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Bornheimer Europaschule„Echte Schule macht viel mehr Spaß“

Lesezeit 5 Minuten

In der Thomas-von-Quentel-Schule nehmen auch die Kinder in der Notbetreuung am Distanzunterricht teil.

Bornheim – „Distanzunterricht ist schon in Ordnung, aber echte Schule ist wirklich viel schöner“, sagt Maria. Die Elfjährige besucht die sechste Jahrgangsstufe der Bornheimer Europaschule und wie die allermeisten Kinder und Jugendlichen vermisst sie vor allen Dingen die Kontakte mit ihren Freunden und Altersgenossen. „Aber Lernen kann ich beim Distanzunterricht genauso gut wie in der Schule“, sagt sie.

Arbeitsblätter gibt's auf der Internet-Plattform

Über eine spezielle Kommunikationsplattform bekommt sie täglich Arbeitsblätter. „Da steht auch genau das drauf, was unsere Lehrer in der Schule sagen würden“, erklärt sie. Die Plattform ermögliche digitale Besprechungen am Bildschirm, aber auch Chats, in denen sich die Schüler untereinander aber auch einzeln mit ihren Lehrern austauschen können.

„Oft arbeiten wir zum Beispiel im Mathematik-Unterricht in kleinen Arbeitsgruppen am Bildschirm über dieses Computerprogramm“, erklärt die Elfjährige. Dabei würden im Team Aufgaben gelöst. „Das macht Spaß! Doch in der Schule ist es trotzdem besser.“

Auch für Schulleiter Eike Brandt und sein Team ist der Distanzunterricht trotz der gut funktionierenden Technik kein Ersatz für den Präsenzunterricht. „Es ist im Distanzunterricht einfach nicht möglich, so viele Kenntnisse und Fähigkeiten zu vermitteln wie im Präsenzunterricht“, erklärt er.

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So wie die Schüler arbeite auch sein Kollegium zurzeit zumeist im Homeoffice. „Mein Stellvertreter oder ich sind täglich in der Schule“, sagt Brandt. Er vermisse den Lärm, das Lachen, die Lebendigkeit im Schulgebäude.

Im Januar hätte für einige Schüler noch die Qualifikation für das Abitur angestanden. „Die Klausuren wurden natürlich hier in der Schule geschrieben“, berichtet Brandt. Auch Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf kämen nach vorheriger Vereinbarung in die Schule.

Gut zehn Schülerinnen und Schüler sind in der Notbetreuung. Doch auch sie arbeiten genauso wie ihre Altersgenossen an den Tabletcomputern. Die Kommunikationsplattform ermögliche ihnen auch zu Hause den Zugang zu Dokumenten, Arbeitsblättern, digitalen Besprechungen und Gruppenarbeiten am Bildschirm. Was die digitalen Endgeräte betrifft, so haben die meisten der aktuell 1400 Jugendlichen einen eigenen Computer.

Schule hat 40 Tablets verliehen

„Zurzeit haben wir als Schule etwa 40 iPads an unsere Schülerinnen und Schüler verliehen, die keinen Computer oder Smartphone zu Hause haben“, sagt der Schulleiter.

Insgesamt haben die Bornheimer Schulen 685 Tablets im Bestand, die alle von der Stadt Bornheim als Schulträgerin finanziert wurden. Davon stünden den Grundschulen und der Verbundschule 345 Geräte und den weiterführenden Schulen über 340 Geräte zur Verfügung. Aktuell seien davon allerdings nur rund 100 Tablets an die Schülerinnen und Schüler ausgeliehen worden.

Darüber hinaus habe die Stadt weitere 495 Tablets bestellt, die allerdings aufgrund der anhaltenden großen Nachfrage noch nicht ausgeliefert seien. Die Finanzierung erfolge über Landesmittel im Rahmen des Digitalpakts.

