Gastronomisches GroßprojektAm Café Europa in der Altstadt wird wieder gearbeitet

Über insgesamt drei Gebäude entlang der Drachenfelsstraße (oben) mit einer verbindenden Terrasse soll sich das gastronomische Angebot des einstigen Café Europa künftig erstrecken.
Copyright: Ralf Klodt
Königswinter – Wenn man einen Blick hinter die Fassade des Hauses wirft, dessen Fenster über Jahre hin lieblos mit Latten vernagelt und deren Türen von der Stadt zudem amtlich versiegelt worden waren, dann staunt man schon ein bisschen. Im einstigen Café Europa, direkt an der Touristenflaniermeile zwischen Rhein und Drachenfels gelegen, hat sich trotz des langen Stillstands etwas getan. In der Mitte des großen Raums ein Tresen, mit Felsbrandstein gemauerte Bögen, freigelegtes Fachwerk, aus der Decke hängende neue Stromleitungen. Und draußen ist die Terrasse schon neu gefliest,
Ende dieses Jahres, sagt Dr. Mohamed Rizk, will er auf insgesamt rund 2000 Quadratmetern Fläche ein gastronomischen Angebot machen, das vom Bistro über eine Teestube bis zum Restaurant reicht und insgesamt drei Gebäude umfasst, die an der Drachenfelsstraße nebeneinander liegen und durch die Terrasse verbunden sind. „Ich will hier“, sagt Rizk am Mittwochmorgen, als er die Rundschau durch die seit ein paar Wochen wieder laufende Baustelle und auf die neu geflieste Terrasse führt, „eine grüne Oase schaffen.“ Viel Blumen und viel Wasser sollen das Bild künftig bestimmen.
Bistro, Teestube

Noch sind deutliche Schäden in dem alten Mittelbau zu erkennen.
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und Restaurant
Nimmt eine schier endlos scheinende Geschichte doch noch ein gutes Ende?. „Das ist eine Schande für Königswinter“, sagt am Mittwoch eine Passantin, als sie am einstigen Café Europa vorbeigeht, das zurzeit wirklich keine Augenweide ist. Rund vier Jahre lag das Projekt brach. Die Stadt hatte Rizk die Baustelle stillgelegt. Sie sprach von fehlenden Unterlagen für eine Baugenehmigung und von Einsturzgefahr auf dem Gelände.
Mohamed Rizk hatte dafür nie wirklich Verständnis. Im Juli 2014 sagte er der Rundschau fast schon trotzig, er könne mit dem traurigen Anblick des Gemäuers und den vernagelten Fenstern auch noch zehn oder zwanzig Jahre leben. „Was soll ich machen? Jeden Tag mit der Verwaltung reden?“ Auch gestern geht Mohamed Rizk mit Politik und Verwaltung in der Drachenfelsstadt hart ins Gericht. „Altstadtsanierung kann man nicht verwalten, man muss sie managen.“ Niemand sei bereit, Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen habe sich die Stadt auf teuer bezahlte Planungsbüros verlassen. „Das Geld hätte man lieber woanders reinstecken sollen.“ Und Politiker tauchten nur auf, wenn Wahlen seien.

Dr. Mohamed Rizk investiert nach eigener Aussage rund 1,5 Millionen Euro.
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Mohamed Rizk hat nach eigenen Angaben inzwischen in Königswinter elf Objekte gekauft. Ihm gehören unter anderem die Orangerie und das Alte Brauhaus im Süden und das Weinhaus Dr. Rizk am nördlichen Stadteingang. Rund 1,5 Millionen Euro will er nach eigener Aussage in das Projekt Café Europa investieren. Von der öffentlichen Hand, das betont Rizk gestern erneut, habe er noch nie einen einzigen Cent haben wollen.
In dem einstigen Schuhgeschäft in der Drachenfelsstraße 25-27 – auch dieses Haus hat Rizk gekauft – stehen derzeit Antiquitäten. Davon besitzt er nach eigenen Angaben eine ganze Menge, und mit ihnen will er die 2000 Quadratmeter große Gastronomie bestücken. Zu ihr gehört ein Bistro mit Kaffeerösterei im früheren Schuhgeschäft; eine kleine Küche ist hier bereits eingerichtet, einen Tresen gibt es auch schon. Die Terrasse ist sozusagen das Bindeglied zwischen dem alten Café Europa und dem künftigen Bistro. Im etwas zurückgesetzten Mittelbau dazwischen will Rizk auf zwei Etagen eine Teestube schaffen, auf dessen Rückseite im Innenhof soll ein Steingarten entstehen. Ein tiefer Riss in der Fassade auf der Rückseite des Baus macht auf den Laien nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. Aber Rizk gibt sich gelassen. Er wisse, wie man damit umgehe.
Im eigentlichen Altbau des Café Europa will er internationale Küche anbieten. Im ersten Obergeschoss soll es Events, Konzerte oder kleine Theateraufführungen geben. In der Ecke hinten links werde das Klavier stehen. Einen Raum weiter werde es eine Sektbar geben, das zweite Obergeschoss solle Kunsthandwerkern, Malern und Bildhauern zur Verfügung gestellt werden für kleine Ausstellungen.

Im Innenhof will Mohamed Rizk einen Steingarten schaffen.
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Er wolle, sagt Mohamed Rizk, die Stadt bereichern und attraktiver machen und mit seiner neuen Gastronomie auch Menschen aus Köln, Koblenz, Bonn und Leverkusen anlocken. Das gelinge nicht mit Ein-Euro-Shops oder Dönerbuden, die er in der Nachbarschaft in der Altstadt hat. „Wegen eines guten Döners kommt kein Mensch nach Königswinter. Ich will aus Königswinter etwas machen.“
Und beim Hinausgehen gibt er den Journalisten noch einmal seine Botschaft mit auf den Weg: „Bei der Altstadtsanierung sind Fehler gemacht worden. Das ist nicht schlimm, aber man muss daraus lernen.“