Es ist eine mühsame Arbeit: Von Hand werden aktuell im Vorgebirge und der Region Spargel gestochen, Feldsalat geerntet und Rhabarber gerupft. Zwar gibt es Maschinen, die ersetzen jedoch die Handarbeit nicht.
Gemüse bleibt HandarbeitLandwirte im Vorgebirge diskutieren über steigende Löhne

Zahlreiche Menschen arbeiten in der Erntezeit auf den Feldern im Vorgebirge.
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Auch die Ernte der in den Gewächshäusern bereits herangereiften Gemüsesorten wie Spinat, Stielmus und Salat ist und bleibt reine Handarbeit. „Dafür gibt es auch keine Erntemaschinen“, sagt Landwirt Karl-Heinz Steiger aus Bornheim-Waldorf. „Erntemaschinen, die das können, was die Erntehelfer leisten, gibt es einfach noch nicht“, bestätigt auch Landwirt Norbert Pesch (59) aus Bornheim-Brenig. In sechster Generation führt er den Familienbetrieb, die siebte Generation helfe inzwischen auch schon tüchtig mit. Pesch baut unter anderem Gemüse, aber auch viele verschiedene Salate in großem Stil an. Lediglich für seinen Mini-Romana hat er eine maschinelle Ernteunterstützung. „Sie schneidet die Pflanzen im Feld vom Strunk ab“, erklärt er. Doch die gesamte weitere Verarbeitung im Feld und in den Hallen bliebe auch bei seinem Mini-Romana nach wie vor Handarbeit.
Und die kann einfach nicht ohne Erntehelfer erledigt werden. „Die meisten kommen schon seit Jahren zu uns“, sagt Pesch. Probleme, Erntehelfer zu bekommen, habe er nicht. Gleiches bestätigt auch sein Kollege Stefan Grüsgen aus Bornheim-Walberberg. Auch seine Erntehelfer kommen jedes Jahr wieder. „Wir haben sogar etliche Anfragen von neuen Erntehelfern“, sagt er. Aufgrund des hohen Mindestlohns wisse er allerdings auch von Kollegen, dass es Erntehelfer gebe, die nur noch zwei bis drei Monaten in Deutschland blieben und dann wieder nach Hause fahren, weil ihnen das in diesem Zeitraum verdiente Geld völlig ausreiche, um in ihrer Heimat damit über die Runden zu kommen.
„Aktuell keine wirkliche Alternative zum Erntehelfer“

Auch das Stechen von Spargel wird auf den Feldern im Vorgebirge von Hand ausgeführt.
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Grüsgen hat bereits Erntemaschinen im Einsatz, etwa für den Rucola und den Feldsalat. „Dieser Salat kann dann aber nur ausgewogen und in Schalen abgepackt verkauft werden“, erklärt er. Da sein Rucola zumeist jedoch im Bund und sein Feldsalat als ausgebildete Pflanze in den Supermärkten und Geschäften angeboten werde, sei er auch bei der Salaternte vorwiegend auf Erntehelfer angewiesen. Gleiches gelte auch für sein Gemüse. „Es gibt zwar auch für verschiedene Gemüsesorten bereits seit langem Erntemaschinen“, sagt er. Die kämen jedoch oftmals nur dort zum Einsatz, wo die Erzeugnisse auch industriell weiterverarbeitet werden, etwa in Konservenfabriken. „Solche Produkte habe ich aber nicht im Anbau“, sagt Grüsgen. Er produziert für den Frischemarkt. „Und dafür gibt es aktuell keine wirkliche Alternative zum Erntehelfer“, erklärt er.
Um ihren Erntehelfern die Arbeit zu erleichtern, haben einige Spargelbauern bereits seit längerem Spargelspinnen im Einsatz – so wie Johannes Saß vom Spargelhof Saß im Uedorf und der Bornheim-Mertener Spargel- und Erdbeerbauer Hubertus von Groote. Sie heben die Abdeckfolien, die auf den Dämmen liegen, an und legen sie wieder auf die Dämme. Gestochen wird der Spargel aber auch bei ihnen weiterhin von Hand. „Vollautomatische Spargelerntemaschinen gibt es seit mehr als zehn Jahren“, erklärt von Groote. Er sei ziemlich gespannt, wie schnell sich diese Gerätschaften in Anbetracht der steigenden Lohnkosten durchsetzen werden.
Kostet regionaler Blumenkohl bald mehr als fünf Euro?

Vom Feld geht es auf den Anhänger.
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Die Diskussion darüber hat Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) gerade angestoßen, als er eine weitere Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro die Stunde anregte. „Da kommen für uns als Arbeitgeber ja noch 30 Prozent Sozialabgaben drauf“, erklärt Norbert Pesch. Sollte der Mindestlohn weiter steigen, sei das nicht gut. Er befürchte, dass der deutsche Obst- und Gemüseanbau „langsam aber stetig zu Grabe getragen“ werde. „Dann wird ein regionaler Blumenkohl wohl nicht mehr unter fünf Euro zu haben sein“, befürchtet Landwirt Steiger. Dabei gönne er den Erntehelfern das Geld von ganzem Herzen. Doch auch die Landwirte sollten für ihre Arbeit und ihre Produkte fair bezahlt werden.
Mit großem Interesse hat Obstbauer Roland Schmitz-Hübsch von der Apfel- und Birnenplantage in Merten zugeschaut, als ihm bei einer Ausstellung kürzlich eine Apfelerntemaschine im Einsatz vorgestellt wurde. „Noch ist das Gerät aber in der Entwicklung“, erklärt er. Die Hersteller gehen, wie sie ihm gesagt hätten, davon aus, dass diese Erntemaschinen in zwei Jahren marktreif sein könnten. Da die Verfügbarkeit von Erntehelfern und der Mindestlohn immer mehr zum Problem der Landwirte würden, sei eine Apfelerntemaschine „natürlich interessant“, sagt Schmitz-Hübsch: „Aber erst mal möchte ich abwarten und dann gucken wir mal.“