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„Jeck för de joode Zweck“Benefizkonzert in Bornheim für den dreijährigen Richard

5 min
Richard geht in der Musik auf. Für den Dreijährigen verzichten die Bands gerne auf einen Teil ihrer Gage.

Richard geht in der Musik auf. Für den Dreijährigen verzichten die Bands gerne auf einen Teil ihrer Gage. 

Auf der Bühne ist Richard ganz in seinem Element. Das Benefizkonzert soll seine Eltern beim barrierefreien Umbau ihres Hauses unterstützen.

„Ich bin überwältigt – ich weiß einfach nicht was ich dazu sagen soll“, bilanziert Roman Koch. Er sei ein bisschen nervös, ohne jedoch genau beschreiben zu können, warum. Seine Frau Hanna hat – ergriffen von so vielen Menschen – sogar Tränen der Freude in den Augen.

Es ist Samstagabend kurz nach 19 Uhr. Seit gut drei Stunden herrscht auf dem alten Schulhof in Bornheim-Hemmerich Ausnahmezustand. Generationsübergreifend – Kinder, Jugendliche, Junggesellen, junge Eltern und Großeltern – insgesamt knapp 1000 Menschen feiern bei milden, sommerlichen Temperaturen und einem tollen Bühnenprogramm alle zusammen das Fest ihres Lebens.

Katja Henz rockt den ehemaligen Pausenhof der alten Schule in Hemmerich.

Katja Henz rockt den ehemaligen Pausenhof der alten Schule in Hemmerich.

Denn sie alle und auch die Interpreten auf der Bühne verbindet an diesem Abend ein gemeinsamer Gedanke: Sie alle sind gekommen, um Roman und Hanna Koch und so auch ihrem Sohn Richard (3) zu helfen. Unter dem Motto „Jeck för de joode Zweck“ haben die Hemmericher Gastronomen Ingo Pieper und Karin Krämer mit vielen freiwilligen Helfer jede Menge Überstunden gemacht und so ein Benefizkonzert auf die Beine gestellt, wie es der kleine Vorgebirgsort bisher wohl so noch nicht oft erlebt hat.

Durch Spenden soll das Wohn aus barrierefrei werden

Das Ziel der Veranstaltung war, möglichst viel Geld für den bevorstehenden barrierefreien Hausumbau der Familie Koch zusammen zu kriegen. Seine Eltern wünschen ihrem Richard ein selbstständiges und inklusive Leben – wenigstens zu Hause. Richard ist das Nesthäkchen der Eheleute Roman und Hanna Koch. Der Junge kam mit einem seltenen Gendefekt zur Welt – Mikro-Deletion 19 P 13.3.

„Das bedeutet so viel wie „kleiner Stückverlust“, erklärt Hannah Koch. Weltweit seien zurzeit nur 84 solcher Erkrankungen bekannt. Schwierig bei der Krankheit sei, dass dieser sogenannte Stückverlust bei jedem Erkrankten anders sei. Eine Prognose für Richards weitere Entwicklung sei deswegen gar nicht möglich.

Von den Domstürmern bekommt Richard Schlagzeugstöcke geschenkt. Begeistert  schwingt er die Stöcke im Takt.

Von den Domstürmern bekommt Richard Schlagzeugstöcke geschenkt. Begeistert  schwingt er die Stöcke im Takt.

Der Junge hat schon einiges durchgemacht. Gerade sechs Tage war er alt, als er aufgrund seiner Herzfehler operiert werden musste. Richard kann nicht laufen, seine sprachliche und auch seine motorische Entwicklung ist verzögert. Das Kind hat nur eine Niere und bei jeder Erkältungsinfekten braucht direkt zusätzlichen Sauerstoff.

Von den Spendengeldern soll ihr Wohnhaus barrierefrei umgebaut werden, mitsamt eines Etagen-Aufzugs. Seit ein paar Tagen liegt der Familie jetzt auch die Baugenehmigung vor. Gerade erst ist Richard aus dem Krankenhaus zurück, wo er aufgrund einer Infektion intensivmedizinisch behandelt wurde.

„Richard geht in der Musik auf“

Überglücklich und völlig in seinem Element liegt der Junge jetzt auf der Bühne. Neben ihm rocken die Räuber. Richard hat Kopfhörer auf den Ohren, bekommt aber trotzdem noch genügend Musik mit, um darin einzutauchen. Längst zeichnet sich ab, dass Richard einen ganz besonderen Zugang zur Musik hat. Auf der Bühne liegend bewegt er sich im Takt, während die Räuber ihn und das Publikum regelrecht elektrisieren. Direkt findet das Kind anschließend mit seinen Bewegungen auch in den Rhythmus der Songs der Funky Marrys.

Ein innerlicher Jubel ist ihm dann sogar anzumerken, als ihm Micky Nauber, Frontmann der Domstürmer kurz vor seinem Auftritt einen Satz Schlagzeugstöcke mit Widmung schenkt. Wie ein kleiner Dirigent bewegt der Junge sie direkt im Rhythmus der Musik. „Damit habt ihr den Vogel abgeschossen“, kommentiert Richards Mutter das Geschenk. „Kölsche Musik hat ein verbindendes Element“, ist Nauber überzeugt. „Richard geht in der Musik auf“, ergänzt Hanna Koch.

Die Funky Marys finden die Aktion super.

Die Funky Marys finden die Aktion super.

Alle Interpreten haben zugunsten Richards auf einen Teil ihrer Gage verzichtet. Und ausnahmslos alle Interpreten und Bands, die Moderator Martin Gerres aus Rösberg ankündigt – ob Tacheles, die Räuber, Katja Henz, die Funky Marrys, die Domstürmer, Torben Klein, Michael Kuhl oder Jenny Budak – haben das gerne getan. Nauber: „Mein Herz schlägt höher – wir haben doch selber auch alle Kinder und es gibt nichts Schöneres, als erleben zu können, dass die Kinder glücklich sind.“

„Das hier ist eine wunderschöne Veranstaltung für einen sehr guten Zweck – einfach klasse“, betont Räuberfrontmann Sven West. Da helfe man gern. „Und jetzt hoffen wir, dass auch ordentlich gespendet wird.“ „Wir sind gerne gekommen“, bestätigen die Funky Marrys. „Die Aktion hier ist einfach super“, sind sich die fünf Frauen einig.

Ehrenamtliche Helfer sind mit dem Herzen dabei

Mit dem Herzen dabei sind auch die vielen ehrenamtlichen Helfer: etwa die freiwilligen Feuerwehren aus Hemmerich und Rösberg, viele Freiwillige und die Vürjebirchsjonge. Theo Mandt hat den Verein erst im März 2025 gegründet.

Die Vürjebirchsjonge unterstützen das Brauchtum und Feste wie das Benefizkonzert für Richard.

Die Vürjebirchsjonge unterstützen das Brauchtum und Feste wie das Benefizkonzert für Richard.

„Unser Ziel ist es, das Brauchtum und die Veranstaltungen der Vereine im Vorgebirge zu unterstützen“, erklärt er. Inzwischen gibt es schon mehr als 110 bekennende Vürjebirchsjonge. Mandt selbst ist Ideengeber des Vereins und jetzt auch Vorsitzender. Beim Benefizkonzert helfen sie bei der Eingangskontrolle.

Was wäre das schönste Fest ohne Gäste? Aus Wesseling sind Daniela Berchem und Nina Ahldag gekommen. „Die Stimmung ist fantastisch, die Bands sind super und es ist einfach klasse, was dieses kleine Dorf für Richard hier organisiert hat“, lobt Ahdag. Das müsse man einfach unterstützen.

Man, bin ich stolz auf unser Vorgebirge, auf Rösberg und auf Hemmerich, auf den Zusammenhalt und auf das, was wir hier gemeinsam geschafft haben
Ingo Pieper, Veranstalter des Benefizkonzertes

Das finden auch die Kinder der Kölsch AG der Rösberger Markusschule. Unter der Leitung von Karin Krämer zeigten 36 der eigentlich mehr als 40 Grundschulkinder ihr Kölsches Können. „Man, bin ich stolz auf unser Vorgebirge, auf Rösberg und auf Hemmerich, auf den Zusammenhalt und auf das, was wir hier gemeinsam geschafft haben“, resümiert am Abend Veranstalter Ingo Pieper.

Und mit dieser Meinung ist er nicht allein. „Ich wohne hier und habe selber zwei Enkelkinder“, sagt Elke Schneider. „Dankbar bin ich, dass unsere Enkelkinder gesund sind“, erklärt sie. Um so mehr sei es ihr ein Anliegen, diese Veranstaltung für Richard mit zu unterstützen.

Autogramme gab es nach den Auftritten natürlich auch.

Autogramme gab es nach den Auftritten natürlich auch.

Und mit seinem neuen bisher noch nicht veröffentlichen Song „Hauptgewinnen“ bringt gegen 20.30 Uhr dann Domstürmer Micky Nauber den ganzen Abend und auch die gelungene Aktion musikalisch auf den Punkt. „Dat es der Hauptgewinn. Wenn mir zesamme sin. Föhle uns wie Queen un King. Hück es alles för uns drin. Dat es der Hauptgewinn.“


Der Hintergrund

Um Hanna und Roman Koch zu helfen, hatten Freunde bereits im Herbst 2024 eine Spendenaktion angestoßen. Mehrere Aktionen hat es seitdem im Vorgebirge zugunsten des Hausumbaus gegeben – Konzerte an der Roten Bank, Glühweinfeste neben der Kirche in Merten und einen kleinen privaten Weihnachtsmarkt in Walberberg.

Insgesamt sind 200.000 Euro auf dem Spendenkonto eingegangen. Ziel ist, den Eltern wenigstens die finanziellen Sorgen zu nehmen bei dem Umbau ihres Hauses.