Betreiber über Straßenbahnlinien in Bornheim„Komplette Zweigleisigkeit ist sinnvoll“

Auf gut neun Kilometern Länge ist die Strecke der Linie 18 nur eingleisig ausgebaut. Das verhindert einen schnelleren Takt.
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- 16 und 18 sind ein Dauerbrennerthema in Bornheim.
- Wie geht es weiter mit den Linien? Darüber hat unsere Autorin mit dem HGK-Pressesprecher gesprochen.
Kommt der durchgehende, zweigleisige Ausbau der Linie 16? Wann werden an den Linie-18-Haltestellen die Bahnsteige barrierefrei ausgebaut? Die Stadtbahnlinien im Bornheimer Stadtgebiet sind Dauerbrennerthemen. Anlass genug für ein Gespräch mit der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK), der Betreiberin der Linien. Die Fragen von Jacqueline Rasch beantwortete Pressesprecher Christian Lorenz.
Herr Lorenz, die Stadtbahnlinie 18 komplett zweigleisig ausbauen und den Takt verdichten – dieses Projekt steht schon seit Jahren auf dem Bornheimer Wunschzettel, zumal nur ein Teilstück fehlt. Wie ist der Sachstand aus Sicht der HGK?
Lorenz: Für einen kompletten zweigleisigen Ausbau der Linie 18 müssten etwa neun Kilometer neue Gleise und Weichen verlegt werden. Um die Machbarkeit dieses Projektes zu überprüfen, wurde unter Federführung des Rhein-Sieg-Kreises eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten eingerichtet. Auch die Stadt Bornheim gehört diesem Gremium an.
Für die Machbarkeitsstudie will der Rhein-Sieg-Kreis ein Aufgabenfeld mit den Beteiligten - den Verkehrsunternehmen Häfen und Güterverkehr Köln GmbH (HGK), Nahverkehr Rheinland (NVR) und Stadtwerke Bonn (SWB) sowie den Städten Brühl und Bonn - abstimmen. Ist das bereits geschehen?
Ja.
Die Bornheimer Grünen sind der Ansicht, dass für die Einführung des 10-Minuten-Taktes der Linie 18 kein kompletter zweigleisiger Ausbau der Strecke notwendig ist. Wie sehen Sie das?
Eine grundsätzliche Anmerkung: Die Fahrplan-Parameter erarbeiten die Kölner Verkehrs Betriebe beziehungsweise die SWB, die HGK stellt ,nur’ die Infrastruktur zur Verfügung. Insofern sind hier KVB und SWB bei dieser Frage die Ansprechpartner. Unsere Sicht dazu ist folgende: Um einen qualitativ belastbaren und attraktiven 10-Minuten-Takt fahren zu können, ist eine komplette Zweigleisigkeit sinnvoll. Bei einem 10-Minuten-Takt auf eingleisigen Abschnitten summieren sich bei Verspätungslagen die Zugkreuzungen, das hätte massive Probleme zur Folge.

Senioren hatten in Widdig bereits für barrierefreie Bahnsteige demonstriert.
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Im Fachausschuss hieß es in Bornheim jüngst, der Takt wäre nur realisierbar, wenn die HGK als Betreiberin der Strecke den zweigleisigen Ausbau vorantreiben würde, die Verwaltung warte aber immer noch auf eine Aussage der HGK. Sprechen Sie nicht miteinander?
Es gibt einen Arbeitskreis unter Federführung des Rhein-Sieg-Kreises, der den zweigleisigen Ausbau vorantreibt. In diesem Arbeitskreis sind die Stadt Bornheim und die HGK vertreten. Bisher hat die HGK dort keine Fragen unbeantwortet gelassen. Ganz im Gegenteil: Die HGK arbeitet dem beauftragten Ingenieurbüro mit Plan-Unterlagen und Know-how zu, damit die Machbarkeitsstudie schnellstmöglich fertiggestellt werden kann. Die Aussage können wir daher nicht nachvollziehen.
Zur Linie 16: Anrainer haben bereits für den behindertengerechten Umbau der Bahnsteige protestiert. Wann geht es dort weiter?
Die Planfeststellungsanträge sind fertig und werden in diesem Monat bei der Bezirksregierung eingereicht. Wenn diese positiv beschieden werden, startet die Planungs- und Ausschreibungsphase.
Kostenfaktor
Problem bei den Bahnsteigen der Linie 16 ist, dass Güterzüge an den auf 90 Zentimeter erhöhten und verbreiterten Bahnsteigen nicht vorbeifahren können, ohne sie zu beschädigen. Also suchte die HGK nach einer Lösung, mit der beides funktioniert. Ein Gutachten dazu hatten Vertreter der HGK im November in Hersel vorgestellt.
Drei Varianten sind darin geprüft worden, mit Kosten zwischen elf und 58 Millionen Euro. Favorit der HGK war eine sogenannte Verschlingung der Gleise in den Bahnhöfen, die den Personenverkehr näher an die Bahnsteige heranführt. In den überschlägigen Kosten von rund elf Millionen Euro seien die Bahnsteige und der entsprechende Lärmschutz inbegriffen.
Die Prognose der HGK Stand November: Barrierefreie Bahnsteige werden an der Linie 16 in den Bornheimer Rheinorten bis spätestens 2022 gebaut. (jr)
Weiß die HGK schon Näheres, ob ein drittes Gleis für den Güterverkehr nötig wird oder gewollt ist? An dieser Frage hängt ja wohl auch der Umbau der Bahnsteige ...
Die Strecke ist neben dem Stadtbahnverkehr nach wie vor für den Schienengüterverkehr zugelassen, auch wenn diese Option seit mehreren Jahren von keinem Eisenbahnverkehrsunternehmen mehr genutzt wird. Mit dem barrierefreien Ausbau der Bahnsteige ist die Durchfahrt von den breiteren Güterzügen ohne zusätzliche bauliche Maßnahmen nicht mehr möglich. In einer von der HGK in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie wurden deshalb Varianten ermittelt, wie und mit welchem finanziellen Aufwand technische Lösungen gleichzeitig ÖPNV und Güterverkehr erlauben. Nach Auswertung der Ergebnisse hat sich HGK, die selber keinen Güterverkehr mehr betreibt, entschieden, als Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt keine Variante der Machbarkeitsstudie zu verfolgen. Der jetzt geplante barrierefreie Bahnsteigausbau steht einer späteren Wiederaufnahme des Güterverkehrs auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie aber nicht entgegen.