Weniger Tauben am Bahnhof RhöndorfTierschützer siedeln Vögel in Taubenschlag um

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Seit gut einem Jahr dient der ausrangierte Bauwagen am Rheinradweg als Taubenschlag. 

Bad Honnef – Bis vor gut einem Jahr war der Rhöndorfer Bahnhof „Hotspot Nummer eins“ was die Anzahl der dort lebenden Tauben anging, erinnert sich Silvia Schulte vom Tier-, Natur- und Artenschutzverein Siebengebirge. Dass sich die Situation deutlich entspannt hat und statt 40 bis 50 Tauben vielleicht noch sechs Paare in den Nischen der Eisenbahnunterführung brüten, ist dem Einsatz des „Taubenteams“ des Tierschutzvereins zu verdanken.

Ausrangierten Bauwagen gekauft

Der hat seit etwa einem Jahr unweit des Bahnhofs am Rheinuferradweg einen Taubenschlag in einem ausrangierten Bauwagen geschaffen. Und der Plan, über den Austausch der Eier die Taubenpopulation zu regulieren, geht offenbar auf. Mehr als 60 Eier hat das fünfköpfige Team bisher im Taubenschlag entfernt und durch Attrappen ersetzt. Das sind rechnerisch 60 Stadttauben weniger in Bad Honnef.

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Blick in den Taubenschlag des Tierschutzvereins.

„Da sieht man die Ringe“, sagt Silvia Schulte, als sie für den Fotografen der Rundschau kurz die Bauwagentür öffnet. Die verschiedenen Farben der Ringe an den Beinen der Vögel haben ihren Sinn: Die Tierschützer wollen nachhalten, woher die Tiere kommen. Lila sind die Tauben gekennzeichnet, die vor einem Jahr als „Lockvögel“ als erste in den Taubenschlag einzogen. Pink sind alle Tiere vom Rhöndorfer Bahnhof und Gelb jene, die von der B 42-Brücke an der Ausfahrt Rhöndorf stammen.

Doch zunächst zurück zum Bahnhof. „Wir haben uns eine riesenlange Leiter besorgt“, berichtet Silvia Schulte in der Unterführung der Schienenbrücke. In den Nischen über ihrem Kopf sieht man ein Nest, aus dem die Tierschützer mit Hilfe der langen Leiter regelmäßig die Eier herausholen und ersetzen. Unter der Decke des Treppenaufgangs zu Gleis 1 sind indessen Bretter so montiert worden, dass sich ein breiter Hohlraum gebildet hat, in dem vermutlich zwei Pärchen brüten. In diese Höhe können die Tierschützer nicht gelangen.

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Zeigt den Hohlraum, in dem Tiere noch brüten könnten: Dagmar Wolf.

In diesen Tagen hat die DB Station & Service AG aber angekündigt, nächste Woche ein Gerüst zu installieren, damit die Tierschützer Küken in ihre Obhut nehmen können. Laut Silvia Schulte wird das „Loch“ dann verschlossen. Ein Bahnsprecher bestätigte das am Mittwoch auf Anfrage. Das Angebot der Tierschützer, Tauben umzusiedeln, habe man „dankend angenommen“. Silvia Schulte und ihre Mitstreiter hatten die Sorge, dass durch den Nistplatz schnell eine neue Population am Bahnhof heimisch würde. Schulte: „Dann müssen wir wieder von vorne anfangen.“

50 Kilogramm Taubenfutter pro Woche sind nötig

Mehrere Sonntage hat das „Taubenteam“ über Stunden am Bahnhof zugebracht, um Tauben in einer Falle zu fangen und in den Taubenschlag umzusiedeln. Das sei erst „etwas zäh“ gewesen, sagt Taubenteam-Mitglied Dagmar Wolf. Aber mit der richtigen Falle und der richtigen Technik habe es funktioniert. Eine ähnliche Aktion soll nun an der B 42-Brücke am Ortsrand von Rhöndorf stattfinden, wo sich ebenfalls ein Schwarm niedergelassen hat, der offenbar mitunter gefüttert wird.

Dass die Umsiedlungen in den Taubenschlag funktionieren, zeigt allein die Zahl der vielen dort sichtbaren Tiere und der Verbrauch an Futter. Inzwischen mache man sich Gedanken über die Kapazitäten des Bauwagens und denke daran, über kurz oder lang einen zweiten auf dem städtischen Grundstück aufzustellen, sagt Silvia Schulte. Der würde allerdings wohl um die 2000 Euro kosten, nachdem der Start des Projekts Taubenschlag schon mit rund 3000 Euro zu Buche geschlagen war.

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Und inzwischen seien wie bei allen Körnern und Getreidesorten die Preise auch für Taubenfutter gestiegen. Rund 50 Kilo verfüttern die Tierschützer laut Silvia Schulte in der Woche am Taubenschlag, zweimal am Tag müsse man inzwischen Futter nachfüllen. Die Spendenbereitschaft der Menschen sei bei Tauben jedoch weniger ausgeprägt als es bei niedlichen Tieren wie Hunden oder Katzen der Fall ist, weiß das Taubenteam-Mitglied.

Positiv überrascht sei man von der Reaktion der vielen Radfahrer, die tagtäglich am Taubenschlag vorbeifahren, berichten Silvia Schulte und Dagmar Wolf. Viele zeigten den Daumen hoch oder hielten an und stellten interessiert Fragen.

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