BundesverkehrswegeplanAltbekannte Reaktionen in der Region

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Derzeit endet die A 562 (Konrad-Adenauer-Brücke) am Ennert im Grünen (beziehungsweise geht in die A 59 über). Der umstrittene Ennertaufstieg als Verbindung zur A 3 bei Birlinghoven steht aber nun wieder im Bundesverkehrswegeplan.

Derzeit endet die A 562 (Konrad-Adenauer-Brücke) am Ennert im Grünen (beziehungsweise geht in die A 59 über). Der umstrittene Ennertaufstieg als Verbindung zur A 3 bei Birlinghoven steht aber nun wieder im Bundesverkehrswegeplan.

Königswinter/Bonn – Sie trägt die Projektbezeichnung B 56-G40 NW, soll 11,5 Kilometer lang werden und satte 683,4 Millionen Euro kosten – die in der Region heftig umstrittene Südtangente hat es in den Bundesverkehrswegeplan 2015 geschafft. In dem gestern von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in Berlin vorgelegten Entwurf steht sie in der Rubrik „Neue Vorhaben – weiterer Bedarf mit Planungsrecht“. Also nicht unter dem „vordringlichen Bedarf“. Sie hat damit auf absehbare Zeit kaum Aussichten auf eine Realisierung.

Doch so neu die (Wieder-) Aufnahme der geplanten vierspurigen Bundesstraße (sie soll von der linksrheinischen A 565 auf dem Bonner Hardtberg durch einen Venusbergtunnel über die Konrad-Adenauer-Brücke und den Ennertaufstieg zur A 3 bei Dambroich führen) in den Bundesverkehrswegeplan ist, so altbekannt gestern die Reaktionen der Politik in der Region. SPD und Grüne schimpfen, die CDU freut sich.

So sprach der CDU-Bundestagsabgeordnete Norbert Röttgen von einem „verkehrs- und wirtschaftspolitisch wichtigen Signal für unsere Region“. CDU-Kreistagsfraktion und -Kreisverband sprachen von einem „wichtigen Lückenschluss“ zwischen der A 3 und der A556 im Bonner Süden, wobei die Sorgen vieler Bürger im Rechtsrheinischen durch einen „deutlich verlängerten Tunnel berücksichtigt“ worden seien.

Die Bonner Bundestagsabgeordnete Katja Dörner (Grüne) betonte dagegen, die Südtangente stehe nur im weiteren Bedarf: „Die umweltfeindliche Südtangente hat damit vernünftigerweise weiterhin keine Chancen auf Realisierung.“ Nach Ansicht des Landtagsabgeordneten Horst Becker (Grüne) ist „selbst der ,weitere Bedarf’ noch zu viel für die Südtangente“.

Zustimmung zum Ausbau der A 59

Der Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber (SPD) warf der regionalen CDU vor, bei Dobrindt auf die Aufnahme der teuren Südtangente gepocht zu haben. Die Folge: Wichtigere Projekt wie der Ausbau der A 565 (Hardtberg-Beuel) stünden bei der Realisierung auch weit hinten, obwohl deren Ausbau gar nicht bis 2030 verschoben werden könne, weil die maroden Brückenbauwerke abgerissen und neu gebaut werden müssten. Hier und beim Bau einer neuen Brücke zwischen Wesseling und Niederkassel (ebenfalls weiterer Bedarf) hätten alle an einem Strang ziehen müssen. Denn, so Kelber: „Die Projekte im ,weiteren Bedarf’ sind bis 2030 nicht zur Realisierung vorgesehen.“

Gutachten

Im Sommer 2011 waren die Ergebnisse eines großräumigen Verkehrsgutachtens veröffentlicht worden, das Bund und Land in Auftrag gegeben hatten. In der Studie war die „Bündelung Siebengebirge“ als „Vorzugsvariante“ von fünf untersuchten Alternativen bezeichnet worden. Zu dieser Variante gehörten der Ennertaufstieg B 56n und die A 3-Anschlussstelle bei Birlinghoven. Entlastet würden Sankt Augustin und der Norden Bonns. Die Kosten wurden damals auf 193 Millionen Euro beziffert.

Ebenfalls „als Vorzugsvariante empfohlen“ wurde 2011 die Kombination von „Bündelung Siebengebirge“ und „Südumgehung Bonn“. Dazu gehören der Ennertaufstieg mit B 56n, die A 3-Anschlussstelle bei Birlinghoven sowie der Venusbergtunnel (Verbindung von der Konrad-Adenauer-Brücke zur A 565). Hier sahen die Gutachter zusätzliche Vorteile im linksrheinischen Bonn, eine Entlastung von B 9, Reuterstraße und der A 565. Kosten damals: 519 Millionen Euro. (csc)

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel erklärte zur Südtangente, deren Einstufung bedeute, „dass das Projekt aus fachlicher Sicht verkehrspolitisch sinnvoll ist. Bleibt es bei dieser Einstufung, hat das Land NRW die Möglichkeit, die Planungen bis zum sogenannten Baurecht weiter voranzutreiben. Auch wenn für dieses Projekt zumindest nach jetziger Prognose keine Mittel bis 2030 bereitgestellt werden können.“

Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster sagte: „Projekte mit dieser Bewertung können dennoch zum Zuge kommen, wenn Projekte aus dem vordringlichen Bedarf nicht realisiert und damit Mittel frei werden. Hier muss die Region ganz dringend am Ball bleiben und gemeinsam in die weiteren Planungen einsteigen, damit wir umsetzungsfähige Maßnahmen präsentieren können, wenn Mittel zur Verfügung stehen. Über allem steht nun die Geschlossenheit der Region.“

Ausbau der A59 zwischen Bonn und Köln-Porz

Auf breite Zustimmung stößt in der Region unterdessen offenbar der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehene komplette Ausbau der A 59 zwischen Bonn-Ost (Südbrücke) und Köln-Porz auf sechs beziehungsweise acht Spuren. Kelber: „Das erhöht nicht nur die Leistungsfähigkeit der bestehenden Strecke, sondern schafft für die Anlieger auch den Rechtsanspruch auf optimalen Lärmschutz.“

Der Bürger Bund Bonn (BBB) sprach sich gestern in einer Pressemitteilung für den rechtsrheinischen Ennertaufstieg aus, um die „unerträglichen Staus“ in Beuel abzubauen. Er lehnte aber zugleich den linksrheinischen Venusbergtunnel ab, weil dann eine Autobahn quer durch das Bonner Stadtgebiet und den Erholungspark Rheinaue führen würde. Der BBB: „Wir wollen keinen Fernverkehr aus Holland oder anderswo mitten durch Bonn fahren lassen.“

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