses der Löstige Geselle, das zugleich Kleinkunstbühne ist.
Copyright: Ralf Klodt
Es war Ende der 1990er Jahre, als sich engagierte Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Löstige Geselle in der Bergstraße quasi als Maulwürfe durch die Erde gruben. 35 Kubikmeter Erde und Felsen, so berichtet es die Chronik, mussten sie abtragen, und 22 Kubikmeter Beton für eine Decke hineinschaffen, um einen historischen Gewölbekeller freizulegen und zum Zeughaus auszubauen. Am 31. Juli 1999 fand die Einweihung statt.
Im Herbst dieses Jahres erlebt der unterirdische mit Theke, Stehtischen, Küche, Stühlen, Tischen, Toiletten und Lagerräumen perfekt ausgestattete einstige Weinkeller des früheren Dauhofes nun eine Premiere. Zum ersten Mal wird im Oktober der „Bad Honnefer Kleinkunstpreis“ vergeben. Künstler können sich jetzt schon bewerben.
Bad Honnefer Kleinkunstpreis will lokale und regionale Talente fördern
Die Initiatoren des neuen Preises sind die Macher des Kleinkunstkellers „Zeughaus hautnah“, der vor rund elf Jahren von Rainer Hombücher in dem eindrucksvollen Gewölbekeller der Löstigen Geselle ins Leben gerufen wurde. Seit etwa einem Jahr ist Guido Oberhäuser, Mitglied der KG, Gitarrist in der Band „Bäd Honnef“ und selbstständiger Unternehmer, sozusagen der künstlerische Leiter des Kleinkunstkellers.
Mit der Nachfrage von Seiten der Bands – als Nächstes spielen am 16. Mai „The Villwock Brothers“ Folk und Bluegrass – ist Oberhäuser schon ganz zufrieden. Aber das Interesse von Besuchern könnte nach seiner Einschätzung gerne noch ein bisschen größer sein. Nicht zuletzt deshalb initiieren die „Hautnah-Akteure“ den neuen Preis für „Musik, Comedy und mehr“ unter dem Motto „Kleinkunst auf großer Mission“.

Die Macher des Kleinkunstkellers: Guido Oberhäuser (l.) und Peter Monschau.
Copyright: Ralf Klodt
Oberhäuser: „Wir wollen mit dem Preis nicht nur lokale und regionale Talente fördern, sondern auch die besondere Atmosphäre der Kleinkunst feiern.“ Wer einmal in dem rund 90 Quadratmeter großen Keller mit Mauern aus Natur- und Bruchsteinen gewesen sei, sei von der Atmosphäre begeistert, betont Guido Oberhäuser.
Den Raum vermieten die Löstigen auch für private Feiern. Bestuhlt hätten rund 50 Menschen Platz, sagt KG-Geschäftsführer Peter Monschau, aber: „Wir haben eine Schankkonzession für 110 Besucher.“ Für Konzerte verfügt der Kleinkunstkeller über moderne Beleuchtungs- und Lautsprecheranlagen. Bei Bedarf kann von der Bühne (das ist eine breite Nische im großen Raum) über Video die Veranstaltung in den Eingangsraum (dem mit Theke und Stehtischen) übertragen werden. Mitunter wird es in dem Keller schon mal eng – „hautnah“ eben.
Mieten können Privatleute den Keller für 200 Euro. Hinzu komme, erklärt Peter Monschau, aus Versicherungs- und Haftungsgründen eine mindestens einjährige Vereinsmitgliedschaft. Die Kosten dafür halten sich aber sehr in Grenzen: Es sind 30 Euro im Jahr.
72 Aktive hat die Karnevalsgesellschaft nach Angaben ihres Geschäftsführers zurzeit, der Verein habe aber stark unter Corona gelitten. Die 20 bis 25 Mädchen der Tanzgarde hätten zweieinhalb Jahre nicht trainieren und auftreten können. Da sei es schwierig gewesen, sie bei der Stange zu halten. Auch für den Kleinkunstkeller war die Pandemie eine „große Zäsur“, sagt Guido Oberhäuser.
Beim Freilegen des historischen Kellers in Bad Honnef tauchte die Zahl 1694 auf
Als die „Maulwürfe“ der KG Löstige Geselle sich seinerzeit durch die Erde gruben, stießen sie an einem Rundbogen, der noch heute im Zeughaus beziehungsweise Kleinkunstkeller den Durchgang zwischen den beiden Räumen überbrückt, auf die Zahl 1694. Zu der Zeit müsse also wohl der Dauhof entstanden sein, zu dem nach Wissen von Peter Monschau Weinberge an den Hängen bis hoch nach Hohenhonnef gehörten, dem heutigen Haus für Menschen mit Behinderung.
Das heutige Zeughaus diente wohl als Weinkeller. Laut einem Bericht der KG wurde der Hof 1739/40 den „Unbeschuhten Karmelitern“ übereignet, die ihr Kloster in Köln „Im Dau“ hatten. Nach mehreren Eigentümerwechseln kaufte 1902 die Stadt Honnef das Anwesen und ließ es später abreißen. An seiner Stelle steht heute die 1953 eingeweihte Turnhalle, die inzwischen altersbedingt nicht gerade die Ansprüche einer modernen Sportstätte erfüllt.
Direkt unter der Turnhalle befindet sich der Gewölbe- beziehungsweise Kleinkunstkeller. Für dessen Freilegung und Einrichtung haben die Mitglieder der KG seinerzeit rund 10.000 Stunden „sozusagen unter Tage geschuftet“, wie es auf der Internetseite heißt.
Die Regeln
Mit „Musik, Comedy, Poetry und mehr“ können sich Künstlerinnen und Künstler für den ersten Bad Honnefer Kleinkunstpreis bewerben. Angesprochen sind Künstler, die sich „der kleinen Bühne und dem direkten Draht zum Publikum verschrieben haben“. Veranstalterin ist die KG Löstige Geselle 1946 Bad Honnef.
Mitmachen können laut Aufruf Profis oder Amateure, Solisten oder Bands. Maximal können zwölf Acts teilnehmen. In bis zu drei Vorrunden mit je vier Auftritten (jeweils 15 bis 20 Minuten) wird entschieden, wer es ins Finale (je 30 Minuten) schafft. Die Vorrunden laufen an den Freitagen 5., 19. und 26. September. Das Finale findet am 10. Oktober statt.
Die Entscheidung über den Einzug ins Finale treffen je zu 50 Prozent eine Jury und das Publikum. Als Preise winken insgesamt 1000 Euro (500 Euro für Platz eins, 300 Euro für Platz zwei, 200 Euro für Platz drei). Bewerbungen sind bis zum 30. Juni 2025 online möglich. (csc)