Am Montag startete das Zeltdorf Brenig. 80 Kinder und 30 Betreuer verbringen das zehntägige Zeltlager mit Wasserspielen und Lagerfeuer.
Zeltdorf BrenigBornheimer Ferienlager mit so vielen Teilnehmern wie nie

Die Freude über den Ferienstart war den Kindern bei Abfahrt ins Zeltlager anzusehen.
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Am Montag ging es endlich los, das Zeltdorf Brenig. 80 Kinder sowie Betreuerinnen und Betreuer stiegen voller Vorfreude in den Reisebus nach Brachelen im Kreis Heinsberg. Bereits am Sonntag starteten die ersten Betreuerinnen und Betreuer des Aufbautrupps, darunter auch Küchenteam und Hausmeister. Sie stellten sicher, dass der Jugendzeltplatz für die Gruppe vorbereitet war und die Zelte bei Ankunft der Kinder bezugsfertig waren.
Während des zehntägigen Zeltlagers erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein volles Programm. „Die Zeltlager-Klassiker sind alle dabei“, sagt Christian Mandt, der zusammen mit Simon Krings die Hauptleitung innehat: eine Lager-Olympiade, Singen am Lagerfeuer, eine Nachtwanderung und das „Appel und'n Ei“-Spiel bei dem ein Apfel oder ein Ei gegen einen hochwertigeren Gegenstand eingetauscht wird, der dann wieder eingetauscht wird, und so weiter.

Seit Sonntag ist ein Aufbautrupp auf dem Jugendzeltplatz, damit bei Ankunft der Kinder alles bereit ist.
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In Anlehnung an das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring werden die Kinder Autos aus Holzgestellen nachbauen und ein 24-Runden-Rennen um den Sportplatz veranstalten. Das passt besonders gut zum diesjährigen Motto, das sich wie ein roter Faden von Anfang bis Ende durch das Zeltdorf zieht: Super Mario World. Wie das Videospiel. Das Motto war im Betreuer-Team demokratisch abgestimmt worden und war fortan ein Geheimnis. Die Kinder erfuhren es erst bei ihrer Ankunft auf dem Jugendzeltplatz.
Verschiedene Wasserspiele sind geplant, „damit die Kinder nicht austrocknen bei der Hitze“. Ein besonderes Highlight wird wieder die Wasserrutsche sein. Die ist ganz leicht aufgebaut: Eine Plane wird auf einen Hang gelegt. Dann braucht es nur noch Wasser und ein bisschen Spüli. „Auf die Wasserrutsche freue ich mich besonders! Und auf das Fußballspielen mit den Kiddies, sagt Christian Mandt begeistert, der für Bornheimer CDU als Bürgermeister kandidiert.
Nach Karneval startete die Planung des Zeltlagers
Bereits im März ging es mit den Vorbereitungen los. Alle zwei Wochen trafen sich die Betreuerinnen und Betreuer für „zwei Stündchen“ am Abend, um das Programm zu planen und festzustellen welches Material beschafft werden muss. Für ein Planungswochenende ging es in den Kreis Heinsberg. „Da steckt eine Menge Arbeit drin.“ Die 30 ehrenamtlichen Betreuerinnen und Betreuer sind zum größten Teil selbst Teilnehmer gewesen. Hilfsleiter kann werden, wer 15 Jahre alt ist. Wer 16 ist und einen Jugendgruppenleiterschein gemacht hat, kann als Leitung mitfahren. „Keine Leitung fährt ungeschult mit“, bekräftigt Christian Mandt. Mit 18 Jahren ist eine zusätzliche Präventionsschulung Pflicht.
Christian Mandt kennt nicht nur die Betreuerinnen und Betreuer schon, auch die Kinder sind keine Unbekannten: 70 Prozent sind „Wiederholungstäter“. Beim Kennlernnachmittag trafen sich die Mädchen und Jungen, spielten Kennlernspiele und gaben ihre Wünsche ab, was sie im Zeltlager essen möchten. Manfred Dijkstra ist der Chef des Küchenteams. Er schaut sich die Essenswünsche an und entscheidet, was davon machbar ist. Muscheln und Kaviar? Eher nicht.
Mit 80 Kindern losfahren, ich kann nur sagen: Respekt. Das ist eine ungeheure Leistung.
Am Zeltlager teilnehmen können Kinder zwischen neun und 14 Jahren. „Man glaubt es kaum“, stellt Christian Mandt fest, „aber 13- und 14-Jährige fahren lieber ins Zeltlager als mit den Eltern auf die Aida.“ Und weiter: „Innerhalb von 24 Stunden nachdem wir die Anmeldung veröffentlich haben, war das Zeltlager ausgebucht.“ Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind größtenteils aus Bornheim, kommen aber auch vereinzelt aus Bonn, Alfter und Wuppertal. Um am Zeltdorf Brenig teilzunehmen, müssen die Kinder nicht in Bornheim wohnen. „Man muss nur schnell sein“ bei der Anmeldung.
Schon im vergangenen Jahr war der Andrang groß gewesen, da hatte das Zeltlager mit 70 Kindern stattgefunden. In diesem Jahr war man deshalb auf ein Maximum von 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegangen. „Dieses Jahr haben wir den Reisebus mit 81 Plätzen komplett vollgemacht“, betont Christian Mandt. Zusätzlich fuhr ein Kleinbus.

