Schloss in KönigswinterDrachenburg begrenzt die Besucherzahl bei Events deutlich

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Ein Publikumsrenner war die „Einzigartige Weihnachtszeit“ an Schloss Drachenburg (Foto von 2019).

Königswinter – Die Zahl der Besucher auf Schloss Drachenburg, dem denkmalgeschützten Gründerzeitgemäuer auf halber Höhe zum Drachenfels und Inbegriff der Rheinromantik, soll künftig bei Sonderveranstaltungen begrenzt werden.

Waren bei Publikumsrennern wie der „Einzigartigen Weihnachtszeit“ bis zu 12.000 Menschen an einem Tag in der Drachenburg und deren Parkanlage, so sollen es künftig noch maximal 2500 täglich werden. Steuern will die Betreibergesellschaft das über einen reinen Kartenvorverkauf.

„Reduktion auf eine verträgliche Zahl“

Von einer „Reduktion auf eine verträgliche Zahl“ spricht Joachim Odenthal, Geschäftsführer der Schloss Drachenburg gGmbH. An Tagen mit 10.000 bis 12.000 Besuchern sei das Kondenswasser aus der Atemluft die Scheiben im Gebäude runtergeflossen. „Das tut dem Haus nicht mehr gut“, sagt Odenthal. „Es war auch nicht mehr schön“, ergänzt seine wissenschaftliche Mitarbeiterin Tanja Bleutgen-Wagner.

Die Geschichte

Schloss Drachenburg wurde zwischen 1882 und 1884 als repräsentativer Wohnsitz für den Bonner Gastwirtssohn und Börsenmakler Baron Stephan von Sarter gebaut. Nach dessen Tod wurde sie zwischen 1903 und 1908 touristisch vermarktet. Die Eigentümer wechselten häufig. Das Schloss war Genesungsheim des DRK-Frauenvereins (1923), Jungeninternat „Heimschule St. Michael“ (1931), Eliteschule der Nazis (1942), Flüchtlingsquartier (1945) und Eisenbahner-Schulungszentrum (1948).

Von 1960 an stand die Burg leer und verfiel zusehends. 1971 kaufte der Privatmann Paul Spinat das Schloss. Nach dessen Tod erwarb das Land Nordrhein-Westfalen beziehungsweise die NRW-Stiftung 1989 die Drachenburg, die 1994 bis 2010 für mehr als 30 Millionen Euro restauriert wurde. (csc)

Im Vor-Corona-Jahr 2019 kamen laut Odenthal 277.000 Menschen in das aufwändig sanierte Gebäude. „Unser Ziel ist es, die Zahl auf 150.000 bis 180.000 zu senken.“ Die Personenbegrenzung soll ausdrücklich nur bei Sonderevents gelten, die künftig nur noch über den Vorverkauf abgewickelt werden sollen, und nicht während des touristischen Normalbetriebs. Eine zurzeit geplante Sonderveranstaltung sei das „Winterleuchten“, eine Kombination aus dem Schlossleuchten und der „Einzigartigen Weihnachtszeit“, die jeweils Tausende Besucher anlockten.

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Berühmte Künstler und Wissenschaftler (hier der dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen) werden auf den Buntglasscheiben in der Kunsthalle von Schloss Drachenburg gewürdigt.

Die können unterdessen wohl noch in diesem Jahr eine Kunsthalle im Schloss erleben, die vollständig mit Buntglasscheiben versehen ist, so dass ihr Ursprungszustand von Ende des 19. Jahrhunderts wieder hergestellt ist. In der Kunsthalle, in der die Glasmalerei selbst ausgestellt wird, sind erneut dank Stiftern zuletzt mehrere Lanzettfenster durch die Mayer’sche Hofkunstanstalt eingesetzt worden, die unter anderem die Erfinder Johannes Gutenberg und James Watt darstellen. Auf einem noch fehlenden Lanzettfenster sollen die Komponisten Verdi und Meyerbeer zu Ehren kommen. Das noch schlichte, raumhohe Fenster auf der Ostseite der Kunsthalle soll laut Kunsthistorikerin Bleutgen-Wagner voraussichtlich im Dezember eingesetzt werden und die großen Maler des Südens – Raffael, Michelangelo und Murillo – würdigen. Finanziert wird es durch die NRW-Stiftung.

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Als Schloss Drachenburg 2010 nach rund 15-jähriger Restaurierung wiedereröffnet wurde, waren fast alle Fensterscheiben der Kunsthalle nur aus einfachem „Milchglas“. Aus Kostengründen. Die teure Rekonstruktion der Fenster, die meist zerstört oder verloren waren, sei damals als „Aufgabe für Generationen“ bezeichnet worden, erinnert Joachim Odenthal. Dass dieses ambitionierte Projekt nun doch in fast zehn Jahren gelungen sei, mache ihn „glücklich und stolz“.

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In diesem zurzeit als Lager genutzten Raum wird künftig eine Küche nach historischem Vorbild Teil der Museumsausstellung.

Fenster für Fenster und Raum für Raum nähere man sich in oft kleinen Schritten dem Ziel, die Drachenburg wieder als Gesamtkunstwerk zu präsentieren. Dazu gehören beispielsweise auch die Buntglasscheiben mit dem Titel „Vogelconzert“, die von der Rheinbacher Glaskünstlerin Helga Feuser-Strasdas nach historischen Vorlagen im Musikzimmer geschaffen wurden, das noch für Trauungen zur Verfügung steht, aber demnächst mit alten Möbeln ausgestattet und Teil der Museumsausstellung wird. Doch Odenthal und sein Team wollen sozusagen auch einen Blick hinter die Kulissen ermöglichen, indem sie zeigen, wie eine Villa von den Ausmaßen der Drachenburg gemanagt wurde. Deshalb wird unter dem relativ neu eingerichteten Anrichtezimmer – es war zuletzt Stuhllager und verfügt über eine Durchreiche zum Speisesaal – nach Originalvorbild eine Küche eingerichtet werden.

„Zeigen, wie großbürgerliches Wohnen funktionierte“

Der Raum, dessen Tür Tanja Bleutgen-Wagner aufschließt, dient zurzeit als Lager für Tische, Stühle und Geschirr. Doch ein stark vergrößertes Originalfoto gleich neben der Tür zeigt Frauen in der damaligen Küche bei der Arbeit. Den das Bild dominierenden Herd hat die Kunsthistorikerin schon in einem alten Gutshof gefunden, die Details wie Zwiebackdosen oder Sauerkrauttöpfe könne man ebenso noch beschaffen wie die fehlenden Wandfliesen, betont sie. „Es ist hochspannend“, sagt Joachim Odenthal über das neue Projekt seines Teams, „zu zeigen, wie großbürgerliches Wohnen funktionierte.“

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