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König Fahad Akademie„Brücke zwischen den Kulturen“

Lesezeit 4 Minuten

Die Absolventen der Akademie wurden im Rahmen des Festakts zum 20-jährigen Bestehen der Einrichtung verabschiedet.

Bonn – Junge Frauen zum Teil in prächtigen, goldverzierten Gewändern begrüßten die zahlreichen Gäste am Eingang mit arabischem Kaffee und Datteln. An vielen Stellen wuselten Jungen und Mädchen aufgeregt herum, die sich offensichtlich auf den großen Tag gefreut hatten. Die König Fahad Akademie in Bad Godesberg feierte am Mittwoch ihr 20-jähriges Bestehen. In dem Rahmen wurden zugleich auch der 20. Abiturjahrgang der Akademie verabschiedet und mehrere hochmoderne Labors eröffnet.

Die König Fahad Akademie ist eine saudi-arabische Ergänzungsschule und führt von Klasse 1 bis 12 zum saudi-arabischen Abitur. Unterrichtet werden die gängigen Schulfächer nach saudi-arabischem Curriculum und in arabischer Sprache. Deutsch und Englisch sind obligatorische Fremdsprachen in allen Klassenstufen. Im August 2014 wurde die Akademie von der International Baccalaureate Organisation dazu autorisiert, IB Diploma Programme, ein internationales Abitur, anzubieten. Zurzeit werden rund 150 Schüler von 36 Lehrern ausgebildet. (wki)

Neben Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, dem Landtagsabgeordneten Bernhard von Grünberg (SPD), der Bad Godesberger Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke und der Integrationsbeauftragten der Stadt Bonn, Coletta Manemann, waren auch konsularische Vertreter verschiedener arabischer Länder zu der Feier in der Akademie gekommen. Bei einem Rundgang schaute sich der Botschafter des Königreichs Saudi-Arabien in Deutschland, Professor Dr. Ossama bin Abdul Majed Shobokshi, gemeinsam mit Stein-Lücke die neuen Labors für Physik und Chemie sowie für Sprachen an. Sie wurden für mehr als 200.000 Euro, die von der saudi-arabischen Erdölfirma Aramco gespendet wurden, mit modernster Technik ausgestattet. Dazu gehören auch 22 interaktive Tafeln. In dem Sprachlabor mit einem großem Touch-Screen-Bildschirm an der Wand durfte Stein -Lücke zudem den Startschuss für die neue deutsche Internetseite geben. Auch der Kunstraum und die dort aufgehängten Bilder der Schüler zu verschiedensten Themen stieß bei dem Botschafter und der Bezirksbürgermeisterin auf großes Interesse.

Der Direktor der Akademie, Dr. Megren bin Ibrahim Al-Megren, erinnerte an die Eröffnung der Akademie 1995 im Beisein des damaligen deutschen Außenministers Klaus Kinkel und der ehemaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann. „Seither haben 670 Schüler die Akademie besucht“, sagte der Direktor. 20 Prozent davon hätten anschließend ein Medizinstudium begonnen, 40 Prozent hätten die Ingenieurlaufbahn eingeschlagen oder würden im Wissenschaftssektor arbeiten. Der restliche Teil habe sich für andere Studienfächer entschieden oder sei Pilot geworden.

Kulturbrücke zwischen Saudi Arabien und der Bundesrepublik

Die Akademie sei eine Kulturbrücke zwischen Saudi Arabien und der Bundesrepublik. Die Öffnung hin zur Gesellschaft werde fortgesetzt. Wichtig seien auch der „Interreligiöse Dialog“ sowie Werte wie Toleranz, Liebe und Respekt anderen Menschen gegenüber.

Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch enthüllte mit dem Botschafter eine Gedenktafel, die an den 20. Geburtstag der Akademie erinnert. Nimptsch wies darauf hin, dass viele Schüler die Akademie nur für einen begrenzten Zeitraum besuchen, beispielsweise weil ihre Eltern eine Ausbildung in Deutschland absolvieren, hier einige Jahre im konsularischen Dienst beschäftigt sind oder medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. „Es gab auch Krisen. Anfang der 2000er-Jahre hatten viele Menschen Angst, dass Islamisten in der Schule mehr und mehr Einfluss gewinnen“, sagte der OB.

Seinerzeit war die Schule auch in das Visier von Polizei und Verfassungsschutz geraten. Die Probleme habe man aber gemeinsam in den Griff gekriegt. Den aktuellen Schulleiter Dr. Megren bin Ibrahim Al-Megren lobte Nimptsch dafür, dass er sich 2012 von Ausschreitungen vor der Schule distanziert habe. Beim Aufeinandertreffen von Mitgliedern der rechtsextremen Partei Pro NRW und radikalen Salafisten waren damals mehr als 20 Polizisten verletzt worden. Mittlerweile, so Nimptsch, gebe es zahlreiche Kooperationen mit anderen Schulen und eine gute Zusammenarbeit in vielen anderen Bereichen.

„Auf die Leistung der Akademie in den vergangenen 20 Jahren schauen wir, trotz einiger Stolpersteine auf dem Weg, zufrieden zurück“, betonte der Botschafter. Die Akademie wirke bei zahlreichen Kulturveranstaltungen und sei Gastgeber bei Ausstellungen Bonner Künstler. Zudem sei die Akademie Gründungsmitglied des „Interreligiösen Dialogs“. „Die Zeiten ändern sich, da können die Curricula nicht starr bleiben“, sagte der Botschafter und spielte damit auf den neuen Abschluss (siehe Kasten) und die Modernisierung der Lernmittel an. Die jetzigen verabschiedeten Absolventen seien die letzten mit einem saudischen Schulabschluss.

Mit einem Film über die Aktivitäten der Akademie im vergangenen Jahr, dem Kanon „20 Jahre“ und der Ehrung der Absolventen endete das offizielle Festprogramm.

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