Der kleine Lilienweg im Ortsteil Bockeroth soll als „Schwammstadt-Straße“ ausgebaut werden. Das nützt dem Klima, aber für die Anlieger wird es teuer.
Für Anlieger teuerStadt Königswinter will kleinen Weg als „Schwammstadt-Straße“ ausbauen

Bisher nur eine Schotterpiste: Der Lilienweg in Bockeroth soll nach dem „Schwammstadt-Prinzip“ ausgebaut werden.
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Der kleine Lilienweg im Königswinterer Bergdorf Bockeroth ist eine eher unscheinbare Straße, noch nicht fertig gebaut und nur mit einer Schotterfläche versehen. Auf der einen Straßenseite stehen sieben relativ neue Doppelhäuser, deren Eigentümer von ihren Terrassen aus über Rapsfelder in Richtung Oelberg schauen können.
Doch der unscheinbare Weg vor ihren Häusern hat Chancen, so etwas wie ein Präzedenzfall zu werden. Auch wenn Königswinters Technischer Beigeordneter Fabiano Pinto kürzlich in der Sitzung des Bau- und Verkehrsausschusses das Wort „Pilotprojekt“ ausdrücklich nicht benutzen wollte. Der Lilienweg wäre jedoch, wenn er so ausgebaut würde, wie es eine Mehrheit im Ausschuss beschlossen hat, die erste Straße in Königswinter, die nach dem Prinzip der „Schwammstadt“ gestaltet würde.
Anlieger müssen mit 40.000 Euro Mehrkosten rechnen
Pinto sprach allgemein von einem „Paradigmenwechsel“ beim Straßenausbau. Dabei sei die „Schwammstadt“-Lösung immer mit Mehrkosten verbunden. Im Fall des Lilienwegs heißt das konkret: Würde ein herkömmlicher Ausbau mit Asphalt oder Pflaster und mit einigen Baumpflanzungen laut Sitzungsvorlage rund 280.000 Euro kosten, wären es bei der klimafreundlichen Lösung 319.000 Euro.
Die Anlieger müssen laut Baugesetzbuch und städtischer Satzung 90 Prozent des beitragsfähigen Erschließungsaufwands übernehmen. Bei der „Schwammstadt“-Variante also insgesamt knapp 40.000 Euro mehr. Fabian Bongartz von der Firma Helmert & Bongartz (Siegburg) stellte die Alternativen vor und verwies unter anderem auf die „Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer“. Demnach müsste auch nach einem Ausbau Verdunstung, Versickerung und Grundwasserneubildung weitgehend erhalten werden.
Der Bauausschuss hatte zudem im Januar 2022 auf Antrag der Lokalen Agenda Königswinter beschlossen, bei künftigen Straßenplanungen das „Stockholmer Modell“ zu berücksichtigen. Danach würden im Lilienweg weniger Flächen versiegelt durch den teilweisen Einbau von Rasenfugenpflaster und die Bäume durch den Einsatz von „Baumrigolen“ resilienter gegen Trockenperioden, so die Vorlage der Stadtverwaltung.
Man sei sich, so Klaus Ruppert (Grüne), im Allgemeinen „ziemlich einig“, dass die Schwammstadtidee „richtig und wichtig“ sei. Man müsse den Anliegern des Lilienwegs das Ganze erklären und bei den Kosten versuchen, Wege zu finden, um die Belastung abzufedern. Ähnlich Manuela Rossbach (KöWi): Die Bürger in Königswinter seien eigentlich für Klimaschutz, man müsse die Entscheidung „gut erklären“. 'Cornelia Hollek, bei der Stadt Königswinter zuständig für die Technische Planung, stellte allerdings klar, dass die Verwaltung keinen juristisch wasserdichten Weg habe finden können, um die Anlieger von den Mehrkosten zu entlasten.
„Ausbau des Weges aus Gründen der Verkehrssicherheit geboten“
Die CDU wollte im Ausschuss zunächst noch keinen Beschluss für oder gegen eine der Varianten fällen, sondern die Möglichkeiten erst den betroffenen Bürgern vorstellen. Man dürfe ihnen das „nicht einfach überstülpen“, meinte Frank Klein. Die CDU lehnte die „Schwammstadt“-Variante denn auch ab, während die anderen Fraktionen zustimmten. Eine Bürgerversammlung, bei der das Projekt erklärt werden soll, wurde aber auch einstimmig beschlossen.
Für Andreas Danne (Linksbündnis) war die Sache klar: Mehrkosten von jeweils rund 3000 Euro sei in Relation zu den Kosten für den Neubau der Häuser „vertretbar“.
In der Vorlage der Verwaltung hieß es: „Da sich der Lilienweg in einem sehr schlechten Zustand befindet und bislang über keine befestigte Oberfläche, keine geregelte Straßenentwässerung und keine Straßenbeleuchtung verfügt, ist die zeitnahe Herstellung der Straße aus Verkehrssicherungsgründen geboten.“ Und: Da bei der Variante „Schwammstadt“ 14 Prozent weniger Fläche versiegelt werde, wirke sie „weniger negativ auf das Klima“.