Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

ArtenschutzprojektBornheimer Landwirt schützt Bonner Wechselkroten

Lesezeit 3 Minuten

Kröten und Bauer verstehen einander gut: Das unterstrichen Claus Ritter, Monika Hachtel (r.), Juliane Rau und Ulrich Timmer bei der Vorstellung abgestimmter Artenschutzmaßnahmen.

Bornheim/Alfter – „Wir sind so gut wie verheiratet und leben jetzt miteinander“, scherzte Landwirt Claus Ritter, als er gestern mit Ulrich Timmer und Werner Muß von der Landwirtschaftskammer sowie Monika Hachtel von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft und Juliane Rau von der Unteren Naturschutzbehörde Bonn den Lebensraum der Wechselkröte auf seinen Erdbeerfeldern in der Senke eines ehemaligen Rheinarms im Bonner Norden vorstellte.

Tiere mögen es feucht und sumpfig

Dort hat die streng geschützte Art, deren natürliche Lebensräume – sie liebt feuchte und sumpfige Standorte – immer kleiner werden, ideale Voraussetzungen gefunden, um sich anzusiedeln. „In kalten Nächten sucht sie auch schon mal in den Erdbeer-Tunneln Schutz“, wusste Ritter zu berichten. Angrenzend an landwirtschaftliche Flächen seines Unternehmens im Bonner Norden findet sich eines der letzten Vorkommen in der Region und so hüpfen die Tierchen den Erntehelfern mitunter aus den Erdbeerbüschen entgegen, wie Betriebsleiter Ottmar Schmitz berichtete. Die Lage dieser Plantagen bei Dransdorf sei sehr geschützt, es sei dort etwas wärmer als auf anderen Feldern, so dass dort die Erdbeeren merklich früher reifen.

Länger schon wissen die Landwirtschaftskammer NRW und Mitarbeiter der Biologische Station Bonn/Rhein-Erft von den Wechselkröten die auf Ritters etwa zehn Hektar großen Areal leben. Seit Jahren wird deshalb die Bewirtschaftung dort mit der Biologischen Station auf die Bedürfnisse der sogenannten Grünen Kröte abgestimmt. Dabei seien es laut Monika Hachtel von der Biologischen Station vor allem die kleinen Gewässer, die die Tiere bräuchten, um ihren Laich abzulegen.

Damit sie sich nicht jene Wasserstellen zum Ablaichen aussuchen, die mitten in den Zu- und Abfahrten liegen, hat Ritter eigene Gewässer hinter der Plantage angelegt, die bei Bedarf auch aufgefüllt werden. „Das war in dem langen trockenen Frühjahr und Sommer mitunter eine ganz schöne und auch zeitintensive Herausforderung“, wusste Betriebsleiter Schmitz zu berichten. Andererseits sammelt sich an speziellen Stellen nach starken Regenfällen immer wieder Wasser und oft ist die Wechselkröte dann direkt zur Stelle, um dort ihren Laich abzulegen. Auch der Umgang damit ist Teil des Artenschutzkonzepts. Der Laich in Gewässern in den Zu- und Abfahrten zu den Feldern wird von den Mitarbeitern der Biologischen Station fachgerecht dorthin umgesiedelt. Ein Krötenweibchen kann bis zu 3000 Eier pro Ablaichen legen, doch maximal ein Prozent davon überleben.

Artenschutz oder Feld stillegen

Für die Landwirtschaftskammer ist das Projekt auch ein gutes Beispiel für eine Win-Win-Situation: der Naturschutz profitiere und die landwirtschaftlichen Flächen könnten weiter bewirtschaftet werden.

„Wenn wir den Lebensraum der Kröten nicht schützen, kann das ganze Feld stillgelegt werden“, erklärte Ottmar Schmitz. Doch darauf möchten es er und Claus Ritter nicht ankommen lassen. Für den Bornheimer Landwirt ist die Mitarbeit beim Projekt ohnehin eine Selbstverständlichkeit: „Als Landwirte können wir uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung nicht entziehen.“ Für ihn sei es deshalb keine Frage gewesen, die notwendigen Maßnahmen gemeinsam mit der Biologischen Station umzusetzen.

„Die Förderung der Biodiversität ist eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte“, erklärte Ulrich Timmer von der Landwirtschaftskammer. Dieser Verantwortung sei sich auch die Landwirtschaft bewusst. Gleichwohl habe laut Kammer die Biodiversität im Bereich der Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutzmaßnahmen weiter abgenommen, so dass die beiden Landwirtschaftsverbände zusammen mit der Landwirtschaftskammer NRW im Dezember 2014 eine Rahmenvereinbarung zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften abgeschlossen haben.