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Gegen den Gestank der Gülle

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im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ist Platz für 280 Rinder geschaffen worden. (Foto: Lothar Homey)

Rheinbach-Irlenbusch – Das riesige Güllebecken ist schon von weitem zu sehen, ebenso das neue Futterdepot. Der Irlenbuscher Landwirt Peter Honert, größter Milchbauer im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, expandiert und die Bevölkerung ist vom Ausmaß der Veränderungen am Hof Honert überrascht. In den vergangenen Monaten haben sich Spannungen zwischen dem Landwirt und Anwohnern entwickelt. Die Bürger fühlen sich teilweise massiv durch den Gestank gestört, den die im Bauernhof anfallende Gülle verursacht.

Eine Reihe von Bürgern aus Neukirchen, Merzbach und Irlenbusch nutzte deshalb die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen eines der größten Bauernhöfe in der ganzen Region zu werfen. Die Idee hatte Merzbachs Ortsvorsteher Karl-Heinz Kerstholt (SPD) gehabt: „Ängste werden am besten aus der Welt geschafft, wenn man offen darüber spricht.“

Weit mehr als 200 Hektar Fläche bewirtschaftet der Rheinbacher Ortslandwirt zwischen Euskirchen und Meckenheim mit seiner Milchwirtschaft samt kleiner Pferdehaltung. Etwa 400 Rindviecher bevölkern die ausgedehnten Stallungen am Nachtigallenweg, vom wenige Stunden alten Kälbchen bis zur zehn Jahre alten Milchkuh. „Wir haben hier 220 Milchkühe, fünf bis sechs Bullen, der Rest ist die Nachzucht“, erläuterten Peter und Monika Honert.

Bei 400 Rindern fällt so einiges an Gülle an, derzeit ist das neue, 4000 Kubikmeter – das entspricht vier Millionen Litern – fassende offene Güllelager bis knapp unter die Oberkante gefüllt, hinzu kommen noch einmal 2000 Kubikmeter im Untergrund der Stallungen. Doch dort wird die Gülle nicht bleiben, denn mit der nährstoffreichen Flüssigkeit düngt Bauer Honert seine Betriebsfläche, die überwiegend aus Grünland und ein wenig Ackerland besteht. „Wir bemühen uns, eine möglichst weitreichende Kreislaufwirtschaft zu verwirklichen, indem wir die eigenen landwirtschaftlichen Produkte verfüttern und mit der Gülle unserer eigenen Kühe unsere Flächen düngen.“ So komme er ohne den Zukauf von Kunstdüngern aus. Allerdings reiche selbst die Gülle von 400 Tieren nicht aus, um die komplette Fläche ausreichend zu düngen, weshalb er immer wieder Jauche von anderen Betrieben, beispielsweise aus dem Münsterland, mittels Tanklastwagen heranschaffen müsse.

Honert kündigte an, noch in diesem Jahr werde das bisher offene Güllebecken mit einer geruchsdichten Abdeckung in Form eines Zeltdaches versehen. Er überraschte seine Besucher mit der Ankündigung, er werde noch ein zweites Silo bauen lassen, in dem eine kleine Biogasanlage eingebaut werde. Dadurch werde nicht nur die Geruchsbildung für die Anwohner vermindert, das natürliche Gas, das aus der Gülle entweiche, könne aufgefangen und und als Öko-Brennstoff vermarktet werden.

Karl-Heinz Kerstholt bilanzierte am Ende, etliche Bedenken hätten doch ausgeräumt werden können. (jst)

Informationen gibt es bei einem „Gespräch über die Zukunft der Landwirtschaft in unserer Region“ am heutigen Dienstag um 19.30 Uhr in der Gaststätte Merzbacher Hof in Merzbach. Bürgermeister Stefan Raetz und Ortsvorsteher Kerstholt haben eingeladen.