Firmen aus der RegionBasalt-Tagebau am Hühnerberg

Ein riesiger Tagebau liegt versteckt bei Königswinter-Hühnerberg
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Königswinter-Hühnerberg – Als die kleine Ampel auf Grün springt, gibt es ein ohrenbetäubendes Getöse. 65 000 Kilogramm Basalt donnern mit einem Rutsch von der Ladefläche des Quarry-Trucks mit der Nummer 775 E auf eine schräge Rampe und verschwinden bald darauf Funken schlagend in einem tiefen Schacht. Ohne Unterbrechung dröhnt von unten das Knirschen und Krachen des Steinbrechers, der die 20 Millionen Jahre alten Basaltblöcke mit Macht zerkleinert. Zu sehen ist davon nichts. Außer den Funken. Und dem grauen Staub, der aus der Tiefe aufsteigt und sich überall niederschlägt. Der Wind treibt ihn über das Plateau.
Irgendwann, nachdem die extrem harten Steine verschiedene weitere Brecher und Siebe passiert haben und über zumindest einen Teil der insgesamt 2500 Meter langen Förderbänder auf dem Betriebsgelände transportiert wurden, kommen sie als Industrieprodukt auf haushohen Lagerbergen an. Und sind nur noch wenige Millimeter große Körner.
Alles ein bisschen größer als normal
Das ist aber auch das einzig Kleine hier. Ansonsten ist alles ein bisschen größer als normal im Basalt-Tagebau am Hühnerberg. Vom Vorbeifahren kennt man das große grüne Gebäude, das aus dem Wald zwischen Willmeroth und Eudenbach herausragt. Doch das eigentliche Werk ist von außen verborgen. Auf 50 Hektar Fläche öffnet sich der Tagebau, an dem jedes Jahr bis zu 1,2 Millionen Tonnen Basalt abgebaut werden. Der in dieser Landschaft überdimensional wirkende Krater misst etwa 900 Meter in der Nord-Süd-Ausrichtung und 700 Meter von Ost nach West. Rund 90 Meter tief sind die Fachleute inzwischen vorgedrungen. Dabei stand hier einmal ein Berg.
1891, so berichtet es der Verein Oberhau Aktuell, wurde an den Steinbrüchen Willmeroth und Hühnerberg zum ersten Mal Basalt abgebaut. 362 Meter und damit so hoch wie der Drachenfels sei der „Hunner Berg“ einst gewesen. Heute liegt der obere Rand des Tagebaus auf 289 Meter, die Sohle ist 90 Meter in der Tiefe.
Der Hühnerberg ist einer von zehn Steinbrüchen der Rheinischen Provinzial- Basalt- und Lavawerke (RPBL), die 1972 durch Fusion zweier Unternehmen in dieser Form entstanden sind (siehe auch Infotext). „Wir machen viel aus eigener Hand“, sagt Geschäftsführer Thomas Blau bei einem Betriebsbesuch der Rundschau am Hühnerberg. Mitarbeiter beschäftige man meist schon langjährig.
Mehr als 40 Jahre dabei ist Hans-Gerd Schlangen, der als Technischer Leiter am Basalt-Steinbruch Hühnerberg auf jede Frage eine Antwort weiß. Anfangs habe jede Gemeinde rund um Oberpleis selbst Basalt abgebaut, berichtet er aus der Historie. Am Hühnerberg arbeiteten sich später drei oder vier Betriebe von zwei Seiten aufeinander zu.
Die Rheinischen Provinzial- Basalt- und Lavawerke (Sinzig) bauen in zehn Basalt- und Lavabrüchen pro Jahr rund sechs Millionen Tonnen Naturstein ab. Steinbruchstandorte sind neben Königswinter-Hühnerberg beispielsweise Kasbach, Plaidt, Bolsdorf, Mayen ober Kaperich. Das Unternehmen betreibt zudem Asphaltmischwerke. Insgesamt beschäftigt es rund 250 Mitarbeiter.
Für den Verkauf der geförderten und aufbereiteten Produkte sind die beiden Vertriebsgesellschaften Lava Union und Basalt Union zuständig. Sie übernehmen zudem die logistische Abwicklung.
Zu den Abnehmern der Produkte gehören Tiefbauunternehmen, Asphaltmischwerke, Betonwerke, Wasserbauunternehmen, die keramische Industrie und der Baustoffhandel. Zudem werden die Naturprodukte nach Firmenangaben in der Landwirtschaft, im Obst- und Weinbau sowie beim Landschafts- und Sportstättenbau verwendet. (csc)
Heute bohrt, sprengt, verarbeitet und transportiert die RPBL am und vom Hühnerberg. Aus dem vor 20 Millionen Jahren durch vulkanische Aktivitäten entstandenen Basalt werden hier Gesteinskörner, die als Zuschlagstoff für Asphalt oder Beton dienen. Oder auch Mikrokörnungen von nur noch 0,25 Millimeter Größe, die zum Beispiel in der keramischen Industrie oder zum Sandstrahlen eingesetzt werden. Hauptabsatzgebiet für den Steinbruch Hühnerberg ist der Raum Köln/Bonn und das Ruhrgebiet.
