Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Stadtjugendring protestiertJugendparlament in Bornheim vor dem Aus

4 min

Der Jugendkunstpreis, vom Parlament vor zwei Jahren ins Leben gerufen, soll nach dem Wunsch des Bürgermeisters fortgeführt werden.

Bornheim – Schon im November wurde das Dilemma sichtbar. Es fanden sich nicht mal elf junge Menschen, die im Bornheimer Kinder- und Jugendparlament ihre Stimme für die Gleichaltrigen erheben möchten. Daraufhin sagte die Verwaltung die im Turnus von zwei Jahren anstehende Wahl des Jugendparlaments ab, das amtierende Gremium blieb bis auf Weiteres im Amt. Am kommenden Dienstag geht es im Jugendhilfeausschuss um die Absetzung des sogenannten KiJuPa Bornheim. Der Stadtjugendring wehrt sich.

Ein Imagefilm, ein Workshop, all das hat nicht ausgereicht, um die Mindestzahl von elf Jugendlichen zu begeistern. Zuvor hatte der Stadtjugendring Bornheim unter Aufbietung „aller möglichen personellen Ressourcen an Schulen mit amtierenden Mitgliedern versucht, das Jugendparlament in Schulen im Stadtgebiet zu bewerben“, so Vorsitzender Dominik Pinsdorf. Er hat auch eine Erklärung dafür: „Bornheim ist eine Flächengemeinde, und Jugendliche identifizieren sich meist nur mit dem Stadtteil, in dem sie selbst leben. Bauchschmerzen bereitet uns, dass junge Menschen im Stadtgebiet durch die Auflösung des KiJuPas ihre legitimierte Vertretung verlieren.“

Unklar sei, wie es nach dem 28. Juni weitergehen soll. „Wir finden, man sollte hier nichts überstürzen“, so Pinsdorf. „Wir bewerten den drohenden Wegfall des KiJuPa in Bornheim als einen großen Einschnitt in die aktive Jugendbeteiligung, zumal das KiJuPa neun Jahre lang im Gesamtergebnis gute Arbeit geleistet hat.“ Projektorientierte Arbeit habe mehr geschafft als starre formale Sitzungen. „Man möge sich nur vorstellen, der Stadtrat würde nicht genug Freiwillige finden. Würden wir diesen dann auch einfach auflösen?“, fragt Pinsdorf. Der Wunsch nach einem Kinder- und Jugendparlament vor neun Jahren kam ja nicht von ungefähr, sondern war das Ergebnis eines Jugendforums, das sich mit Beteiligungsformen für Jugendliche in der Kommune beschäftigt hatte. Demokratie lebe auch vom Scheitern, aber dies solle nicht direkt zur Absetzung eines Gremiums führen.

Aufgaben

Das Kinder- und Jugendparlament (KiJuPa) besteht aus bis zu 21 Mitgliedern. Es setzt sich für die Interessen von jungen Leuten im Stadtgebiet ein. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen Projekte planen und organisieren ist eine der Hauptaufgaben der KiJuPa-Mitglieder. Außerdem organisiert das Gremium Aktionen wie den Bornheimer Jugendkunstpreis, verschiedene Poetry Slams oder winterliches Basteln für Kinder. (EB/jr)

Die vom Vorsitzenden des Stadtjugendrings, Dominik Pinsdorf, geäußerte Befürchtung, dass junge Menschen im Stadtgebiet mit dem Aus des KiJuPa ihre legitimierte Vertretung verlören, kann Bürgermeister Wolfgang Henseler nach eigenem Bekunden nicht nachvollziehen. „Mit dem Stadtjugendring selbst verfügen junge Menschen über eine wichtige Stimme. Unser Ziel ist es, darüber hinaus Kindern und Jugendliche andere attraktivere Formen der Partizipation anbieten zu können.“ Die Vergangenheit habe gezeigt, dass sich Bornheimer Kinder und Jugendliche sehr wohl engagieren und einbringen wollten, wenn sie von vornherein mitgenommen würden und vor Ort ganz konkret an Projekten mitwirken könnten, die ihrer Lebensrealität entsprechen und von denen sie sich angesprochen fühlten. Ein Beispiel dafür sei der vor zwei Jahren ins Leben gerufene Jugendkunstpreis, der laut Henseler in jedem Fall fortgeführt werden soll.

Projektgruppe soll gegründet werden

Eine Umfrage an allen weiterführenden Schulen und eine Online-Befragung hätten die Meinung der Verwaltung bestätigt und deutlich gemacht, wo die Interessen der Jugendlichen liegen. Geplant ist laut Bürgermeister, eine Projektgruppe zu gründen, die sich aus Kindern und Jugendlichen zusammensetzt und mit weiterer Hilfe Projekte des KiJuPa fortsetzen soll. Zusätzlich soll eine Steuerungsgruppe mit angemessenen Mitteln und Methoden für eine politische Beteiligung werben und jugendrelevante Themen ermitteln. „Der Stadtjugendring ist eingeladen, diesen Prozess mitzugestalten und mitzusteuern. Er soll durchaus auch darauf achten, dass dieser Transfer von Meinungen, Ideen und Wünschen in die Politik gelingt.“

Trotz großer Anstrengungen der Verwaltung, des Stadtjugendringes und der freien Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit war es nicht gelungen, eine ausreichende Zahl junger Menschen zu mobilisieren, die bereit gewesen wären, für das KiJuPa zu kandidieren. Bereits 2014 hatte die Wahl aus dem gleichen Grund um ein Jahr verschoben werden müssen. „Es ist klar geworden, dass ein Gremium wie das Kinder- und Jugendparlament anscheinend nicht mehr zeitgemäß ist. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die starren Strukturen eines ,Parlaments’ nur für wenige attraktiv sind“, betont Henseler.

Jugendhilfeausschuss Bornheim, Dienstag, 23. Juni, 18 Uhr, Sporthalle des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums.