Das feuchte, kühle Wetter in den letzten Wochen hat den Obstbäumen sehr gutgetan.
Wenn's beim Reinbeißen knacktApfelernte hat im Vorgebirge schon früher begonnen

Die ersten Äpfel sind reif: Roland Schmitz-Hübsch packt bei der Ernte selber tüchtig mit an.
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Fünf Tage früher als in den Vorjahren konnte Roland Schmitz-Hübsch jetzt in seiner Plantage die Apfelernte 2023 einläuten. „Das Wetter hat uns aber auch richtig in die Hände gespielt“, merkt der 48-Jährige an. Ganz im Sinne seiner Äpfel- und Birnbäume sei der Sommer bisher nämlich nicht wirklich lange heiß gewesen. Und das feuchte, kühle Wetter in den letzten Wochen habe den Obstbäumen sogar gutgetan.
Um seine Anlagen vor unwetterartigen Niederschlägen zu schützen, hat der Obstbauer inzwischen gut 95 Prozent seiner insgesamt 35 Hektar großen Obstplantage mit Hagelnetzen überbaut. „Sie nehmen den Bäumen den Stress und schützen die Früchte ja längst nicht nur vor Unwettern und Hagel, sondern auch vor Hitze und vor direkter Sonneneinstrahlung“, erklärt der Landwirt. Das verhindere auch, dass die Äpfel einen Sonnenbrand bekommen. Außer den weißen Hagelnetzen hat Schmitz-Hübsch auch schon einige Anlagen mit den neuen grauen Hagelnetzen geschützt. Sie seien langlebiger, schützen noch besser vor Sonne und Hitze und fügen sich zudem unauffälliger in die Kulturlandschaften.
Jeder Apfel wird von Hand gepflückt
Der „Rote Gravensteiner“ ist jedoch unter dem weißen Hagelnetz herangereift. Schmitz-Hübsch beschreibt ihn als eine „uralte Köstlichkeit“. „Die Sorte stammt aus dem 16. Jahrhundert“, berichtet er. Schon sein Urgroßvater, der 1896 die Apfelplantage gegründet und aufgebaut hat, habe diesen leicht säuerlich schmeckenden Apfel im Anbau gehabt. „Er ist bei leichten Apfel-Allergien auch für Allergiker verträglich“, erklärt er. Insgesamt wachsen in seiner Plantage auf zwei Hektar fünf frühe Apfelsorten. Täglich ist deswegen sein Team in den Anlagen. Selbstständig tuckert der schmale Traktor mit einer maximalen Höchstgeschwindigkeit von 500 Metern in der Stunde durch die langen Reihen. Hinter sich her zieht er die großen, bis zu 300 Kilogramm fassenden Erntekisten auf Rädern, die sich mit jedem Meter stetig füllen.

Gute 300 Kilogramm Äpfel passen in eine der rollenden Holzkisten. Produktionschef Thomas Zimmermann pflückt, was das Zeug hält.
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Mit flinken Händen und mit geschulten Blicken agieren links und rechts der Baumreihen Produktionschef Thomas Zimmermann und seine Kollegen. Vorsichtig und von Hand wird jeder Apfel gepflückt und dann genauso vorsichtig in die Kisten gelegt. Quasi vom Baum weg kommen die Äpfel anschließend direkt in den Hofladen zum Verkauf. „Frischer geht gar nicht“, sagt Schmitz-Hübsch. Lagerfähig seien diese frühen Sorten nur kurze Zeit.
Zusätzliche Erntehelfer braucht Roland Schmitz-Hübsch für die frühen Apfelsorten nicht. „Das schaffen wir mit unseren Leuten“, sagt er. Viele Hände werden jedoch in der Hauptsaison gebraucht. „Wir haben in diesem Jahr auch wieder zwei neue Sorten, Snap-Dragon und Nr. 29, deren künftigen Namen der holländische Züchter erst im Herbst bekanntgeben wird“, verrät er. Das Neueste seien Kreuzungen mit der Sorte Honeycrunch. „Die knacken wirklich so laut wie seinerzeit in der Zahnpasta-Werbung“, sagt er. Auch diese Äpfel werden zwischen Anfang September und Ende Oktober geerntet. Dann werden auch wieder die insgesamt 25 polnischen Erntehelfer da sein. „Darum kümmert sich meine Frau Edyta“, erklärt der Landwirt. Mit dem höheren Mindestlohn von zwölf Jahre pro Stunde habe er auch schon im vergangenen Jahr kalkuliert. Die Apfelpreise blieben ähnlich wie bereits 2022. Die frühen Sorten kosten alle 2,40 Euro pro Kilo. „Mackenäpfel“ sind hingegen schon für 90 Cent zu haben.
Apfelwochen in der Region
Vom 25. August bis zum 17. September feiert auch die Rhein-Voreifel Touristik des Deutschen liebstes Obst. Entlang der rheinischen Apfelroute wird dann einiges geboten. Bei etlichen Gastronomen in der Region werden spezielle Gerichte kreiert, von Apfeleis bis hinzu „Belderbuschs Apfelschmaus“. Einen ganzen Tag widmet am Sonntag, 27. August, zum zweiten Mal die Gemeinde Swisttal in Zusammenarbeit mit dem Gewerbeverein der beliebten Frucht und der lokalen Schleife der insgesamt 124 Kilometer langen Apfelroute, einem Erlebnisradweg, der durch alle sechs linksrheinischen Kommunen führt.
An 16 speziellen Gastronomie- und Eventstationen – verteilt in ganz Swisttal – warten vielfältige Angebote und Aktionen auf die Teilnehmer. Eine Radtour durch die Obstplantagen hat auch der ADFC Meckenheim für Sonntag, 3. September, organisiert. Mit einem Spätsommermarkt feiert Bioland Apfelbacher am 9. September den Apfel, und in Walberberg hat Christoph Hau in seiner Baumschule an diesem Tag die mobile Saftpresse im Einsatz. Tags drauf wird in der Marktscheune Schneider in Wachtberg das große Apfelfest gefeiert. Ein Höhepunkt der Festwochen dürfte das Wochenende 16. und 17. September werden, wenn unter anderem auf dem Obsthof Cremerius in Meckenheim-Merl jeweils von 11 bis 17 Uhr Äpfel selber gepflückt werden dürfen. (mkl)