Insgesamt rund 40 Leute arbeiten in zwei Schichten am Hühnerberg. Laut Thomas Blau muss man das Siebenfache an Personal rechnen, wenn der Vertrieb oder auch die Wartung und Instandhaltung der technisch aufwendigen Anlagen einbezogen würden. „Viele Leute aus der Umgebung arbeiten hier.“ Vermutlich ist das mit ein Grund dafür, weshalb der Tagebau – obwohl mit Lärm, Staub, Lastwagenverkehr und Eingriffen in die Landschaft verbunden – in der Region so geräuschlos funktioniert. „Wir sind lokal stark verwurzelt“, sagt der RPBL-Geschäftsführer.
Welche Besonderheit der Hühnerberg für einen Bergbau hat, lesen Sie auf der nächsten Seite...
Bei Sprengung lösen sich 30 000 Tonnen Basalt
Bei den Sprengungen, die einmal in der Woche nötig sind und bei denen laut Hans-Gerd Schlangen mit einem Schlag 30 000 Tonen Basalt gelöst werden, setzt das Unternehmen auf High-Tech. Die Wand werde mit Laser vermessen, der Sprengstoff in den Bohrlöchern auf nur noch einige Kilogramm reduziert, die insgesamt 120 Zünder in einem Abstand von 17 Millisekunden gezündet. Schlangen: „Die Erschütterungen werden minimiert bis zum Geht-nicht-mehr.“ Sie seien aber gleichwohl in den Orten spürbar; Kontrollmessungen fänden direkt an den Häusern statt.
Die aus der Wand gesprengte Basalblöcke werden mit den großen Trucks mit ihren mannshohen Reifen über die am Rand des Tagebaus angelegten Straßen nach oben gefahren. 65 Tonnen Stein kippt einer der Quarry-Trucks mit einem Rutsch in den ersten Steinbrecher. Ein Mann in einem Steuerstand kontrolliert den Zulauf in den Schacht.
Die Förderbänder, die zum Steinbruch gehören, erstrecken sich laut Schlangen auf insgesamt rund 2500 Meter. Allein die Bandstraße zum im Tal gelegenen Nonnenberg ist mehr als einen Kilometer lang. Hier unten gibt es eine Asphaltmischanlage, vor allem aber lagert hier der größte Teil des Vorrats, der auf 300 000 Tonnen verarbeitetes Gestein anwachsen kann. Das passiert indes vor allem im Winter, denn der Basalt-Tagebau ist ein Saisongeschäft: Die Nachfrage nach den Rohstoffen steigt mit den Temperaturen, gebaut wird eben vor allem im Sommer. Der Hühnerberg ist zudem konjunkturabhängig: Stockt die Wirtschaft, spüre man das direkt, sagt Thomas Blau. Und wenn die öffentliche Hand kein Geld investiere, „sind wir zu 70 Prozent dabei“.
Noch 15 Jahre, schätzt Blau, werde das Unternehmen am Hühnerberg bleiben. „Die Lagerstätte ist definitiv endlich.“ Durch Bohrungen wisse man ziemlich genau, wie viel Basalt vor Ort noch liege. Nur die Qualität, die kenne man nicht so genau.
Hühnerberg liegt komplett im Naturschutzgebiet
Am Ende werde das Abbaugebiet mit seinem riesigen Krater renaturiert. Pläne dafür gibt es bereits, auch wenn sie bis ins letzte Detail noch nicht geklärt sind. Denn der Hühnerberg hat für einen Bergbau eine weitere Besonderheit: Er liegt komplett im Naturschutzgebiet „Basaltsteinbruch Hühnerberg“, das rund 143 Hektar groß ist. Schon heute leben im Steinbruch zeitweise seltene Arten wie die Gelbbauchunke. Dem Schutz von Kammmolch und Gelbbauchunke sowie des Buchenwalds dient das Naturschutzgebiet laut der 2004 erlassenen Verordnung. Auf die Amphibien nehme man beim Abbau Rücksicht, indem man das entsprechende Areal ausspart, manchmal über Jahre. „Wir betreiben hier aktiv Umweltschutz mit“, sagt Hans-Gerd Schlangen.
Den Basaltabbau kann der Naturschutz übrigens nicht gefährden. In Paragraf 7 der Naturschutzgebietsverordnung ist unter von den Verboten „nicht betroffene Tätigkeiten“ ausdrücklich der „Gesteinsabbau“ vermerkt.