Die Handballer lieben seine SmoothiesKurt Steuer aus Bonn ist Teamarzt des DHB-Teams

Kurt Steuer während der Arbeit am Spielfeldrand.
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- Seit 2003 ist Kurt Steuer aus Bonn mittlerweile bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft aktiv.
- Wenn er nicht gerade Smoothies für Uwe Gensheimer und Co. zubereitet, arbeitet er am Bad Godesberger Johanniter Waldkrankenhaus.
- Steuer erklärt, warum der Erfolg des DHB-Teams gerade von den lokalen Busfahrern abhängt.
Bonn – Wenn die deutsche Handballnationalmannschaft ab dem heutigen Donnerstag bei der Europameisterschaft in Österreich, Norwegen und Schweden nach den Medaillen greift, darf einer natürlich nicht fehlen: Professor Kurt Steuer, Chefarzt der Abteilung für Orthopädie und Unfallchirurgie am Bad Godesberger Johanniter Waldkrankenhaus. Als langjähriger Mannschaftsarzt wird er sich bei dem Turnier aber nicht nur um die Verletzungen der Nationalspieler kümmern, sondern auch um ernährungstechnische Fragen. Steuers Smoothies sind schon seit der letzten Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr ein Geheimtipp.
„Die Stimmung ist bemerkenswert gut. Ich bin wirklich überrascht, wie schnell sich die drei Stuttgarter Spieler Johannes Bitter, David Schmidt und Patrick Zieker, die allesamt Neulinge sind beziehungsweise seit 2011 nicht mehr in der A-Nationalmannschaft gespielt haben, eingegliedert haben“, berichtete Steuer, der am Dienstagnachmittag mit dem EM-Tross in Trondheim gelandet war.
Steuer ist seit 2003 beim DHB aktiv
„Natürlich kennen sich alle Spieler aus intensiven Bundesligabegegnungen, dennoch hat Bundestrainer Christian Prokop hier ein gutes Händchen bewiesen.“ Steuer kann das durchaus beurteilen, denn er ist schon seit 2003 beim Deutschen Handballbund (DHB) aktiv. Damals betreute er das Juniorenteam des DHB im Rahmen der Weltmeisterschaft in Brasilien.

Kurt Steuer ist Teamarzt der deutschen Handball-Nationalmannschaft.
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Mittlerweile hat er sich als medizinischer Betreuer der A-Nationalmannschaft etabliert. „Die Handballer charakterisieren ihn als einen kompetenten, sensiblen Ratgeber oder als altersweise und vertrauen seiner medizinischen Erfahrung“, erklärte Michael Forst, der am Waldkrankenhaus für die Pressearbeit zuständig ist. Von seinem Arbeitgeber wird der Professor für die EM freigestellt. Für die Abteilung Orthopädie- und Unfallchirurgie im Waldkrankenhaus ist deshalb auch sein Chefarztkollege Dr. Christian Paul ganzjährig der Ansprechpartner.
Steuers Smoothies geben den Spielern Energie
Nach einer Einheit am Dienstag stand am Mittwochvormittag das Abschlusstraining auf dem Programm. Anschließend sorgte Steuer mit seinen Smoothies dafür, dass die Energiereserven seiner Schützlinge aufgefüllt wurden. „Ich bin hoffentlich nicht zu optimistisch, wenn ich die jetzige Situation mit der 2016 vergleiche, als wir in Polen vollkommen überraschend Europameister wurden. Auch damals waren die Trainer aufgrund einer unfassbaren Verletztenmisere im Vorfeld der EM gezwungen, kurzfristig junge und vermeintlich unbekanntere Spieler wie Rune Dahmke zu nominieren“, erinnert sich Steuer.
Am Ende holte sich das Team den EM-Titel. „Bei aller Euphorie möchte ich aber daran erinnern, dass wir neben einem Topteam auch das notwendige Quäntchen Glück benötigen. 2016 haben wir drei Spiele nur mit einem Tor gewonnen.“
Deutsche Spiele
Das DHB-Team spielt in der Vorrundengruppe C: Heute: 18.15 Uhr: Deutschland – Niederlande (ZDF); Samstag, 11. Januar: 18.15 Uhr: Spanien – Deutschland (ARD). Montag, 13. Januar: 18.15 Uhr: Lettland – Deutschland (ZDF). (wki)
Die aktuelle Mannschaft hat aus seiner Sicht durchaus auch das Potenzial, um die Medaillen mitzukämpfen. „Ich bin sicher, dass wir in jedem Fall aber zeigen werden, dass ein Team mit einem unbedingten Willen, das um jeden Zentimeter Raum und um jeden Ball kämpft, aber auch den Fehler des Nebenmannes ausbügelt, sich mit einer Medaille belohnen und die Fans unserer tollen Sportart begeistern kann“, so der Teamarzt auf Anfrage der Rundschau.
Früh genug die Heizung im Bus anschalten
Um die Wehwehchen der Sportler, die sie nach einer vier Monate andauernden Bundesligasaison haben, kümmern sich aktuell eher die Physiotherapeuten. „Der Arzt hat die Aufgabe, akribisch zu analysieren, wo Gefahren lauern und ob sie ausgeschaltet werden können.
So sind Hinweise auf Klimaanlagen Standardinformationen – möglichst noch vor der ersten Nacht“, so Steuer. Auch die Wege zwischen Hotel und Halle sind problematisch. „Im Idealfall packen sich die Sportler in dicke Winterjacken und Mützen, um sich hier möglichst nicht zu erkälten. Die lokalen Busfahrer sind möglichst frühzeitig darauf zu trimmen, die Fahrzeuge auf Temperatur zu bringen, damit vor allen Dingen nach dem Training und den Spielen die verschwitzten Sportler sich nicht trotz der Jacken erkälten.“
Steuer schaut sich das Risikopotenzial jedes Spielers an
Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen sei es aber nur eine Frage der Zeit, wann bei einem großen Turnier mit vielen Mannschaften und unzähligen Pressevertretern auf engstem Raum der Virusinfekt dann doch grassiere. Im Fall von Erkrankungen müssen die Betroffenen dann mit entsprechenden Medikamenten versorgt werden. Schon im Vorfeld des Turniers hatte sich der Mannschaftsarzt unter anderem einen Eindruck über das Risikopotenzial eines jeden Spielers verschafft. „Das ist natürlich nur möglich, sofern in einem sehr engen Vertrauensverhältnis mit den Kollegen der Bundesligavereine zusammengearbeitet wird.“ Das müsse über Jahre hinweg erst einmal aufgebaut werden.
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Die langjährige Versorgung der Spieler durch den Bonner Arzt hat unschätzbare Vorteile für alle Beteiligten. Er kennt seine Schützlinge aus dem Effeff. Wenn Steuer nicht bei einem Turnier im Einsatz ist, hat er als leitender Verbandsarzt das ganze Jahr über organisatorische und koordinative Aufgaben. So ist er für die komplette medizinische Versorgung auch im Jugend- und Juniorenbereich verantwortlich, und er ist im Verletzungsfall Bindeglied zwischen den Sportlern und der Berufsgenossenschaft.