Ein Paketdienstleister in Bornheim testet Lastwagen mit Wasserstoffantrieb in der Region. Der Tank befindet sich über dem Fahrer.
„Eine spannende Zeit“Paketdienstleister in Bornheim testet Wasserstoff

Mit einem durch Wasserstoff angetriebenen Lastwagen startet GLS in Bornheim in eine neue Zeit.
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„Es ist eine spannende Zeit“, findet Holger Immen. Er verfolgt die aktuelle Entwicklung in der Automobilbranche, zumal er bei dem Paketdienstleister General Logistics Systems Germany (GLS) für die Nachhaltigkeit im Unternehmen zuständig ist. „Wir beschäftigen uns mit vielen neuen Technologien, insbesondere auch im Fernverkehr“, erklärt er. So werden aktuell auch Lastwagen mit E-Motoren in Kanada getestet. In Italien seien unter GLS-Flagge Lastwagen mit Biodiesel im Einsatz.
„Seit November vergangenen Jahres haben wir hier in Bornheim einen Wasserstoff-Lkw im Einsatz“, berichtet der Betriebsleiter Oualid Hamza. „Region Manager Germany West“ Gero Liebig nennt das ein wahres „Leuchtturmprojekt“: „Damit starten wir jetzt in eine neue Zeit.“
Partnerunternehmen von GLS
Zusammen mit Immen war er zum Depot nach Bornheim gekommen, um die GLS-Neuheit vorzustellen. Mit dabei waren auch der Niederlassungsleiter des Standortes Bornheim, Henrik Gundlach, der Geschäftsführer der „Recht Logistik“ GmbH aus Brühl, Andreas Niklasch, und Vertreter des Lkw-Herstellers Hyundai. Von ihnen hat die Firma Recht das Wasserstoff-Fahrzeug angemietet.
„Recht Logistik“ ist ein Partnerunternehmen von GLS unter deren Namen sie den Wasserstoff-Lkw auch fahren. „Von diesen Lkws mit Wechselbrücke, also mit absetzbarer Ladefläche beziehungsweise Container, gibt es aktuell in Deutschland nur vier Fahrzeuge“, erklärte Liebig. Und der Allererste sei jetzt in Bornheim im Einsatz.
Ohne Testphase seien der Wasserstoff-Lkw in den Alltagsbetrieb geschickt worden. Tagsüber sei er im Nahverkehr im Einsatz, nachts auch bundesländerübergreifend auf ausgesuchten Strecken. Laut Hersteller hat der 40-Tonner eine Reichweite von etwa 350 bis 400 Kilometer. Pro Wechselbrücke sei es möglich, bis zu 500 Pakete, im Komplettzug sogar bis zu 1300 Pakete zu transportieren. Getankt wird an speziellen, öffentlich zugänglichen Wasserstoff-Tankstellen. „Hier im Umfeld gibt es eine Tankstelle in Frechen und eine in Wesseling“, berichtet Liebig. Noch sei die Infrastruktur dazu aber erst im Aufbau.
Leiser Motor, langes Tanken
„Er fährt sich ganz hervorragend – ähnlich leise wie ein E-Auto“, berichtete der Fahrer Peter Büscher (51). Für ihn sei es in keiner Weise komisch, den Tank jetzt über sich zu wissen. Er habe auch schon Gas betriebene Lastwagen gefahren. „Da saß ich zwei Meter hinter dem Tank“, erklärte er.
Büscher ist bei der Firma Recht angestellt und fährt die Wasserstoffneuheit nach einer Einweisung aktuell im Nahbereich. „Tanken ist mit ihm sogar noch einfacher als mit Gas, dauert jedoch 15 Minuten“, berichtet er.
Welche Technologie letztendlich das Rennen machen wird, weiß Immen noch nicht. „Wahrscheinlich wird es ein Mix sein aus vielen verschiedenen Technologien“, glaubt er. Das Unternehmen möchte die Fahrzeuge jedenfalls nicht mehr missen, auch nicht die rund 30 E-Lastenfahrräder und E-Fahrzeuge, die alleine von Bornheim aus täglich zur Paketzustellung unterwegs sind. Liebig: „Unser Ziel ist es, den Anteil an emissionsfreien und emissionsarmen Fahrzeugen in unserer Transportflotte bis 2030 auf 75 Prozent auszubauen.“