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Einkaufen mit 2G-RegelWas Kunden in Alfter, Bornheim und Meckenheim sagen

Lesezeit 4 Minuten

Yvonne Tam vom „La Fleur“ in Alfter 

Rhein-Sieg-Kreis – „Check-in“ gilt jetzt bei „Mode Chris“ am Peter-Hausmann-Platz in Bornheim. Wer sich im Bekleidungsfachgeschäft von Christian Nettekoven umschauen und wer dort einkaufen möchte, der muss direkt am Eingang seinen Impfstatus nachweisen. Seit dem 4. Dezember greift auch hier die neue NRW-Coronaschutzverordnung. Geschäfte, die keine Waren des täglichen Bedarfs anbieten, dürfen nur noch vollständig Geimpfte und Genesene (2G) hineinlassen. Wie sehen die Kunden die Neuerung?

„Im Moment haben wir noch keine Probleme, unsere Kunden sehen das noch ganz entspannt“, so das Fazit von Christian Nettekoven. Er sehe zwar ein, dass das Infektionsgeschehen eingedämmt werden muss, kritisiert jedoch, dass es „wieder einmal den Einzelhandel trifft“.

Christian Nettekoven von „Mode Chris“

Auch in anderen Geschäften an der Königstraße in Bornheim sehen es die Kunden noch gelassen, das ergaben Stichproben. Und die Kontrollen werden seitens der Geschäftsleute sehr ernst genommen. „Warten Sie bitte am Eingang, ich muss erst Ihren Impfstatus überprüfen“, bat eine Verkäuferin im Schreib- und Spielwarengeschäft Paffenholz. Sie wollte sie die CovPass-App sehen, um den zweifachen Impfstatus zu überprüfen. Auch dort habe es bislang keine Probleme gegeben: „Die Leute zeigen Verständnis, die, die keinen Nachweis haben, verlassen unser Geschäft dann auch wieder“, schilderte Ladeninhaber Franz Paffenholz.

Bettina Stackmann stöberte in der „Bornheimer Bücherstube“ und schaute sich nach neuer Lektüre um. 2G ist für die Sechtemerin kein Problem, im Gegenteil, sie fühle sich dadurch sicherer, könne so den örtlichen Einzelhandel unterstützen statt online einzukaufen. Zudem genieße sie das „haptische Erlebnis.“ Ladenbesitzerin Angelika Morell hält die Regelung für „zwiespältig“, dabei sei sie von den 2G-Einschränkungen als Buchhändlerin noch nicht einmal betroffen: „Wir fallen wie Apotheken oder Lebensmittelläden unter die Kategorie ,Geschäfte des täglichen Bedarfs’, da wir Kulturgüter verkaufen und Schulbücher. Die brauchen die Kinder ja nun einmal.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, müssen sich ihre Kunden die Hände desinfizieren und es wird nur eine begrenzte Zahl hineingelassen. Auch sie sagt: „Wieder einmal wird es den Geschäftsleuten schwer gemacht. Und das wohl über eine längere Zeit.“ Zudem kritisierte die Buchhändlerin, dass viele Kunden nicht mehr durchblicken, wo denn nun welche Regelungen gelten.

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Das kann auch Heike Fuß, Inhaberin des Feinkostladens „Genussvoll leben“, bestätigen. Da sie Lebensmittel verkauft, können ihre Kunden sie problemlos ohne 2G besuchen, Abstand halten und Handdesinfektion reichen. „Die Politik macht schon wieder dieselben Fehler wie im vergangenen Jahr. Alle Geschäftsleute sind die Leidtragenden, weil niemand weiß, wo nun was gilt. Die Kunden sind einfach verunsichert, aber wir leiten sie so gut es geht durch diesen Regelwust.“ Müsste sie die 2G-Regel nachhalten, sähe es übel aus: „Gerade jetzt vor Weihnachten machen wir den meisten Umsatz. Hätten wir den nicht, könnte ich dichtmachen.“

Kundin Alina Zocholl, die gerade in dem Feinkostladen einkaufte, zeigt Verständnis für die Regeln und fühlt sich dank 2G auch sicherer. „Angst hätte ich aber auch ohne 2G nicht, ich bin zweifach geimpft, ich lasse mich regelmäßig testen und als Physiotherapeutin habe ich sowieso mit vielen Menschen zu tun“, erzählte die Brühlerin. 2Gplus als Kundin lehnte sie allerdings ab: „Dafür wäre mir der Aufwand zu groß. Wozu lasse ich mich denn impfen und trage eine Maske?“

So richtig kompliziert wird es im Blumencafé „La Fleur“ am Herrenwingert in Alfter. Inhaber Dominik Tam erfüllte sich gemeinsam mit Ehefrau Yvonne Anfang Oktober einen langgehegten Jugendtraum. Sie zogen mit ihrem Blumenladen ein paar Häuser weiter in das leer stehende Café im Volksbank-Gebäude und richteten dort einen Blumenladen mit einem Café ein. Seitdem werden dort nicht nur Pflanzen verkauft, die Kunden können dort auch Kaffee trinken oder ein Stück Kuchen essen. Blumenläden gehören wie Gartencenter zum täglichen Bedarf, möchten die Kunden zusätzlich speisen, greift die 2G-Regel. Es gebe Aufklärungsbedarf, doch die Kunden haben Verständnis.

Bettina Stackmann (oben) in der „Bücherstube“

„Es funktioniert gut. Die meisten haben alles dabei und haben Verständnis“, sagt auch der Vorsitzende des Meckenheimer Verbundes, Willi Wittges-Stoelben. „Es ist aber aufwendig, kostet Zeit und damit Geld. Wir sind vor Weihnachten eh sehr eingespannt. Aber es ist besser als eine Zwangsschließung wegen Versäumnissen unserer Politiker!“