Fünfte JahreszeitEinsatzkräfte in Bornheim sind gut vorbereitet auf den Straßenkarneval

Lesezeit 4 Minuten
Der Leiter der Malteser-Rettungswache Bornheim Christian Hoffmann (r.) im Gespräch mit seinem Stellvertreter Alessandro Cortese.

Der Leiter der Malteser-Rettungswache Bornheim Christian Hoffmann (r.) im Gespräch mit seinem Stellvertreter Alessandro Cortese.

Die Polizei und die Rettungsdienste in Bornheim sind gut vorbereitet auf den Straßenkarneval. Deeskalation hat dabei oberste Priorität.

Kaum sind die Silvesterknaller verhallt, setzen Polizei und Rettungskräfte ihren Fokus auf die bevorstehende heiße Phase der fünften Jahreszeit. „Verbale und auch körperliche Angriffe auf Polizeibeamte und Rettungskräfte kommen leider immer wieder vor, auch im Karneval“, erklärt Polizeisprecher Simon Rott vom Polizeipräsidium Bonn. Auch darauf sei man eingestellt.

Zu den Vorbereitungen der Polizeieinsätze im Straßenkarneval 2024 bildete die Bonner Polizei bereits eine interne Gruppe. „Diese steht im Rahmen der Planungen auch im Austausch mit den Veranstaltern, den Kommunen, weiteren Behörden und den Organisationen mit Sicherheitsaufgaben und Netzwerkpartnern“, erklärt der Polizeihauptkommissar.

Sicher ist auch, dass so wie bereits in der Vergangenheit bei verschiedenen Umzügen im Vorgebirge wieder Beamte der Bereitschaftspolizeihundertschaften (BPH) eingesetzt werden. „Der Einsatz von geschlossenen Einheiten eignet sich besonders bei Anlässen, zu denen viele Menschen aufeinandertreffen − wie im Karneval“, so Rott. Zudem sei eine hohe Polizeipräsenz im Straßenkarneval auch notwendig, um den polizeilichen Aufgaben der Gefahrenabwehr und der Strafverfolgung gerecht zu werden.

Auch Ordnungs- und Jugendamt sind mit dabei

Im Einsatz sind auch die Mitarbeitenden des kommunalen Ordnungs- und Jugendamtes. Behördensprecher Christoph Lüttgen sagt, die Kontrollen zum Jugendschutz und den Glasverbotszonen seien in den vergangenen Jahren überwiegend positiv verlaufen. Nur in Einzelfällen seien die Ordnungskräfte mit Menschen konfrontiert gewesen, die ihre Handlungen nicht mehr gut einschätzen konnten und deswegen ausfällig oder übergriffig geworden seien. Meist im Zusammenhang mit Alkohol- und Drogenkonsum habe es auch Beleidigungen, Übergriffe und Provokationen gegen Mitarbeiter der Stadtverwaltung gegeben.

Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes wurden deswegen alle mit Kommunikations- und Eigensicherungstrainings in der Vorbereitung geschult. „Hinzu kommen rechtliche Schulungen und Einsatzvorbesprechungen zum konkreten Einsatzanlass und Vorgehen vor Ort“, erklärt Lüttgen. Der Fokus liegt insbesondere auf der Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen und der Sicherheit der Zugteilnehmer und Zuschauer.

Um Prävention und Akzeptanz am Rande der Straßenzüge kümmern sich die Teams des Jugendamtes. Für sie gab es im Vorfeld eine zweistündige verbindliche Schulung in Theorie und Praxis mit Rollenspielen zum Thema: Wie gehe ich deeskalierend auf angetrunkene Jugendliche zu? Wie kann ich unterstützen? „Es werden immer Teams aus Haupt-und Ehrenamtlichen gebildet mit Personen, die erfahren sind, und anderen, die neu dabei sind“, sagt der Sprecher.

Ruhezonen für feiernde Jugendliche in Bornheim

Zum Einsatz kämen die Mitarbeiter des Jugendamtes dort, wo erfahrungsgemäß immer viele junge Menschen feiern – etwa bei den Karnevalsumzügen in Sechtem am 3. Februar, Roisdorf und Kardorf am 8. Februar und Waldorf am 19. Februar. An festen Standorten am Rande des Geschehens werden kleine Ruhezonen eingerichtet. Kostenlos bekommen die jungen Leute dort auch alkoholfreie Getränke und Kleinigkeiten zum Essen. „Unsere Kolleginnen und Kollegen gehen direkt ins Getümmel und sprechen Jugendliche gezielt an oder organisieren bei Bedarf medizinische Hilfe“, erklärt Lüttgen.

Ziel sei, die feiernden Jugendlichen dabei zu unterstützen, auf sich selbst und ihre Freunde zu achten und den Tag fröhlich und gesund zu überstehen. „Wo das nicht gelingt, helfen die Teams aus dem Jugendamt auch in den Zelten der medizinischen Dienste.“ Ehrenamtlich arbeiten dort unter anderem Freiwillige des DRK und der Malteser, so wie Jasmin Klinkner (36). Sie ist hauptamtliche Rettungskraft und ehrenamtliche Leiterin des Sanitätsdiensts der Malteser. Etliche unappetitliche Szenen hat sie in den Versorgungszelten des Malteser Hilfsdienst bei den Karnevalsumzügen im Stadtgebiet Bornheim schon gesehen. Doch gezielte Gewalt gegen die Rettungskräfte hat sie in Bornheim bisher noch nicht erlebt. „Aber man muss schon darauf achten, als Helfer nicht zwischen die Fronten zweier streitender Parteien zu geraten“, erklärt sie.

Pflichtfortbildungen des Rhein-Sieg-Kreises

Die Einsatzkräfte sind aber auch auf solche Vorkommnisse vorbereitet. „Bei einer der letzten Pflichtfortbildungen des Rhein-Sieg-Kreises ging es zum Beispiel darum, wie man deeskalierend auf Personen einwirken kann“, berichtet der Leiter der Bornheimer Rettungswache, Christian Hoffmann. Thematisiert worden sei auch, wie man sich als Helfer aus gefährlichen Situationen befreien und Eskalationen rechtzeitig bemerken kann.

Selbstverteidigungstraining gebe es nicht. „Doch auch so etwas ist, sollte es notwendig werden, denkbar“, sagt Hoffmann. Immerhin gebe es bereits Bereiche in anderen Städten, in denen die Einsatzkräfte schuss- und stichfeste Schutzwesten tragen. „Ohne das Personal aber vorher intensiv zu schulen, halte ich das für sehr gefährlich“, gibt Hoffmann zu bedenken. Das Risiko bestehe, dass sich mancher mit dem vermeintlichen Schutz dieser Westen unnötig in Gefahr begäbe, in die er sich ohne Weste nie begeben würden.

Den bevorstehenden Karnevalszügen sehen die Malteser ohne Angst und Sorgen entgegen. Die Änderung des Zugweges in Roisdorf habe aus Klinkers Sicht die Einsatzlage deutlich entschärft. Hätten sie zuvor mitunter schon vor Zugbeginn bis zu 50 Verletzte im Betreuungszelt versorgt, so seien es im vergangenen Jahr keine zehn gewesen. Behandelt worden seien kleine Verletzungen durch Wurfmaterial, aber auch Alkoholvergiftungen.

Rundschau abonnieren