Teure Touren ins UmlandViele Nextbike-Nutzer stellen Drahtesel außerhalb Bonns ab

Nicht wirklich witzig: Irgendwer hat ein Nextbike-Leihfahrrad an der Rheinpromenade zwischen Niederdollendorf und Oberkassel in einer Astgabel „geparkt“.
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- Viele Fahrräder, die über Nextbike in Bonn ausgeliehen werden, machen offenbar den Weg über die Stadtgrenze hinaus und werden jenseits der Bundesstadt abgestellt.
- Und das, obwohl dann für den Ausleiher zusätzlich zur Miete eine „Servicegebühr“ von mindestens 20 Euro fällig wird, wie eine Nextbike-Sprecherin gegenüber der Rundschau bestätigte.
- Teure Touren ins Umland sozusagen.
Bonn/Königswinter – Am vorvergangenen Montag standen allein zwischen der Bergstraße und der Jugenddorf-Christophorusschule in Königswinter fünf der Räder von Nextbike, der in Bonn mit 900 Leih-Drahteseln auf dem Markt ist. Offenbar werden sie häufig nahe der Stadtbahnhaltestelle Longenburg der Stadtbahnlinie 66 abgestellt, auch wenn das nur ein subjektiver Eindruck des Verfassers dieses Berichts ist. Auf der Nextbike-Homepage und der dortigen GPS-Karte wurden jedoch allein an dem Montagmorgen 16 Räder in der Talschiene der Drachenfelsstadt angezeigt. Gestern Mittag waren es fünf.
„Der Aufwand ist hoch“, weiß Stadtwerkesprecher Michael Henseler über die Arbeit für Nextbike, wenn Räder außerhalb Bonns geparkt werden. Das sei überall an der Stadtgrenze der Fall, also etwa auch zu Alfter oder Sankt Augustin. Über die Gründe könne man nur spekulieren, vielleicht sei es mitunter Unwissenheit.
Pinkfarbenes Stadtgebiet
Diese aus der Zone gefahrenen Räder müssten geortet und vom Serviceteam wieder zurückgebracht werden, betont Nadine Thielow, Senior Marketing Managerin von Nextbike. Die Regelung in der Bundesstadt sieht das sogenannte „Free-Floating-System“ vor: Die Räder müssen nach der Fahrt nicht an einer Station abgegeben, sondern können überall abgestellt und wieder ausgeliehen werden. Wenn es denn Bonner Stadtgebiet ist. Das ist auf der Nextbike-Karte pinkfarben hervorgehoben.
Gemietet und bezahlt werden die Räder nach einer Registrierung über eine Handy-App. In den Preisangaben von Nextbike im Internet heißt es: „Wenn die Rückgabe des Fahrrades außerhalb einer Flexzone erfolgt, berechnen wir eine Servicegebühr in Höhe ab 20 Euro plus 2 Euro pro Kilometer Entfernung von der Grenze der Flexzone.“ An anderer Stelle steht sogar: „Die Rückgabe in einer anderen Stadt ist nicht gestattet und wird mit 75 Euro Servicegebühr geahndet.“ Die wird laut Thielow aber nur fällig, wenn ein Rad verschwunden sei und man es dem Nutzer nachweisen könne

Das ganze System funktioniert über eine Handy-App.
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Was die Ausweitung des „Bediengebietes“ über Bonn hinaus angeht, um Schwierigkeiten mit der Rückgabe außerhalb des Stadtgebietes zu vermeiden, ist Nextbike theoretisch offen. „Wir sind laufend dabei, das System zu optimieren und stimmen uns dazu eng mit den Stadtwerken Bonn ab.“ Allerdings sei „das Bediengebiet in Bonn für ein System mit Flexzone schon sehr groß.“ Um weiter eine gute Verfügbarkeit von Rädern zu gewährleisten, sollte das Verhältnis zwischen der Anzahl der Räder und dem Bediengebiet ausgewogen sein, betont Nadine Thielow.
Ansonsten allerdings werde das Nextbike-Angebot gut angenommen. „Im Juni wurden in Bonn erstmalig über 100 000 Ausleihen pro Monat erreicht. Im ersten Halbjahr waren es damit über 370 000 Ausleihen.“ Ende September 2018 war Nextbike in Bonn mit seinem Angebot gestartet.

Das Bild zeigt Räder an der Bergstraße in Königswinter, also außerhalb des auf die Bundesstadt begrenzten „Bediengebietes“.
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Das Unternehmen hat laut Nadine Thielow allerdings zunehmend Probleme mit Vandalismus und Beschädigungen von Leihfahrrädern, und zwar mehr als in vergleichbaren Städten. „Leider wurden in den letzten Wochen immer wieder Räder beschädigt. Im Verhältnis zu anderen Städten mit einer vergleichbaren Radanzahl haben wir aktuell in Bonn überdurchschnittlich viele solcher Fälle, wobei jeder Fall zur Anzeige gebracht wird.“