Freunde treffen, zusammen lachen, Quatsch machen und lernen, danach sehnen sich auch die Kinder in den Grundschulen. „Ich lerne viel lieber in der Schule“, meint Mira. „Echte Schule macht viel mehr Spaß“, findet auch Chiara. „Ich kann mich in der Schule viel besser konzentrieren“, sagt Juel. „Wir freuen uns alle schon jetzt riesig auf den Präsenzunterricht“, bringt es Schulleiterin Andrea Lauer auf den Punkt. „Ich bin wirklich froh, wenn diese Schule hier wieder mit Leben erfüllt ist“, sagt sie.

Denn wie in allen Schulen sehen die Lehrerinnen und Lehrer die Kinder der einzelnen Schulklassen auch in der Thomas-von-Quentel-Schule in Walberberg zurzeit nur am Bildschirm. Dort kommt jeweils die Hälfte der Jungen und Mädchen mit ihrer Klassenlehrerin zweimal am Tag für etwa eine halbe Stunde zusammen.

„Morgens begrüßen wir uns so, stimmen uns auf den Tag ein und besprechen zum Beispiel den Wochenarbeitsplan“, erklärt Schulleiterin Andrea Lauer. Öfter nimmt auch sie an dieser kontaktfreien Form des Unterrichts teil.

Dabei können die Kinder auch Fragen zum Unterrichtsstoff stellen. Zudem werden neue Lerninhalte vermittelt und die Wochenarbeitsaufgaben besprochen. Natürlich bespricht die Lehrerin auch Aufgaben. So hatten zum Beispiel die Viertklässler die Aufgabe, einige Gegenstände zu Hause auszumessen und ihrer Lehrerin und den Klassenkameraden dann die exakte Maße mitzuteilen.

Beim Abfragen dieser Hausarbeit erfuhr Konrektorin Birgit Anders unter anderem, dass der Schulweg eines Mädchens genau 1000 Meter lang ist. Andere Kinder haben ihre Zahnspange oder ihr Heft gemessen, wieder andere haben ihren Schrank oder sogar ihren Goldhamster vermessen.

Schulpsychologische Beratungsstelle

Lockdown und Homeschooling stellen viele Familien in diesen Tagen vor besondere psychische Herausforderungen. Bei der schulpsychologischen Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises können Ratsuchende in einem vertraulichen Beratungsgespräch mit einem Psychologen oder einer Psychologin über schulische Sorgen und mögliche Schwierigkeiten sprechen.

Auch Lehrkräfte sowie Schulleitungen können die Sprechstunde für ihre Fragen nutzen. Eine juristische Beratung bieten die Psychologen ausdrücklich nicht an.

Erreichbar ist die Beratungsstelle telefonisch unter (0 22 41) 13 23 66 montags bis donnerstags von 8.30 bis 16.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr sowie per E-Mail. (pf)

schulpsychologische.beratungsstelle@rhein-sieg-kreis.de

Einzeln spricht Anders ihre Schülerinnen und Schüler bei der Videokonferenz auch an, fragt sie zum Beispiel, wie es mit dem Wochenarbeitsplan klappt und ob es Schwierigkeiten gibt. „Zusätzlichen haben die einzelnen Klassen einen Chatroom für Fragen an die Klassenlehrerin“, erklärt Lauer.

So wie die Kinder seien auch alle Lehrer und Lehrerinnen zurzeit im Homeoffice. Nur sie sei täglich in der Schule und die Kinder in der Notbetreuung, die die Offene Ganztagsschule organisiert.

Dass Distanzunterricht so möglich ist, sei laut Lauer auch dem enormen Engagement der Eltern zu verdanken. Übrigens gilt für Lehrer, Kinder und Eltern, die an den Videokonferenzen teilnehmen oder dabei zuhören, dieselbe Regel wie bei vielen Familien zu Hause am Esstisch. „Was am Bildschirm zu sehen oder zu hören ist, wird nicht weitergesagt“. „Das haben wir uns natürlich auch schriftlich von allen Eltern bestätigen lassen“, sagt Lauer.