Ein Zeltlager-Klassiker wie das gemeinsames Singen am Lagerfeuer darf nicht fehlen.
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Das Zeltdorf Brenig bekommt Unterstützung von Firmen aus Bornheim und Alfter. Schwadorf Handel und Logistik liefert Frischwaren mit einem Kühltransporter. Die Spedition Vendel stellt einen Lkw, mit dem das gesamte Material transportiert werden kann. „Wir müssen nachher nur wieder volltanken“, sagt Mandt. Verpackt wird alles – auch die Schlafsäcke und Luftmatratzen – in Großkisten, die von Gemüsebau Pesch kommen. „Wir bauen uns da ein richtiges Dorf auf.“
Die Hohen Kosten für „Bus und Co“ sowie die gestiegenen Lebensmittelpreise seien zur Herausforderung geworden. Nicht alle Familien können sich das zehntägige Zeltlager für ihre Kinder leisten. Mitfahren können die Kinder trotzdem. Für sie gibt es finanzielle Unterstützung vom Förderverein.
Es müssten neue Zelte angeschafft werden. Dafür werden aktuell Spenden gesammelt. „Die Zelte sind nicht mehr ganz dich! Die sind ungefähr 29 Jahre alt und seit dem ersten Zeltlager dabei“, sagt Mandt.
Das erste Zeltdorf hat vor 29 Jahren stattgefunden
Das erste Zeltdorf hatte vor 29 Jahren als Stadtranderholung mit 30 oder 40 Kindern aus dem Bornheimer Raum stattgefunden, erzählt Zeltdorf-Gründer Bruno Schrage, der damals Pastoralreferent war. Auf dem Feld, wo heute das Breniger Pfarrheim steht, zelteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fünf Nächte lang. Seitdem wurde das Zeltlager immer größer und „man kaufte zusätzliche Zelte“, sagt Schrage: „Mit 80 Kindern losfahren, ich kann nur sagen: Respekt. Das ist eine ungeheure Leistung. Und das mit nur ein paar Erwachsenen im Hintergrund.“
Auf dem Lager laufe dann alles, wegen der „guten Organisation“, sagt Mandt. Jedes Zelt mit je acht Kindern hat zwei Zeltbetreuer als erste Ansprechpersonen. Es gibt eine Programmleitung und das Hausmeister-Team kümmert sich um Müll und kleinere Reparaturen.

Die Spedition Vendel stellt einen Lkw, damit das Material und Gepäck zum Jugendzeltplatz in transportiert werden kann.
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Als Hauptleitung sind Simon Krings und Christian Mandt die „zweite Instanz“, wenn die Zeltbetreuer einmal nicht weiterwissen sollten. Außerdem ist es ihre Aufgabe, abends – nach 22 Uhr, wenn die Kinder im Bett sind – Leitungsrunden abzuhalten, um den vergangenen Tag zu besprechen und den Folgetag zu planen.
Christian Mandt sei ein „Gewächs des Zeltdorfes“, denn er sei „schon als kleiner Junge mitgefahren“, so Bruno Schrage, der selbst 12 Jahre lang ins Zeltdorf gefahren ist. 10 Jahre alt war Mandt als er 1997 das erste Mal mitfuhr. Simon Krings muss vier oder fünf Jahre alt gewesen sein, als er das erste Mal dabei war, zusammen mit seiner Mutter, die Teil des Teams war. Die Hauptleitung übernahmen Krings vor acht Jahren und Mandt vor sechs. Bruno Schrage meint:„Es ist ein ganz großes Glück, dass die Breniger Jugend über die Corona-Zeit durchgehalten hat.“ Denn vielen Kindern gebe das Zeltlager überhaupt erst die Möglichkeit, in den Urlaub zu fahren. „Und den Eltern die Möglichkeit, zu entspannen.“
Ehemalige kamen am Wochenende zu Besuch
Gerne erinnert sich Schrage an das, was er im Zeltdorf alles erlebt hat: „Wir hatten einmal einen massiven Bratenverlust.“ Am Wochenende kamen ehemalige Leitungen zu Besuch, das sei gerne gesehen gewesen. Denn die Ehemaligen sorgten dafür, dass die Betreuerinnen und Betreuer eine wohlverdiente Pause einlegen konnten. Das Küchenteam hatte Braten für den nächsten Tag vorbereitet.
„Die Besucher kamen mit Hunger. Im Laufe des Abends sind die Braten abhandengekommen“, erzählt Bruno Schrage lachend. Das habe das Küchenteam vor eine immense Herausforderung gestellt. Die Lösung: „Alle Leitungen verzichteten. Die Kinder haben gar nicht gemerkt, dass es nicht für alle Braten gibt.“ Das zeige, wie sehr das Betreuer-Team zusammenhalte.
Das Zeltdorf helfe Kindern, eine „grundsoziale Ader zu entwickeln“, ist sich Schrage sicher: „Es braucht Ferienlager, das kann Schule nicht leisten.“